Praxisbeispiel
Einsatz eines Exoskelettes zur Arbeitsgestaltung für einen Monteur

Wo lag die Herausforderung?

Der Monteur hat eine Rückenerkrankung, weshalb er nicht länger die bis zu 16 Kilogramm schweren Scheiben heben, tragen und positionieren kann. Sein Arbeitsplatz in der Produktion musste deshalb behinderungsgerecht angepasst werden.

Was wurde gemacht?

Zur Rückenentlastung beim Heben, Tragen und Positionieren wurde ein anpassbares Exoskelett für den Oberköper bzw. Rücken eingesetzt, das der Monteur zunächst für einige Zeit im Arbeitsalltag erfolgreich testete.

Schlagworte und weitere Informationen

Die Förderung beantragte das Unternehmen bei der eingeschalteten Fachstelle für behinderte Menschen im Arbeitsleben. Die örtlichen Fachstellen für Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben / Beruf existieren so in ihrer Funktion und Verbindung zu den Inklusions- beziehungsweise Integrationsämtern nur in bestimmten Bundesländern. Nach der Antragstellung wurde von der Fachstelle für behinderte Menschen im Arbeitsleben der Technische Beratungsdienst des Inklusions- beziehungsweise Integrationsamtes eingeschaltet, der den Einsatz des Hilfsmittels befürwortete. Die Förderung erfolgte darauf anschließend durch die örtliche Fachstelle für behinderte Menschen im Arbeitsleben.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Fachstellen für behinderte Menschen im Beruf und der Integrations- bzw. Inklusionsämter.

Unternehmen:

Der Konzern ist weltweit tätig und stellt u. a. Glas für Gebäude, die Automobil- sowie Transportindustrie und Kunststoffmaterialien für den Gesundheitssektor her. In Deutschland gehören drei Werke an unterschiedlichen Standorten zum Konzern. In einem Werk werden Scheiben für Fahrzeuge in unterschiedlichster Größe als Zulieferunternehmen für die Automobilindustrie hergestellt.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Der Mitarbeiter hat eine Erkrankung der Wirbelsäule, die je nach Beanspruchung zu Schmerzen führt. Behinderungsbedingt kann er nicht für häufige und schwere Halte- und Tragearbeiten eingesetzt werden. Die gilt besonders, wenn dabei Zwangshaltungen, wie das Bücken oder das gestreckte Vorhalten der Arme vor dem Körper, eingenommen werden müssen.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann ist ausgebildeter Industrieglasfertiger und arbeitet beim Unternehmen als Monteur im Schichtbetrieb.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Der Monteur arbeitet in der Produktion in einer Abteilung mit fünfzehn Beschäftigten, die dort auf die Sicherheitsglasscheiben der unterschiedlichen Scheibentypen verschiedene Zubehörteile aufkleben. Dabei handelt sich es beispielsweise um Regensensoren oder Kunststoffhalterungen für Rückspiegel an Frontscheiben, Halterungen an Glasdächern oder für Leuchten an den Heckscheiben.
Zum Aufkleben der Zubehörteile liegt die Scheibe mit der Innenseite nach oben auf einem Montagegestell. Der Monteur positioniert und verklebt die Zubehörteile und muss die Scheibe anschließend vorsichtig aufheben. Damit die aufgeklebten Teile nicht verschoben werden, muss er die Scheibe vom Körper weggehalten. Manuell legt er die Scheibe dann mit einer Drehbewegung des Oberköpers zum Fixieren in die Maschine dahinter für den nächsten Bearbeitungsschritt. Für einen Arbeitsprozess muss er die Scheibe bis zu fünf Mal manuell anheben, bei einem Gewicht von bis zu 16 Kilogramm. Pro Schicht werden so von ihm zwischen 48 und 80 Scheiben montiert.
Da die Belastungen behinderungsbedingt für den Monteur zu hoch waren, wird unterstürzend ein an die Köpermaße anpassbares Exoskelett für den Oberköper bzw. Rückenbereich eingesetzt. Bereits in der Testphase hatte sich der Monteur bei der Arbeitsausführung an das Exoskelett gewöhnt und empfand es nicht mehr als störend. Zwischenzeitlich kann er das Exoskelett so schnell und unproblematisch anziehen wie seine Arbeitskleidung. Er kann damit auch bequem herumlaufen, öffnet ggf. den Bauchgurt sofern er es für eine Tätigkeit über einige Minuten nicht braucht und zieht es zu den Pausenzeiten aus. In Bezug auf die Tätigkeit unterstützt das Exoskelett ihn beim Heben, Tragen und Positionieren der Scheiben. Das sog. passive und leichte Exoskelett hat dabei keine Motoren, die das Gewicht heben und tragen, vielmehr stärkt es unterstützend den Körper bzw. speziell den Rücken mit Hilfe von Federn und elastischen Bändern durch Speicherung und Wiederabgabe der Energie im Bewegungsablauf. Durch den Einsatz des Exoskelettes kann der Monteur weiter seine Tätigkeit auf Dauer ausüben.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Heben (Boden zur Taillenhöhe/Taillen- zur Kopfhöhe/horizontal)
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Bücken/Aufrichten
  • ELA - Heben
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Bücken
  • ERGOS - statisches/dynamisches Heben
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Geneigt/Gebückt
  • IMBA - Heben
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Rumpfbewegungen (Bücken/Aufrichten)
  • IMBA - Schichtarbeit
  • IMBA - Tragen

Referenznummer:

PB/111253


Informationsstand: 11.03.2024