Praxisbeispiel
Inklusion für einen Jugendlichen in der Montage

Wo lag die Herausforderung?

Der Jugendliche hat durch eine Spastik Muskelverkrampfungen, wovon seine Beine und sein rechter Arm betroffen sind. Er kann nur mit Hilfe von Gehhilfen laufen und auch nur im Sitzen arbeiten, wobei sein Greifraum zusätzlich eingeschränkt ist. Er lernte über ein Praktikum ein Unternehmen kennen, das ihn danach einstellen wollte. Dafür musste aber der vorgesehene Arbeitsplatz in der Montage behinderungsgerecht angepasst werden.

Was wurde gemacht?

Er wird für die Montage kleinerer Stückzahlen eingesetzt, bei denen es weniger Zeitdruck gibt. Der Arbeitsplatz wurde dazu behinderungsgerecht mit folgenden Hilfsmitteln ausgestattet:
Alle Hilfsmittel wurden entsprechend am Arbeitsplatz des Jugendlichen positioniert und ermöglichen so die Einnahme einer ergonomischen Arbeitshaltung.

Schlagworte und weitere Informationen

Die Berufsfindung sowie Arbeitserprobung im Berufsbildungswerk und die Arbeitsplatzgestaltung wurden von der Arbeitsagentur gefördert. Außerdem erhielt das Unternehmen von der Arbeitsagentur einen Lohnkostenzuschuss als Eingliederungszuschuss. Die Beratung zur Arbeitsplatzgestaltung erfolgte durch den Technischen Beratungsdienst der Arbeitsagentur. Beim Übergang in den Job, durch die Vermittlung eines Praktikums, half das Berufsbildungswerk.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Arbeitsagenturen und Berufsbildungswerke.

Unternehmen:

Das mittelständische Unternehmen stellt Schaltschränke mit Steuerungen für den Anlagenbau her.

Behinderung und Beeinträchtigung des Jugendlichen:

Der Jugendliche hat eine Spastik und ist schwerbehindert. Durch die auftretenden Muskelverkrampfungen kommt es zu partiellen Lähmungen der Extremitäten. Insbesondere sind beide Beine und weniger schwerwiegend der rechte Arm bzw. die rechte Hand betroffen. Eine Fortbewegung ist nur mit zwei Unterarmgehstützen bzw. Gehhilfen möglich. Der Jugendliche kann nur in sitzender Körperhaltung arbeiten, wobei zusätzlich der Greifraum, das Greifen und Handhaben eingeschränkt sind.

Übergang Schule – Beruf:

Der Jugendliche besuchte eine Förderschule mit Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Ihm konnte nach dem Verlassen der Förderschule von der Arbeitsagentur keine Beschäftigung vermittelt werden, so dass er zunächst ein Berufsgrundschuljahr (BGJ) im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung absolvierte. In dieser Zeit stellte sich heraus, dass der Jugendliche für Tätigkeiten im Wirtschafts- und Verwaltungsbereich bzw. Bürobereich weniger geeignet war und dies auch nicht seinen Neigungen entsprach. Er wurde deshalb vom Reha-Team der Arbeitsagentur zur weiteren Feststellung der Beschäftigungsmöglichkeit an ein Berufsbildungswerk (BBW) vermittelt. Während einer Berufsfindung und Arbeitserprobung im BBW wurde festgestellt, dass dem Jugendlichen handwerkliche Tätigkeiten besser liegen und eine Beschäftigung in diesem Bereich durch eine behinderungsgerechte Arbeitsgestaltung möglich ist. Im Rahmen der Arbeitserprobung absolvierte er auch ein Praktikum bei seinem jetzigen Unternehmen, das ihn nach dem Praktikum fest einstellte. Die Akquise und Vermittlung der Praktikumsstelle erfolgte durch das BBW.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Nach der Einarbeitung durch die Kolleginnen und Kollegen wird der Jugendliche in der Produktion im Bereich der Schaltschrankmontage eingesetzt. Er montiert dort Platinen in die Schaltschränke und installiert die Anschlussverdrahtung. Behinderungsbedingt kann er nicht in die Montagegruppe mit anderen Beschäftigten eingegliedert werden, da sein Arbeitstempo verlangsamt ist. Er übernimmt deshalb die Montage kleinerer Stückzahlen bzw. von Sondermodellen, die mit geringerem Termindruck gefertigt werden können. Die Materialbereitstellung wird dabei durch die Kolleginnen und Kollegen gewährleistet.
Die Montage der Schaltschränke bzw. Gehäuse mit Platinen und deren Anschlussverdrahtung werden vom Jugendlichen an einem höhenverstellbaren Montagetisch mit einem Trägersystem für Materialkästen in sitzender Körperhaltung ausgeführt. An dem Montagetisch befinden sich zusätzlich Aufhängungen mit Federzügen zum Gewichtsausgleich für die Elektrowerkzeuge und Anschlüsse für die benötigten Elektrowerkzeuge (z. B. Elektroschrauber). Sämtliche Werkzeuge und Materialkästen mit Schrauben, Klemmen sowie Drähten sind am Montagetisch so angeordnet, dass sie vom Jugendlichen leicht erreicht werden können. Zur Einnahme einer ergonomischen Sitzhaltung steht dem Jugendlichen am Montagetisch ein höhenverstellbarer Arthrodesenstuhl zur Verfügung, der im vorderen Bereich über stufenlos sowie unabhängig voneinander verstellbare Sitzflächen zur individuellen Anpassung verfügt und somit ein belastungsarmes Sitzen ermöglicht.

Eingesetzte Hilfsmittel - Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Gehen
  • EFL - Handkoordination (rechts/links)
  • EFL - Handumwendebewegungen (rechts/links)
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Stehen (längeres/vorgeneigt/Rotation)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Feinmotorik
  • ELA - Gehen
  • ELA - Handgreifkraft
  • ELA - Reichen
  • ELA - Stehen
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Dreipunktgriff
  • ERGOS - Fingergeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgreifkraft
  • ERGOS - Laufen (Gehen)
  • ERGOS - Reichen
  • ERGOS - Schlüsselgreifkraft
  • ERGOS - Stehen
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Armbewegungen
  • IMBA - Feinmotorik (Fußgeschicklichkeit)
  • IMBA - Feinmotorik (Hand- und Fingergeschicklichkeit)
  • IMBA - Gehen/Steigen
  • IMBA - Hand-/Fingerbewegungen
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Stehen
  • IMBA - Tragen
  • MELBA - Feinmotorik

Referenznummer:

R/PB1184


Informationsstand: 14.08.2024