Praxisbeispiel
Wo lag die Herausforderung?
Die LKW-Fahrerin hat eine geistige Behinderung und eine Lernbehinderung. Bei ihr kam es durch ihren Beruf bzw. den Zeit- und Leistungsdruck sowie unregelmäßige Arbeits- und Pausenzeiten zu einer zusätzlichen psychischen Erkrankung. Sie konnte deshalb nicht mehr in ihrem Beruf und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein.
Was wurde gemacht?
In einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) konnte sie einer Beschäftigung als LKW-Fahrerin nachgehen. In dieser Zeit stabilisierte sich ihr Zustand und sie konnte über ein Praktikum und einen Außenarbeitsplatz wieder bei einer Spedition Fuß fassen und wurde dort fest eingestallt. Dazu wurden sie und die Spedition entsprechend begleitet und betreut. Als die Spedition in Insolvenz ging, half ihr die WfbM bzw. ein mit der WfbM zusammenarbeitender Fachdienst für berufliche Inklusion, einen neuen Job bei einer Wäscherei als Fahrerin zu finden. Auch hier wurden Sie und die Wäscherei auf dem Weg zur Inklusion durch den Fachdienst begleitet.
Schlagworte und weitere Informationen
Die Unterstützung und Begleitung der LKW-Fahrerin und der Wäscherei durch den Fachdienst Betriebliche Inklusion wurde über das Budget für Arbeit vom Träger der Eingliederungshilfe im betreffenden Bundesland gefördert. Über das Budget für Arbeit erhält die Wäscherei auch einen Lohnkostenzuschuss. Der Fachdienst half auch bei der Beantragung der Fördermittel. Bei Bedarf und zur Anleitung kann der Fachdienst auch weiter mit einbezogen werden. Die Förderung erfolgt dabei auch weiter über das Budget für Arbeit.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern von Werkstätten für behinderte Menschen.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern von Werkstätten für behinderte Menschen.
Unternehmen:
Das Unternehmen ist eine Großwäscherei mit 200 Beschäftigten, zu deren Kundschaft Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, die Hotelbranche sowie Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe gehören. Zur Wäscherei gehört auch ein eigener Fuhrpark, um die Wäsche bei der Kundschaft abzuholen und sie anschließend nach dem Waschen, Bügeln, Formfinishen, Mangeln, Falten und Verpacken wieder zurückzubringen.
Das Unternehmen stellte eine Frau mit einer Schwerbehinderung neu ein.
Das Unternehmen stellte eine Frau mit einer Schwerbehinderung neu ein.
Behinderung und Beeinträchtigung der Mitarbeiterin:
Die Frau hat eine geistige Behinderung und eine Lernbeeinträchtigung. Bedingt durch die damit verbundenen Einschränkungen liegt bei ihr eine Schwerbehinderung vor. Behinderungsbedingt hat sie Einschränkungen beim Verstehen und Erlernen von komplexeren Sachverhalten und Inhalten. Sie benötigt deshalb ein intensiveres und längeres Training sowie Unterstützung bei der Ausübung einer Tätigkeit.
Nach einigen Jahren in Ihrem Beruf kam es aufgrund des Zeit- und Leistungsdrucks sowie unregelmäßiger Arbeits- und Pausenzeiten zu einer zusätzlichen psychischen Erkrankung. Psychische Belastungen durch sich ständig ändernde Arbeitsabläufe bei der Ausübung einer Tätigkeit sollten deshalb vermieden werden.
Nach einigen Jahren in Ihrem Beruf kam es aufgrund des Zeit- und Leistungsdrucks sowie unregelmäßiger Arbeits- und Pausenzeiten zu einer zusätzlichen psychischen Erkrankung. Psychische Belastungen durch sich ständig ändernde Arbeitsabläufe bei der Ausübung einer Tätigkeit sollten deshalb vermieden werden.
Ausbildung und Beruf:
Nach dem Verlassen einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen durchlief sie bei einer berufsbildenden Schule eine Berfufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) mit den Schwerpunkten Hauswirtschaft und Technik. Im Anschluss daran absolvierte sie eine Qualifizierung zur Helferin für die Küche und Helferin für die Malerei. Da beide Berufsbereiche nicht ihrem dauerhaften Berufswunsch entsprachen, erwarb sie den Führerschein mit Erlaubnis Fahrzeuge bis siebeneinhalb Tonnen zu fahren, um eigentlich in ihrem Traumberuf als LKW-Fahrerin arbeiten zu können. Dies machte sie dann auch für einige Jahre bei verschiedenen Speditionen, bis es zu ihrer psychischen Erkrankung kam und sie nicht mehr als LKW-Fahrerin und generell auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein konnte.
Übergang Werkstatt für behinderte Menschen – allgemeiner Arbeitsmarkt:
In einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) durchlief sie zunächst das Eingangsverfahren und danach den Berufsbildungsbereich. In dieser Zeit durchlief sie auch die verschiedenen Bereiche der WfbM und arbeitete dort, wie beispielsweise die Kfz-Reparatur und Druckerei. Am Ende wechselte sie dann in den Arbeits- bzw. Beschäftigungsbereich und wurde dort aufgrund ihrer Nachfrage, Neigung und Berufserfahrung als LKW-Fahrerin eine längere Zeit eingesetzt. In dieser Zeit stabilisierte sich auch ihr Gesundheitszustand. Im Rahmen ihrer Fahrtätigkeit bekam sie Kontakt zu anderen Speditionen und konnte dann mit Hilfe der Abteilung Qualifizierung, Unterstützung, Beratung, Integration (QUBI) an eine der Speditionen für ein Praktikum vermittelt werden. Die Abteilung QUBI, wie auch die WfbM, gehören beide zu einem großen Selbsthilfeverein für Menschen mit Behinderungen und deren Familien. Nach dem Praktikum wurde sie zunächst auf einem sogenannten Außenarbeitsplatz bzw. Betriebsintegriertem Arbeitsplatz bei der Spedition beschäftigt. Im Zuge der Betreuung durch die Abteilung QUBI während des Praktikums und der Zeit auf dem Außenarbeitsplatz wurde besonders darauf geachtet, dass alte und negative Muster sowie Aspekte aus ihrer früheren Tätigkeit bei anderen Speditionen vermieden wurden. Aufgrund ihrer Leistung und Motivation wurde die LKW-Fahrerin dann fest von der Spedition eingestellt. Bis zur Insolvenz des Unternehmens arbeitete sie bei der Spedition als Fahrerin. Da für Personen, die über die WfbM den Weg auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden haben, die Möglichkeit besteht bei Problemen zurück in die WfbM zu kehren, wandte sich die LKW-Fahrerin an die WfbM. Die WfbM schaltete den Fachdienst Berufliche Inklusion ein, der auch zum Selbsthilfeverein wie die WfbM gehört. Mit Hilfe des Fachdienstes Berufliche Inklusion konnte die LKW-Fahrerin wieder eine Anstellung als LKW-Fahrerin bei der Großwäscherei finden. Zunächst einmal erst befristet für zwei Jahre und danach in Festanstellung. Sie und das Unternehmen wurden dabei und werden auch weiter bei Bedarf durch den Fachdienst Berufliche Inklusion unterstützt.
Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:
Die LKW-Fahrerin holt mit einem Siebeneinhalb-Tonnen-LKW die Schmutzwäsche bei der Kundschaft ab, bringt sie zur Wäscherei und fährt die Frischwäsche nach dem Waschen, Bügeln, Formfinishen, Mangeln, Falten und Verpacken wieder zurück zur Kundschaft. Dazu fährt sie verschiedene Touren, die täglich häufig wechseln. Die Touren verlaufen in der näheren Umgebung der Wäscherei, aber auch teilweise in der angrenzenden Region mit Großstädten. Der Anfang war dabei nicht leicht, da der häufige tägliche Wechsel der Touren ihr Schwierigkeiten bereiteten, weil beispielsweise nicht immer eindeutig klar war, wo sie die Wäsche genau vor Ort abholen und hinbringen sollte. Zudem gab es auch Schwierigkeiten in der Kommunikation und dem Miteinander im sonst mit Männern besetzten Fuhrparkteam. Der Fachdienst Betriebliche Inklusion half ihr in dieser Phase zielgerichtet bei der Strukturierung und dem Team bei der Lösungsfindung.
Neben der reinen Fahrtätigkeit gehören auch noch das Be- und Entladen sowie die Ladungssicherung zu ihren Aufgaben.
Neben der reinen Fahrtätigkeit gehören auch noch das Be- und Entladen sowie die Ladungssicherung zu ihren Aufgaben.
Kommentar der Mitarbeiterin:
„Ich fahre einen 7,5-Tonnen-LKW und erfülle mir damit meinen Traum.“
Schlagworte
- Arbeitgebende |
- Arbeitnehmende |
- Arbeitsaufgabe |
- Außenarbeitsplatz |
- Belastbarkeit |
- berufliche Rehabilitation |
- Betreuung |
- Budget für Arbeit |
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- Fahrzeug fahren |
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- Good Practice |
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- Lernen und Wissensanwendung |
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- Lohnkostenzuschuss |
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- Praktikum |
- Praxisbeispiel |
- Psyche |
- psychische Belastbarkeit |
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- Teilhabe am Arbeitsleben |
- Träger Eingliederungshilfe |
- Transportwesen |
- Übergang Schule-Beruf |
- Übergang Werkstatt für behinderte Menschen-Allgemeiner Arbeitsmarkt |
- Verkehr, Handel und Logistik |
- Vollzeitarbeit |
- Werkstatt für behinderte Menschen
Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung
- IMBA - Arbeitsplanung
- IMBA - Arbeitszeit
- IMBA - Ausdauer (psychisch)
- IMBA - Lernen/Merken
- IMBA - Problemlösen
- IMBA - Selbständigkeit
- IMBA - Umstellung
- IMBA - Verantwortung
- IMBA - Vorstellung (Vorstellungsvermögen)
- MELBA - Arbeitsplanung
- MELBA - Ausdauer (psychisch)
- MELBA - Lernen/Merken
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- MELBA - Selbständigkeit
- MELBA - Umstellung
- MELBA - Verantwortung
- MELBA - Vorstellung (Vorstellungsvermögen)
Referenznummer:
PB/111275
Informationsstand: 01.08.2024