Praxisbeispiel
Arbeitsgestaltung für einen Ingenieur bei der SMS Group

Wo lag die Herausforderung?

Der Ingenieur hat eine Rückenerkrankung mit Rückenschmerzen und eine Hörbehinderung. Bestimmte Arbeitshaltungen sollten deshalb vermieden werden und die Kommunikation mit Kolleginnen sowie Kollegen ist durch das beeinträchtigte Sprachverstehen eingeschränkt. Behinderungsbedingt mussten deshalb Hilfsmittel zur Entlastung des Rückens und zur Verbesserung der Kommunikation eingesetzt werden.

Was wurde gemacht?

Damit der Ingenieur belastungsfreier arbeiten kann, wurde ein ergonomischer Bürostuhl und ein höhenverstellbarer Bürotisch angeschafft, so dass er abwechselnd stehend oder sitzend arbeiten kann. Zum Ausgleich der Höreinschränkungen nutzt der Ingenieur seine Hörgeräte in Verbindung mit einem speziellen Telefon und einer sog. FM-Übertragungsanlage, die die Sprache erkennt und direkt sowie störungsfrei in die Hörgeräte überträgt.

Schlagworte und weitere Informationen

Die Kosten für die Hilfsmittel zur behinderungsgerechten Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes (Bürotisch und -stuhl) wurden für das Unternehmen zu 80 Prozent und die Hilfsmittel (spezielles Schnurlostelefon und FM-Anlage) zur Verbesserung des Sprachverstehens für den Mitarbeiter zu 100 Prozent vom Inklusions- bzw. Integrationsamt gefördert. Außerdem erhielt das Unternehmen zum Ausgleich der außergewöhnlichen Belastung zunächst für zwei Jahre einen Zuschuss zur Beschäftigungssicherung vom Inklusions- bzw. Integrationsamt, der bei weiterem Bedarf danach wieder beantragt werden kann.
Im Rahmen der Antragsstellung wurde auch der Integrationsfachdienst für hörbehinderte Menschen mit einbezogen, welcher mit der Schwerbehindertenvertretung sowie dem Betriebsarzt des Unternehmens und dem Technischen Beratungsdienst des Inklusions- bzw. Integrationsamtes gemeinsam die Situation analysierte und erörterte. Im Anschluss daran befürworteten der Integrationsfachdienst und der Technische Beratungsdienst den Einsatz der Hilfsmittel sowie die Kompensation der außergewöhnlichen Belastung für das Unternehmen und die entsprechende Förderung konnte erfolgen.
Die Beratung, die Einstellung und der Verkauf der Hörhilfen erfolgten durch ein Fachgeschäft für Hörakustik.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrationsfachdienste und Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter.

Unternehmen:

Das Unternehmen beschäftigt weltweit ca. 14.500 und in Deutschland etwa 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist im Bereich der Stahl- sowie Metallindustrie (z. B. Metallurgie, Umformen, Veredlung und Wartung / Instandhaltung), der maschinellen Fertigung mit Vormontage von Komponenten und des Anlagenbaus tätig. Zur beruflichen Chancengleichheit und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen wurde eine Inklusionsvereinbarung abgeschlossen.

Behinderung und Funktionseinschränkung des Mitarbeiters:

Der Mann hat eine Rückenerkrankung und eine Hörbehinderung. Behinderungsbedingt sollte er nicht für Tätigkeiten eingesetzt werden, bei denen er bestimmte Körperhaltungen (z. B. statisches Sitzen und langes Stehen) einnehmen muss, da es behinderungsbedingt zu erhöhten Belastungen und Rückenschmerzen kommt. Außerdem kann er akustische Informationen, wie z. B. Sprache und Signale, nur eingeschränkt wahrnehmen und nutzt deshalb Hörgeräte. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 50.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann studierte Elektrotechnik und ist Diplom Ingenieur für Elektrotechnik. Er arbeitet im Unternehmen als Leiter der Qualitätssicherung und Messtechnik.

Arbeitsplatz und Arbeitsumgebung:

Im Unternehmensbereich der Qualitätssicherung und Messtechnik ist der Ingenieur als Führungskraft für die dort Beschäftigten und für u. a. folgende fachlichen Inhalte verantwortlich:
  • Definition sowie Spezifikation von Messgeräten und der zerstörungsfreien Prüfungsanlagen
  • Erstellen von Mengengerüsten inklusive der Ermittlung von Aufwand sowie Kosten
  • Verschiedene Spezifikationen für die Qualitätssicherung, Prüfverfahren sowie Eigensoftware
  • Erstellen von Vertragspassagen
  • Projektmanagement
  • Koordination des Zusammenbaus sowie Werkstatt-Tests
  • Kalibrierung von Eigenanlagen
  • Begleitung Inbetriebnahmen, Problemlösungen bei der Kundschaft
  • Betreuung und Schulung der Kundschaft
  • weltweite Abnahme / Überprüfungen von Zukaufkomponenten oder -anlagen für das Unternehmen
  • Entwicklung neuer Messtechniken sowie Versuchsreihen
  • Überwachung der Einhaltung von Sicherheitsvorschriften
Er arbeitet dazu im Bereich der Qualitätssicherung in einem Büro an einem Bildschirmarbeitsplatz mit einem orthopädischen Bürostuhl und einem elektrisch höhenverstellbaren Bürotisch (Bild 1 und 2). So ist es ihm möglich bei der Bildschirmarbeit statische Körperhaltungen zu vermeiden und in ergonomisch sitzender oder stehender Körperhaltung zu arbeiten. Bedingt durch die eingesetzten Messverfahren an den unterschiedlichen Stationen innerhalb der Qualitätssicherung bzw. Werkstatt, der Teilnahme an Besprechungen und der Betreuung der Kundschaft beinhaltet die Tätigkeit auch einen Gehanteil, welcher einen weiteren Wechsel der Arbeitshaltung ermöglicht und so zusätzlich hilft den körperlichen Halte- und Bewegungsapparat bzw. den Rücken zu entlasten.
Außerdem nutzt der Ingenieur zur Verbesserung der Kommunikation in Verbindung mit seinen Hörgeräten ein Schallübertragungssystem (FM-Anlage), das wie ein Stift aussieht und eine Verbesserung des Sprachverstehens ermöglicht. Dabei überträgt das Richtmikrofon des Stiftes das Gesprochene direkt störungsfrei und ohne Hallgeräusche in die Hörgeräte. Das wie ein Stift aussehende Hilfsmittel kann dazu auf den Tisch positioniert (Bild 3) oder direkt über eine Schlaufe von der sprechenden Person getragen werden. Der Stift ermöglicht beispielsweise auch das Telefonieren auf Dienstreisen mit dem Smartphone. Zum Telefonieren an seinem Bildschirmarbeitsplatz über das Festnetz nutzt er ein Schnurlostelefon. Das Schnurlostelefon ist mit den Hörgeräten gekoppelt und sobald das Telefon an die Hörgeräte gehalten wird, schalten diese automatisch auf ihr Telefonprogramm und das Gesprochene wird störungsfrei direkt in die Hörgeräte übertragen sowie verstärkt. Über das Schnurlostelefon ist er auch sonst komplett im Bereich der Qualitätssicherung und Unternehmen erreichbar.

Arbeitsorganisation:

Bestimmte Tätigkeiten, die in der Werkstatt im Bereich der Qualitätssicherung und Messtechnik verrichtet werden müssen, kann der Ingenieur aufgrund von Rückenschmerzen nicht oder nur unzureichend ausführen. Die Teilnahme an Besprechungen in größerer Runde muss ein Kollege für ihn übernehmen, da es dem Ingenieur aufgrund der bestehenden Hörbehinderung, großen Personengruppe und schnell wechselnden sprechenden Personen schwer viel, einzelne Stimmen zu selektieren und somit der Besprechung inhaltlich zu folgen. Die dadurch entstehende finanzielle außergewöhnliche Belastung für das Unternehmen konnte durch Zuschüsse kompensiert werden.

Eingesetzte Hilfsmittel - Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Sitzen (längeres/vorgeneigt/Rotation)
  • EFL - Stehen (längeres/vorgeneigt/Rotation)
  • ELA - Sitzen
  • ELA - Stehen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Hören
  • ERGOS - Sitzen
  • ERGOS - Stehen
  • IMBA - Hören
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Schall/Lärm
  • IMBA - Sitzen
  • IMBA - Stehen

Referenznummer:

PB/111119


Informationsstand: 07.04.2021