Praxisbeispiel
Versetzung in das Prüflabor und Arbeits­platz­gestaltung

Wo lag die Herausforderung?

Der Mann hat eine Allergie und eine Beinbehinderung, weshalb er schweres Heben sowie Tragen und langes Gehen sowie Stehen vermeiden sollte. In Bezug auf die Allergie müssen die richtigen Arbeitsumgebungsfaktoren gegeben sein, um eine stärkere körperliche Belastung zu vermeiden. Aus diesem Grund konnte der Mitarbeiter an seinem alten Arbeitsplatz als Schmelzer in der Gießerei nicht weiter tätig sein.

Was wurde gemacht?

Der Mitarbeiter wurde in das Labor zur Werkstoffprüfung versetzt. Da er aber nicht über die Fachkenntnisse eines ausgebildeten Werkstoffprüfers verfügte, musste die Ermittlung und Berechnung der Werkstoffkennwerte an den Prüfanlagen- und Geräten automatisiert werden und computergesteuert erfolgen. Trotz der Automatisierung betrug der Aufwand zur Einarbeitung und Betreuung durch den Leiter des Labors täglich bis zu drei Stunden. Diese finanzielle Belastung für das Unternehmen konnte nur durch Fördermittel kompensiert werden.

Schlagworte und weitere Informationen

Das Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt förderte die Arbeitsgestaltung zu 70 Prozent. Die Beratung erfolgte dabei durch den Technischen Beratungsdienst des Integrations- beziehungsweise Inklusionsamtes. Für die Zeit der Einarbeitung erhielt das Unternehmen zusätzlich vom Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt einen Zuschuss zur personellen Unterstützung zur Kompensierung der außergewöhnlichen Belastung.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrationsämter.

Unternehmen:

Das Unternehmen ist eine Gießerei.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Der Mann hat eine Allergie und eine Beinbehinderung. Er sollte nicht für Tätigkeiten eingesetzt werden, die einen manuellen Transport von Lasten und langes Gehen sowie Stehen erfordern. In Bezug auf die Allergie spielen besonders Arbeitsumgebungsfaktoren wie Gase, Dämpfe und Stäube bei der Tätigkeitsausübung eine Rolle, da sie behinderungsbedingt zu einer weiteren und nicht zulässigen Körperbelastung führen. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 50.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann hat den Beruf des Metallbauers mit Fachrichtung Metallgestaltung erlernt und arbeitet als Schmelzer und Vorarbeiter in der Gießerei. Behinderungsbedingt soll er aufgrund der mit seiner Tätigkeit in Verbindung stehenden hohen Belastungen (durch den Lastentransport, Hitze, Gase, Stäube und Dämpfe) in den klimatisierten Bereich der Werkstoffprüfung bzw. ins Labor als Werkstoffprüfer versetzt werden. Der Mitarbeiter muss dazu in die für ihn fremde Fachthematik intensiv und länger eingearbeitet werden.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Im Labor gehören die Durchführung von mechanisch- technologischen Prüfungen, wie Härte, Zugversuch und Kerbschlag-Biegeversuch, zu den Aufgaben des Mitarbeiters. Da dem Mitarbeiter nicht die gesamten Fachkenntnisse, über die ein ausgebildeter Werkstoffprüfer verfügt, vermittelt werden können, mussten Veränderungen zur Ermittlung und Berechnung der Werkstoffkennwerte an den Prüfanlagen- und Geräten vorgenommen werden. An der vorhandenen Zugprüfmaschine wurde eine Servohydraulik und eine Computersteuerung und -auswertung installiert. Die Kraft während des Zugversuches wird über Öldruckaufnahmen, die Position mit einem Ultraschall-Wegemesssystem und die Verformung der Probe mit einem elektronischen Aufsatznehmer erfasst. Diese Prüfparameter werden an das rechnergesteuerte Mess- und Kontrollsystem weitergeleitet, dort automatisch ausgewertet und die Ergebnisse über Bildschirm und Drucker ausgegeben. Komplizierte Berechnungen und Messungen mit Messschieber und Bügelmessschraube sowie schriftliche Aufzeichnungen sind somit nicht mehr erforderlich.
Das Pendelschlagwerk für den Kerbschlag-Biegeversuch ist ebenfalls an das Mess- und Kontrollsystem angeschlossen, so dass auch hier die manuellen Auswertungen der Proben entfallen. Die Aufgaben des Mitarbeiters an diesem Steh-Sitz-Arbeitsplatz bestehen somit im Wesentlichen daraus, die Probestücke ein- und auszuspannen, die geforderten Prüfprogramme am Computer auszuwählen und zu starten, sowie die Prüfabläufe zu überwachen und die Mess- und Prüfergebnisse an die zuständigen Stellen weiterzuleiten. Außerdem werden im Labor Wareneingangsprüfungen (Härteprüfungen und Schliffproben) von Materialien erstellt.
Um diese Tätigkeiten fachgerecht ausführen zu können, war wegen der fehlenden Vorkenntnisse des Mitarbeiters eine lange Einarbeitungszeit und täglich bis zu drei stündliche Betreuung durch den Leiter des Labors erforderlich.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Gehen
  • EFL - Heben (Boden zur Taillenhöhe/Taillen- zur Kopfhöhe/horizontal)
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Stehen (längeres/vorgeneigt/Rotation)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Gehen
  • ELA - Heben
  • ELA - Stehen
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Laufen (Gehen)
  • ERGOS - statisches/dynamisches Heben
  • ERGOS - Stehen
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitssicherheit
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Flüssigkeiten/Feststoffe
  • IMBA - Gase/Dämpfe/Stäube
  • IMBA - Gehen/Steigen
  • IMBA - Heben
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Stehen
  • IMBA - Tragen

Referenznummer:

R/PB4344


Informationsstand: 20.12.2022