Praxisbeispiel
Anpassung des Traktors und Zubehörs zur Einhandbedienung für einen Landwirt

Wo lag die Herausforderung?

Dem Mann fehlt von Geburt an der linke Unterarm. Er kann nur eingeschränkt schwere landwirtschaftliche Arbeiten ausführen, da er weder einen Traktor mit einer Hand fahren und bedienen noch Anbaugeräte ankoppeln konnte. Das Fahrzeug und die Geräte mussten entsprechend behinderungsgerecht angepasst werden.

Was wurde gemacht?

Der neue Traktor verfügt über ein Automatikgetriebe und kann vom Landwirt einhändig über einen Joystick gesteuert und bedient werden. Für den Einsatz der Anbaugeräte ist der Traktor mit einer Kupplungsvorrichtung ausgestattet, so dass das Ankuppeln ebenfalls mit einer Hand erfolgen kann. Die Anbaugeräte wie Pflug, Heugabel und Erdbohrer werden über einen Joystick von der Traktorkabine aus bedient. Die Bedienung des Anbaugerätes zum Holzspalten erfolgt direkt von außen über den Joystick am Gerät.

Schlagworte und weitere Informationen

Die Anpassungen am Traktor, die Kopplungshilfe und der Holzspalter zur Einhandnutzung wurden vom Inklusions- bzw. Integrationsamt gefördert. Die Beratung erfolgte dabei durch den Technischen Beratungsdienst des Inklusions- bzw. Integrationsamtes.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter.

Unternehmen:

Beim Unternehmen handelt es sich um einen Bauernhof mit zugehörigem Campingplatz, auf dem Besuchende ihren Urlaub verbringen können. Es handelt sich dabei um einen kleinen Familienbetrieb, der von der Ehefrau des Mitarbeiters mit Schwerbehinderung als Geschäftsführerin geleitet wird.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Dem Mann fehlt von Geburt an der linke Unterarm. Aufgrund der daraus resultierenden häufigen Fehlhaltung – durch Nutzung seines rechten Armes für sämtliche Tätigkeiten – hat er zudem ein Wirbelsäulenschmerzsyndrom. Er sollte deshalb bestimmte Körperhaltungen sowie das Heben und Tragen von Lasten vermeiden. Durch den fehlenden Unterarm sind zusätzlich sein Greifraum sowie die Handhabung und Nutzung von Fahrzeugen und Geräten eingeschränkt.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann ist ausgebildeter Zerspanungsmechaniker und arbeitete zunächst viele Jahre in seinem Beruf in der Metallbranche. Als er dann arbeitslos wurde, fand er in der eher ländlichen Region keine neue Stelle als Zerspanungsmechaniker. Seitdem ist er als Landwirt und Tourismusassistent auf dem Bauernhof mit Campingplatz angestellt.

Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation:

Im Bereich der Landwirtschaft gehören unter anderem die Betreuung der fünf Kühe, die Kleintierhaltung, die mobile Brennholzspaltung, die Bereitstellung von Heu, die Feldarbeit und die Durchführung von Aktionstagen und Vorträgen vor Schulklassen zum Leben auf dem Bauernhof zu seinen Aufgaben. Außerdem gehören im Bereich des Campingplatzes noch die Reinigung der Sanitäranlage und des Grillplatzes sowie die Betreuung der Campinggäste dazu.
Zur Ausführung der körperlich schweren und belastenden landwirtschaftlichen Arbeiten wird ein Traktor mit verschiedenem Zubehör bzw. Anbaugeräten, wie Pflug, Heugabel, Erdbohrer für den Zaunbau und Holz-/Sägespalter, eingesetzt (Bild 1). Der dazu neu angeschaffte Traktor verfügt über ein Automatikgetriebe und kann per Joystick auf der rechten Seite in der Traktorkabine von ihm einhändig bedient und gesteuert werden (Bild 2). In der Nähe des Joysticks befinden sich auch die weiteren Bedienelemente.
Das Zubehör bzw. die Anbaugeräte können ebenfalls mit Hilfe einer Kuppelvorrichtung nur mit einer Hand genutzt bzw. an den Traktor angekoppelt werden. So auch der Holzspalter für die mobile Brennholzspaltung in der Umgebung des Bauernhofs. Dazu fährt der Landwirt mit dem Traktor und angekoppeltem Holzspalter zur Kundschaft nach Hause, in den Wald oder zum Holzlagerplatz. Dort werden dann Holzstämme mit einem Stammdurchmesser von acht bis vierzig Zentimetern und Längen von ein bis fünf Metern schnell und präzise auf Scheitlänge gespalten (Bild 3). Am Anbaugerät zum Holzspalten befindet sich an der Außenseite ein Joystick zur Bedienung, der auch und alternativ vom Landwirt mit dem linken Oberarm bedient werden kann (Bild 4).
Für Arbeiten, die der Landwirt behinderungsbedingt auch mit Hilfsmitteln nicht ausführen kann, steht ihm eine Arbeitsassistenz für vier Stunden täglich zur Verfügung.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Handkoordination (rechts/links)
  • EFL - Handumwendebewegungen (rechts/links)
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Feinmotorik
  • ELA - Handgreifkraft
  • ELA - Reichen
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Dreipunktgriff
  • ERGOS - Fingergeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgreifkraft
  • ERGOS - Reichen
  • ERGOS - Schlüsselgreifkraft
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Armbewegungen
  • IMBA - Feinmotorik (Hand- und Fingergeschicklichkeit)
  • IMBA - Hand-/Fingerbewegungen
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Tragen
  • MELBA - Feinmotorik

Referenznummer:

PB/111269


Informationsstand: 05.08.2024