Praxisbeispiel
Arbeitsplatz­gestaltung für eine Sachbearbeiterin und Einsatz einer Kühlweste

Wo lag die Herausforderung?

Bei der Sachbearbeiterin kommt es aufgrund ihrer Multiplen Sklerose bei erhöhter Umgebungstemperatur und körperlicher Belastung zu einer Verstärkung ihrer Symptome, zu denen beispielsweise Muskelschwäche, Seheinschränkungen und Erschöpfung zählen. Deshalb mussten entsprechende Anpassungen am Arbeitsplatz und -umfeld vorgenommen werden.

Was wurde gemacht?

Zur Reduzierung der Belastungen für die Sachbearbeiterin am Arbeitsplatz und bei der Arbeitsausführung wurde eine ergonomische Tastatur und ein individuell anpassbarer Bürostuhl eingesetzt. Zusätzlich wurde ein 27-Zoll-Flachbildschirm angeschafft, auf dem sie sich die Bildschirminhalte mithilfe der standardmäßig im Computerbetriebssystem integrierten Bedienungshilfen für Menschen mit Behinderungen vergrößert darstellen lassen kann. Um die Auswirkungen von erhöhter Umgebungstemperatur in den heißen Monaten und bei körperlicher Aktivität, z. B. dem Zurücklegen von Fußwegen, zu vermeiden, trägt sie eine Kühlweste.

Die behinderungsgerechten Anpassungen wurden vom Integrations- bzw. Inklusionsamt gefördert. Die Beratung erfolgte dabei durch den Technischen Beratungsdienst des Integrations- bzw. Inklusionsamtes.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter.

Unternehmen:

Es handelt sich um einen Getränkegroßhandel mit 95 Verkaufsfilialen bzw. Getränkemärkten und insgesamt über 600 Beschäftigten. Am Standort des Getränkegroßhandels befindet sich auch die Unternehmenszentrale.

Behinderung und Beeinträchtigung der Mitarbeiterin:

Die Frau ist an Multipler Sklerose (MS) mit Schüben und an Trigeminusneuralgie erkrankt. Aufgrund der MS ist sie körperlich geringer belastbar und ihr Sehvermögen ist beeinträchtigt. Belastende Arbeitshaltungen, ein Anstieg der Körpertemperatur durch eine erhöhte Umgebungstemperatur oder körperliche Arbeiten sowie dauerhafter Stress sollten deshalb vermieden werden. Bei Nichtbeachtung können sich die MS- bzw. neurologischen Symptome und damit die Beeinträchtigungen wie Muskelschwäche, Gangunsicherheit und die Seheinschränkungen verstärken. Dazu gehört dann auch allgemein eine erhöhte Erschöpfbarkeit, die zu einer Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit führt. Aufgrund der Trigeminusneuralgie, die sich durch plötzlich auftretende Schmerzen in ihrer rechten Gesichtshälfte äußert, nimmt sie Medikamente ein.
Ihr Grad der Behinderung (GdB) beträgt 40. Sie wurde auf Antrag von der Agentur für Arbeit mit Menschen mit einer Schwerbehinderung gleichgestellt.

Ausbildung und Beruf:

Die Frau absolvierte zunächst eine Ausbildung für Kaufleute und nach einer gewissen Zeit in der beruflichen Praxis eine Weiterbildung zur Bilanzbuchhalterin. Sie arbeitet im Unternehmen als Sachbearbeiterin mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 30 Stunden in Teilzeit.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Die Sachbearbeiterin ist an einem Bildschirmarbeitsplatz in einem Mehrpersonenbüro mit drei weiteren Kolleginnen in der Unternehmenszentrale tätig. Sie übernimmt dort am Computer u. a. folgende Aufgaben:
  • die Buchhaltung für die Getränkemärkte,
  • die Vorbereitung der Jahresabschlüsse,
  • die Korrespondenz mit Brauereien und
  • Archivarbeiten (Ablage und Recherchen).
Ihr Arbeitsplatz war dazu mit einem ergonomischen Arbeitstisch, einem 24 Zoll großen Flachbildschirm, handelsüblichen Eingabegeräten (Maus und Tastatur) und einem älteren, nicht ergonomischen Bürostuhl ausgestattet. Die vorhandene Arbeitsplatzeinrichtung unterstützte nicht die erhöhten und behinderungsbedingten Anforderungen an das Erkennen der Bildschirminhalte und die Einnahme einer weniger belastenden Arbeitshaltung bei der Arbeitsausführung.
Der Arbeitsplatz der Sachbearbeiterin wurde deshalb zur Einnahme einer belastungsarmen Arbeitshaltung mit einer ergonomischen Tastatur und einem individuell anpassbaren Bürostuhl, der ein aktives, dynamisches Sitzen ermöglicht, ausgestattet. Die Arbeitsplatzausstattung wurde außerdem durch einen 27-Zoll-Flachbildschirm ergänzt, auf dem sie sich die Bildschirminhalte mithilfe der standardmäßig im Computerbetriebssystem integrierten Bedienungshilfen für Menschen mit Behinderungen vergrößert darstellen lassen kann.

Arbeitsplatz und Arbeitsumgebung:

Um eine Verstärkung der MS-Symptome durch hohe Umgebungstemperaturen oder körperliche Aktivität in den heißen Monaten des Jahres auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Unternehmensgelände und im Gebäude zu vermeiden, trägt sie nun eine Kühlweste. Die Kühlweste hilft, die Körpertemperatur in solchen Umgebungen und Situationen auf einem üblichen Niveau zu halten – auch am Arbeitsplatz, der nur mit einem zu hohen baulichen und finanziellen Aufwand hätte angepasst werden können.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

Tastaturen (ergonomische)
Arbeits- und Bürostühle
Arbeitstische
Persönliche Schutzausrüstung für Arbeitsplätze (Kühlwesten)

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Sehen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Sehen

Referenznummer:

Pb/111325


Informationsstand: 21.10.2025