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Praxisbeispiel
Betriebliches Eingliederungsmanagement für einen Lageristen

Wo lag die Herausforderung?

Der Mann war bedingt durch eine Thrombose länger krank und es wurde nach einem längeren Krankenhausaufenthalt mit anschließender Reha ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) eingeleitet. Behinderungsbedingt kann der Lagerist Gegenstände mit dem rechten Arm bzw. der rechten Hand nur noch eingeschränkt handhaben.

Was wurde gemacht?

Im Rahmen des BEM wurden gemeinsam mit dem Mitarbeiter Maßnahmen zur Weiterbeschäftigung besprochen und vereinbart. So wurde er zunächst stufenweise wiedereingegliedert und die Arbeitszeit mit zunehmender Belastbarkeit schrittweise über einen längeren Zeitraum auf den vollen Umfang erhöht. Zur Kompensation der Einschränkungen beim Warentransport wird überwiegend ein Elektro-Gabelhochhubwagen mit Stehplattform eingesetzt.

Schlagworte und weitere Informationen

Die medizinische Rehabilitation wurde von der Rentenversicherung gefördert. In dieser Zeit erhielt der Mitarbeiter auch unterhaltssichernde Leistungen in Form von Übergangsgeld von der Rentenversicherung. Das Übergangsgeld wurde dabei auch während der stufenweisen Wiedereingliederung von der Rentenversicherung gezahlt. Das Unternehmen schaffte die erforderlichen Hilfsmittel selbst an und stellte diese dem Mitarbeiter zur Verfügung.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Rentenversicherung.

Unternehmen:

Das Unternehmen entwickelt und stellt mit seinen 470 Beschäftigten Mehrkomponentenprodukte auf Kunststoffbasis, wie elektrische Baugruppen sowie Rotoren und Statoren, unter anderem für die Automobilindustrie her.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Der Mann erkrankte vor einigen Jahren an einer Thrombose. Sie entstand durch eine zusätzliche Halsrippe, die zur Schädigung eines Blutgefäßes und mangelhaften Durchblutung des rechten Arms führte. Er konnte deshalb seinen rechten Arm und seine rechte Hand nicht mehr nutzen. Nach einem halbjährigen Krankenhausaufenthalt erfolgte dann die medizinische Rehabilitation in einer Reha-Klinik. Nach der medizinischen Reha kann er seinen rechten Arm und seine rechte Hand wieder eingeschränkt nutzen. Dabei musste er den Gebrauch der Hand von Grund auf neu erlernen. Noch heute bereiten ihm gewisse Tätigkeiten wie das Heben und Tragen von Gegenständen Probleme. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 50.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann arbeitete als Lagerarbeiter beim Unternehmen und ist außerdem gewählter Schwerbehindertenvertreter.

Betriebliches Eingliederungsmanagement:

Aufgrund der Erkrankungsdauer des Mannes, wurde vom Unternehmen ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) eingeleitet, dem der Lagermitarbeiter zustimmte. Im Rahmen des BEM wurden nach der medizinischen Rehabilitation gemeinsam Maßnahmen zur Rückkehr an den alten Arbeitsplatz besprochen und vereinbart. Dazu gehörte zunächst eine stufenweise Wiedereingliederung. Im Verlauf der stufenweisen Wiedereingliederung wurde er, wie gemeinsam besprochen, Schritt für Schritt wieder an den Arbeitsprozess herangeführt. Dabei wurde die Arbeitszeit mit zunehmender Belastbarkeit, beginnend mit vier Stunden, langsam auf sechs und dann zum Ende wieder auf die volle Arbeitszeit erhöht. In dieser Zeit zeigte sich, dass er bestimmte Arbeiten nur noch mit Hilfsmitteln oder bedingt ausführen kann, z. B. die Tätigkeit des LKW-Fahrers, die er nur noch vertretungsweise übernehmen kann. Sonst kann er wieder fast alle Arbeitsaufgaben erledigen, wobei dazu am Arbeitsplatz entsprechende Hilfsmittel eingesetzt werden müssen.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Der Mann arbeitet im Lagerbereich des Unternehmens. Zu seinen täglichen Aufgaben gehören dort:
  • das Entgegennehmen der Warenlieferungen,
  • die Überprüfung der Warenlieferungen auf Vollständigkeit und Richtigkeit der Unterlagen,
  • die Bedienung der Lagerverwaltungssoftware zum Ein- und Ausbuchen der Waren,
  • der Transport der Waren zum Lager und
  • das eigentliche Ein- sowie Auslagern.
Dazu nutzte er vorher einen handgeführten Handhubwagen. Bei diesem Handhubwagen mussten die Waren auf Paletten bzw. die damit beladenen Gabeln zum Transport manuell auf eine gewisse Höhe angehoben bzw. über die Deichsel des Handhubwagens hydraulisch hochgepumpt und dann von Hand geschoben oder gezogen werden – was behinderungsbedingt nicht mehr möglich war.
Aus diesem Grund wurden vom Unternehmen ein handgeführter Elektro-Geh-Gabelhochhubwagen und ein Elektro-Gabelhochhubwagen mit Stehplattform angeschafft und dem Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Mit beiden Gabelhochhubwagen ist es möglich die Paletten bzw. Waren elektrohydraulisch anzuheben und mittels Elektroantrieb zu transportieren, wobei beim Elektro-Geh-Gabelhubwagen der Transport gehend und per Hand über die Deichsel und Bedienelemente steuernd begleitet wird. Da der Mitarbeiter häufig Waren zu transportieren hat, dabei große Strecken zu Fuß zurücklegen muss und auch beim Elektro-Geh-Gabelhubwagen die Deichsel zum Steuern und Bedienen lange per Hand „gehalten“ werden muss, wird zur Reduzierung der Belastung der Elektro-Gabelhochhubwagen mit Stehplattform eingesetzt. Dieser ermöglicht es während des Transportes auf der Plattform am Gabelhochhubwagen zu stehen und dabei diesen einfach zu steuern und zu bedienen.
Neben den Aufgaben im Lager übernimmt er, seit seiner Wahl zur Schwerbehindertenvertretung, die Vertretung der Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen mit Schwerbehinderung oder Gleichstellung. In dieser Zeit wird er vom Unternehmen für diese Aufgabe freigestellt.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Handkoordination (rechts/links)
  • EFL - Handumwendebewegungen (rechts/links)
  • ELA - Feinmotorik
  • ELA - Handgreifkraft
  • ELA - Reichen
  • ERGOS - Dreipunktgriff
  • ERGOS - Fingergeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgreifkraft
  • ERGOS - Reichen
  • ERGOS - Schlüsselgreifkraft
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Armbewegungen
  • IMBA - Feinmotorik (Hand- und Fingergeschicklichkeit)
  • IMBA - Hand-/Fingerbewegungen
  • MELBA - Feinmotorik

Referenznummer:

PB/111101


Informationsstand: 14.12.2022