Praxisbeispiel
Wo lag die Herausforderung?
Der Mann hat das Asperger-Syndrom und ist nur eingeschränkt in der Lage Informationen aus seiner Umwelt gefiltert zu verarbeiten und soziale Regeln intuitiv zu verstehen sowie zu praktizieren. Er suchte nach einer Ausbildung im Bereich Personal und Büro und nahm deshalb Kontakt zu einer Organisation auf, die speziell Menschen mit Autismus hilft beruflich teilzuhaben.
Was wurde gemacht?
Mit Hilfe der Organisation begann er eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Im Rahmen der Ausbildung mussten auch Praktika absolviert werden. Dazu konnte die Organisation das Unternehmen gewinnen. Aufgrund der guten Leistungen wurde ihm nach der Ausbildung ein Arbeitsplatz angeboten. Im Rahmen der Praktika und Ausbildung wurden alltägliche Arbeitssituationen über kleinere Rollenspiele im Unternehmen trainiert. Außerdem unterstützt das Team den Bürokaufmann, wenn für ihn die Priorisierung der Aufgaben nicht eindeutig zu erkennen ist. Er selbst konnte seine Verhaltensweisen durch eine gute Selbstreflexion mit Training und Selbstdisziplinierung weiter verbessern. Seine Arbeitsaufgaben und Zuständigkeit konnten so nach und nach erweitert werden.
Schlagworte und weitere Informationen
Förderung spielt für das Unternehmen nicht die ausschlaggebende Rolle, wenn es um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen geht. So hätte das Unternehmen beispielsweise, auch ohne die Förderung durch das Inklusionsamt bzw. des Schreibtisches für den neu geschaffenen Arbeitsplatz und der finanziellen Kompensation der gelegentlichen Betreuung zur Strukturierung sowie Priorisierung der Arbeitsaufgaben, den Mitarbeiter eingestellt und beschäftigt. Der Bildungsträger SALO GmbH, als verantwortliche Institution für die Ausbildung, unterstützte den Mitarbeiter und das Unternehmen.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämterund der SALO GmbH.
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Unternehmen:
Das inhabergeführte Unternehmen Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG beschäftigt 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 30 Nationen, die gleichzeitig auch die Zusammensetzung der Kundschaft widerspiegeln und die Wichtigkeit von Diversity für das Unternehmen verdeutlichen. Neben dem Kerngeschäft der Brauerei, hat sich das Unternehmen ebenso auf den Geschäftsfeldern Gastronomie, Hotellerie und Getränkelogistik etabliert. Zum besonderen Engagement und zur Unternehmensphilosophie gehört auch das Thema Inklusion bzw. die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen – für welches das Unternehmen von der IHK-Stiftung für Ausbildungsreife und Fachkräftesicherung zum "Chancengeber des Jahres 2014" ausgezeichnet wurde. So unterstützte das Unternehmen beispielsweise einen Menschen mit Asperger-Syndrom bei der beruflichen Teilhabe als Ausbildungsbetrieb eines externen Bildungsträgers – im Rahmen erforderlicher Praktika zur Berufsausbildung und durch die spätere Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis.
Kommentar des Personalleiters zur Inklusion:
„Nicht alles lief von Anfang an perfekt und es gab auch Schwierigkeiten auf dem Weg. Der Mitarbeiter ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Mensch mit einer Behinderung sich weiterentwickeln und ein wertvoller Teil der Belegschaft werden kann, wenn man ihm eine Chance gibt, er will und eigentlich kann, im Unternehmen alle mitmachen und man gemeinsam Lösungen für Schwierigkeiten findet.“
Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:
Der Mann hat das Asperger-Syndrom – eine Form der Erkrankung aus dem Autismusspektrum. Er ist nur eingeschränkt in der Lage Informationen aus seiner Umwelt gefiltert zu verarbeiten und soziale Beziehungen herzustellen bzw. übliche soziale Regeln intuitiv zu verstehen sowie zu praktizieren. Ihm fiel es beispielsweise anfänglich sehr schwer die richtige Gesprächslautstärke zu finden, Blickkontakt zu anderen Personen bei Gesprächen im richtigen Maß herzustellen und Gespräche in einem angemessenen Umfang zu führen. Dank seiner guten Selbstreflexion ist es ihm jedoch möglich, durch Training und Selbstdisziplinierung, immer wieder an seinen Verhaltensweisen zu arbeiten.
Ausbildung und Beruf:
Der Mitarbeiter studierte zunächst Geschichte und schloss das Studium mit einem Bachelor-Grad ab, bevor er sich entschloss einen praktisch orientierten Berufsweg über eine duale Ausbildung einzuschlagen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten eine Ausbildung zum Bürokaufmann zu finden, nutzte er seine bereits aufgrund seiner Krankheit bestehenden Kontakte zu einer anbietenten Organisation von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Autismus, der SALO West GmbH und konnte mit deren Hilfe eine Ausbildung zum Bürokaufmann beginnen. Im Rahmen der Ausbildung mussten externe Praktika absolviert werden. Ein Berater der SALO West GmbH stellte dazu den Kontakt zum Unternehmen Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG bzw. zum Personalleiter her und konnte den Auszubildenden über Gespräche mit dem Personalleiter als Praktikant vermitteln. Er absolvierte zunächst ein Praktikum beim Unternehmen und danach auch noch die restlichen erforderlichen Praktika im Rahmen der Ausbildung. Beim Unternehmen hinterließ er einen positiven Eindruck, so dass er nach dem Abschluss der Ausbildung direkt übernommen wurde. Der Personalleiter setzte sich zudem für einen früheren Prüfungstermin bei der zuständigen Kammer ein, damit er den Mitarbeiter fristgerecht als Bürokaufmann für das Personalwesen einstellen konnte.
Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:
Der Bürokaufmann arbeitet an einem üblichen Bildschirmarbeitsplatz in einem Mehrpersonen-Büro mit Abtrennungen durch Aktenschränke, in dem in der Regel weniger als fünf Personen tätig sind. Die Arbeitsaufgaben haben sich seit seiner Einstellung stets erweitert. War er anfangs nur für Aufgaben wie das Abgleichen und Aktualisieren unternehmensinterner Listen und das Verfassen von Anschreiben zuständig, so gehören mittlerweile u. a. das Schreiben von Praktikums- und Arbeitsverträgen ebenso zu seinem festen Aufgabenbereich wie die Lohnbuchhaltung und die Unterstützung des Personalleiters als Assistent. In diesem Zusammenhang ist er auch gelegentlich im Unternehmen unterwegs und dann über das mitgeführte Funktelefon zu erreichen.
Im Rahmen der Tätigkeit spielt die mündliche und schriftliche Kommunikation, wie mit den Führungskräften, Kolleginnen sowie Kollegen und Bewerberinnen sowie Bewerbern, eine wichtige Rolle und konnte durch entsprechende arbeitsorganisatorische Maßnahmen geschult, gestützt und gefördert werden.
Im Rahmen der Tätigkeit spielt die mündliche und schriftliche Kommunikation, wie mit den Führungskräften, Kolleginnen sowie Kollegen und Bewerberinnen sowie Bewerbern, eine wichtige Rolle und konnte durch entsprechende arbeitsorganisatorische Maßnahmen geschult, gestützt und gefördert werden.
Arbeitsorganisation:
Der Bürokaufmann hatte zu Beginn seiner Einstellung einen Arbeitsplatz in der Nähe eines Kassenbereiches und anschließend im Eingangsbereich zum Personalwesen. Im Kassenbereich wird jeden Morgen Münzgeld gezählt und sortiert, was einen gewissen Geräuschpegel verursachte und zu Ablenkungen führte. Im Eingangsbereich zum Personalwesen wurden aus organisatorischen Gründen drei Arbeitsplätze der Cateringabteilung verlegt, so dass eine Verlegung des Arbeitsplatzes für den Bürokaufmann in ein geeignetes Mehrpersonenbüro erforderlich wurde.
Für den sozialen Umgang und die erforderliche Kommunikation mit Auszubildenden, anderen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und den Führungskräften benötigte er zu Beginn seiner Tätigkeit eine bestimmte Zeit. So fiel es ihm anfangs schwer das richtige Maß und die passende Lautstärke für eine Unterhaltung zu finden. Man begegnete dem Ganzen im Unternehmen sehr pragmatisch, indem Personalleiter, Kolleginnen und Kollegen mit ihm alltägliche Arbeitssituationen über kleinere Rollenspiele trainierten. Mittlerweile gehört deshalb sogar das Begrüßen von Gästen ebenso selbstverständlich zum Aufgabenbereich des Mitarbeiters. Manchmal fällt es dem Mitarbeiter schwer die Wichtigkeit bestimmter Aufgaben voneinander abzuwägen. Er wird dann von Kolleginnen und Kollegen unterstützt, die ihm die Priorisierung und Herangehensweise vermitteln.
Für den sozialen Umgang und die erforderliche Kommunikation mit Auszubildenden, anderen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und den Führungskräften benötigte er zu Beginn seiner Tätigkeit eine bestimmte Zeit. So fiel es ihm anfangs schwer das richtige Maß und die passende Lautstärke für eine Unterhaltung zu finden. Man begegnete dem Ganzen im Unternehmen sehr pragmatisch, indem Personalleiter, Kolleginnen und Kollegen mit ihm alltägliche Arbeitssituationen über kleinere Rollenspiele trainierten. Mittlerweile gehört deshalb sogar das Begrüßen von Gästen ebenso selbstverständlich zum Aufgabenbereich des Mitarbeiters. Manchmal fällt es dem Mitarbeiter schwer die Wichtigkeit bestimmter Aufgaben voneinander abzuwägen. Er wird dann von Kolleginnen und Kollegen unterstützt, die ihm die Priorisierung und Herangehensweise vermitteln.
Kommentar des Mitarbeiters:
„Es benötigte eine gewisse Einarbeitungszeit, um auch im sozialen Umgang mit anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurechtzukommen. Blickkontakt herzustellen, Mimik sowie Gestik zu beurteilen und das richtige Maß für Lautstärke und Länge einer Unterhaltung zu finden erfordern jeden Tag Selbstdisziplin und Übung.
Nicht jeder Mensch mit Asperger-Syndrom ist gleich. Wie jeder andere Mensch verfügen Mensch mit Asperger-Syndrom über bestimmte Eigenschaften, Neigungen und Fähigkeiten, die sich nicht nur auf dem Gebiet der Datenverarbeitung einsetzen lassen.“
Nicht jeder Mensch mit Asperger-Syndrom ist gleich. Wie jeder andere Mensch verfügen Mensch mit Asperger-Syndrom über bestimmte Eigenschaften, Neigungen und Fähigkeiten, die sich nicht nur auf dem Gebiet der Datenverarbeitung einsetzen lassen.“
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Referenznummer:
Pb/110998
Informationsstand: 01.10.2024