Praxisbeispiel
Wo lag die Herausforderung?
Der Mann war Modeberater, als er im Alter von 20 Jahren nach einem Unfall erblindete. Er konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben und außerdem keine optischen Informationen mehr wahrnehmen.
Was wurde gemacht?
Eine berufliche Reha mit Blindentechnischer Grundausbildung. In deren Rahmen die Mobilität trainiert und die Brailleschrift sowie der Gebrauch von Blindenhilfsmitteln erlernt wurde. Außerdem unterstützte die Reha-Einrichtung den Mann bei der Bewerbung um eine Praktikumsstelle beim Sportverein in dessen Fitnessstudio. In dem der Mann anschließend eine Ausbildung zum Fitnesstrainer absolvierte und für das er nachher eingestellt wurde.
Schlagworte und weitere Informationen
Der Arbeitgeber erhielt zu Beginn der Beschäftigung von der Arbeitsagentur einen Lohnkostenzuschuss als Eingliederungszuschuss und erhält vom Integrationsamt eine monatliche Förderung zur Kompensation der außergewöhnlichen Belastung durch den zusätzlichen personellen Betreuungsaufwand bzw. für die Unterstützung der Belegschaft bei der Erstellung der Trainingspläne mit der nicht barrierefreien Software. Die Arbeitsagentur förderte außerdem die Blindenhilfsmittel für die EDV-Arbeiten.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrationsämter und Arbeitsagenturen.
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Unternehmen:
Der Sportverein MTV Stuttgart 1843 e.V. hat 1400 Mitglieder, 40 fest Angestellte und 200 Übungsleiterinnen bzw. Übungsleiter. Er stellte einen Mitarbeiter mit Blindheit neu ein.
Kommentar des Arbeitgebers:
Die Geschäftsführung des Sportvereins habe zuerst ihre Zweifel an der Idee gehabt, einen Fitnesstrainer mit Blindheit auszubilden. Insbesondere sei es unklar gewesen, wie die Kundschaft den notwendigen Körperkontakt aufnehmen würde, da der Fitnesstrainer per Berührung die richtige Muskelspannung und Haltung bei den Übungen prüft. Diese Befürchtungen seien allerdings unbegründet gewesen und inzwischen habe der Fitnesstrainer eine Gemeinde von Stammkunden, welche bevorzugt zu seinen Arbeitszeiten trainieren.
Weiterhin sei herauszustellen, dass die Einstellung eines Menschen mit Behinderung für den Arbeitgeber keinen Akt der Nächstenliebe oder Mildtätigkeit darstelle. In der hart umkämpften Branche der Fitnessstudios könne der Fitnesstrainer nur durch seine Leistung bestehen und werde in keiner Weise bevorzugt. Zwar habe er seine eigene Art, die Tätigkeit auszuführen, doch fülle er sie schließlich in gleichem Maße aus wie seine Kolleginnen und Kollegen.
Weiterhin sei herauszustellen, dass die Einstellung eines Menschen mit Behinderung für den Arbeitgeber keinen Akt der Nächstenliebe oder Mildtätigkeit darstelle. In der hart umkämpften Branche der Fitnessstudios könne der Fitnesstrainer nur durch seine Leistung bestehen und werde in keiner Weise bevorzugt. Zwar habe er seine eigene Art, die Tätigkeit auszuführen, doch fülle er sie schließlich in gleichem Maße aus wie seine Kolleginnen und Kollegen.
Behinderung und Funktionseinschränkung des Mitarbeiters:
Der Mann erblindete im Alter von 20 Jahren infolge eines Verkehrsunfalls und kann optische Informationen nicht mehr wahrnehmen. Für ihn müssen deshalb optische Informationen so umgewandelt werden, dass sie taktil mit den Fingern (z. B. Brailleschrift) oder akustisch wahrgenommen werden können. Er bevorzugt dabei, wie bei Personen mit Späterblindung üblich, bei EDV-Tätigkeiten die akustische bzw. Sprachausgabe. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 100.
Ausbildung und Beruf:
Der Mann absolvierte vor seiner Erblindung eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem Modehaus und war anschließend Modeberater in einem Kaufhaus. Nach der Erblindung absolvierte er im Rahmen der beruflichen Rehabilitation bei einer Stiftung für sehbehinderte und blinde Menschen bzw. der Nikolauspflege eine Blindentechnische Grundausbildung und eine Ausbildung zum Korbmacher. Während dieser Zeit wohnte er im Wohnheim der Pflegestiftung.
Da er als Mitglied des Sportvereins selbst regelmäßig als Kunde im Fitnessstudio trainierte, entschied er sich unter Vermittlung der Stiftung eine Anfrage für ein Praktikum im Fitnessstudio einzureichen. Nach anfänglichen Zweifeln der Geschäftsführung, überzeugte der Mann im Rahmen des Praktikums und man bot ihm zum Einstieg eine Ausbildung zum Fitnesstrainer an. Die zweijährige Ausbildung zum Fitnesstrainer für den Mitarbeiter mit Blindheit erfolgte, im Rahmen eines Projektes an die Behinderung angepasst, direkt im Sportverein, der Trainer ausbilden darf. Nach seiner Ausbildung wurde er auf Teilzeitbasis für 20 Stunden pro Woche vom Arbeitgeber als Fitness- und Personal Trainer angestellt. Der Fitnesstrainer bildete sich außerdem weiter zum Masseur mit Spezialgebiet Nacken- und Schulterverspannungen.
Da er als Mitglied des Sportvereins selbst regelmäßig als Kunde im Fitnessstudio trainierte, entschied er sich unter Vermittlung der Stiftung eine Anfrage für ein Praktikum im Fitnessstudio einzureichen. Nach anfänglichen Zweifeln der Geschäftsführung, überzeugte der Mann im Rahmen des Praktikums und man bot ihm zum Einstieg eine Ausbildung zum Fitnesstrainer an. Die zweijährige Ausbildung zum Fitnesstrainer für den Mitarbeiter mit Blindheit erfolgte, im Rahmen eines Projektes an die Behinderung angepasst, direkt im Sportverein, der Trainer ausbilden darf. Nach seiner Ausbildung wurde er auf Teilzeitbasis für 20 Stunden pro Woche vom Arbeitgeber als Fitness- und Personal Trainer angestellt. Der Fitnesstrainer bildete sich außerdem weiter zum Masseur mit Spezialgebiet Nacken- und Schulterverspannungen.
Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:
Der Fitnesstrainer betreut zu den Stoßzeiten mit einer weiteren Trainerin bzw. einem weiteren Trainer bis zu 40 Kundinnen und Kunden im Studio. Er ist dabei für die Einweisung von Neukundinnen und Neukunden in das Fitnesstraining, die Mitgliederbetreuung und die Erstellung individuell angepasster Trainingspläne zuständig. Außerdem betreut er die Kundschaft außerhalb des Studios als Personal Trainer beim Lauftraining. Während des Lauftrainings besteht dabei am Arm Körperkontakt zur Orientierung.
Die Pläne für die Mitglieder werden zu Beginn beim Eingangscheck mit einer Trainingssoftware, die nicht barrierefrei ist, von den Kolleginnen und Kollegen erstellt. Spätere Änderungen der Trainingspläne überlegt und merkt der Fitnesstrainer sich zunächst und lässt sie dann von einer Kollegin oder einem Kollegen in die Software für die Trainingspläne eingeben. Anschließend erhält die Kundschaft den Trainingsplan, den er vor Ort an den Stationen im Fitnessstudio mit ihnen durchgeht, die jeweilige Übung erklärt und deren Ausführung überprüft. Zur Überprüfung der richtigen Haltung sowie Ausführung und Überwachung der richtigen Muskelspannung nutzt er Berührungen und den Körperkontakt zur Kundschaft bzw. seinen sehr gut ausgeprägten Tastsinn. Auch über sein Gehör kann er wichtige Informationen über die korrekte Ausführung der Übungen, wie Überforderungen, wahrnehmen.
Die Kundschaft kommt außerdem zu ihm in den Massageraum des Fitnessstudios oder er fährt zu ihnen - nur bei Firmen zu deren Mitarbeitern, um den Schulter-Nackenbereich zu massieren. Seine Kundschaft schätzt besonders seinen Tastsinn als Trainer und Masseur, der jede Problemzone fühlt. Er ist deshalb ein sehr gefragter Fachmann.
Für den schriftlichen Austausch (z. B. Anfragen, Anweisungen, Infos und Rundmails) mit Kolleginnen sowie Kollegen und der Geschäftsführung nutzt der Trainer ein Laptop mit einer speziellen Ausgabesoftware (Screenreader). Der Screenreader wandelt die schriftlichen Bildschirminhalte so um, dass sie entweder taktil als Brailleschrift über eine Braillezeile oder wahlweise akustisch über den Lautsprecher ausgegeben werden können.
Die Pläne für die Mitglieder werden zu Beginn beim Eingangscheck mit einer Trainingssoftware, die nicht barrierefrei ist, von den Kolleginnen und Kollegen erstellt. Spätere Änderungen der Trainingspläne überlegt und merkt der Fitnesstrainer sich zunächst und lässt sie dann von einer Kollegin oder einem Kollegen in die Software für die Trainingspläne eingeben. Anschließend erhält die Kundschaft den Trainingsplan, den er vor Ort an den Stationen im Fitnessstudio mit ihnen durchgeht, die jeweilige Übung erklärt und deren Ausführung überprüft. Zur Überprüfung der richtigen Haltung sowie Ausführung und Überwachung der richtigen Muskelspannung nutzt er Berührungen und den Körperkontakt zur Kundschaft bzw. seinen sehr gut ausgeprägten Tastsinn. Auch über sein Gehör kann er wichtige Informationen über die korrekte Ausführung der Übungen, wie Überforderungen, wahrnehmen.
Die Kundschaft kommt außerdem zu ihm in den Massageraum des Fitnessstudios oder er fährt zu ihnen - nur bei Firmen zu deren Mitarbeitern, um den Schulter-Nackenbereich zu massieren. Seine Kundschaft schätzt besonders seinen Tastsinn als Trainer und Masseur, der jede Problemzone fühlt. Er ist deshalb ein sehr gefragter Fachmann.
Für den schriftlichen Austausch (z. B. Anfragen, Anweisungen, Infos und Rundmails) mit Kolleginnen sowie Kollegen und der Geschäftsführung nutzt der Trainer ein Laptop mit einer speziellen Ausgabesoftware (Screenreader). Der Screenreader wandelt die schriftlichen Bildschirminhalte so um, dass sie entweder taktil als Brailleschrift über eine Braillezeile oder wahlweise akustisch über den Lautsprecher ausgegeben werden können.
Kommentar des Mitarbeiters:
„Wenn jemand die Gewichte hart fallen lässt oder keuchend atmet, lasse ich mir die Übung zeigen. Meist hat er dann zu viel Gewicht eingestellt. Die Leute merken zum Teil nicht, dass ich blind bin. Und manchmal vergesse ich es selbst. Ich empfehle auch Übungen für zu Hause, damit sich die Verspannungen lösen - Sport ist mein Ding.“
Arbeitsumgebung - Mobilität:
Der Fitnesstrainer hat im Rahmen seiner Blindentechnischen Grundausbildung ein Mobilitätstraining mit dem Langstock absolviert. Er kann seinen Arbeitsweg und den Weg zu Firmenkunden mit Hilfe des Langstocks und öffentlicher Verkehrsmitteln selbstständig zurücklegen. Innerhalb des Fitnessstudios findet er sich durch seine lange Erfahrung auch ohne Hilfsmittel gut zurecht.
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Referenznummer:
PB/111015
Informationsstand: 21.11.2018