Praxisbeispiel
Bürokraft zur Archivierung bei der Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG

Wo lag die Herausforderung?

Der Mann hat eine chronische Darmerkrankung und ist deshalb körperlich geringer belastbar. Mit zunehmendem Alter haben sich die Beschwerden reduziert. Im Falle eines Schubes muss er vermehrt die Toilette aufsuchen. Nach der Ausübung verschiedener Tätigkeiten war er arbeitslos und suchte einen Job.

Was wurde gemacht?

Der Mann erhielt mit Unterstützung eines Projektes einen Bildschirmarbeitsplatz im Rechnungswesen des Unternehmens. Von seinem Bildschirmarbeitsplatz aus kann er schnell ein WC erreichen. In seinem neuen Job wurde er zunächst in Teilzeit beschäftigt. Da die körperlichen Belastungen durch die Arbeit auch für ihn gering waren, konnte er bald seinen Job weiter in Vollzeit ausüben.

Förderung steht für das Unternehmen nicht im Vordergrund, wenn es um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen geht. So konnte aber beispielsweise ein Eingliederungszuschuss für den Mitarbeiter mit Gleichstellung durch das Jobcenter helfen die zu Beginn noch nicht ausreichende Arbeitsleistung und den Einarbeitungsaufwand für das Unternehmen auszugleichen.
Das ausgelaufene Projekt „MitArbeit! In Köln“ unterstützte den Mitarbeiter und das Unternehmen auf dem Weg zur Inklusion. „MitArbeit! In Köln“ war ein regionales Projekt zur Qualifizierung, Begleitung und Vermittlung von arbeitslosen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung.

Unternehmen:

Das inhabergeführte Unternehmen Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG beschäftigt 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 30 Nationen, die gleichzeitig auch die Zusammensetzung der Kundschaft widerspiegeln und die Wichtigkeit von Diversity für das Unternehmen verdeutlichen. Neben dem Kerngeschäft der Brauerei, hat sich das Unternehmen ebenso auf den Geschäftsfeldern Gastronomie, Hotellerie und Getränkelogistik etabliert. Zum besonderen Engagement und zur Unternehmensphilosophie gehört auch das Thema Inklusion bzw. die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen – für welches das Unternehmen von der IHK-Stiftung für Ausbildungsreife und Fachkräftesicherung zum „Chancengeber des Jahres 2014“ ausgezeichnet wurde. So stellte das Unternehmen u. a. einen länger arbeitssuchenden Mann mit einer Behinderung neu im Bereich des Rechnungswesens zur Archivierung ein.

Kommentar des Personalleiters zur Inklusion:

Wir wollten weitere Prozesse im Unternehmen digitalisieren, so auch das Archiv mit Rechnungen, Lieferscheinen usw. für das Rechnungswesen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rechnungswesen konnten dies zeitlich nicht im Rahmen ihrer üblichen Tätigkeit leisten. Aus diesem Grund richteten wir dort einen neuen Arbeitsplatz zur Archivierung ein, den wir entsprechend zu besetzen hatten. Über den Kontakt zu „MitArbeit! In Köln“ wurde uns ein Kandidat vermittelt, der nach seinem Praktikum und einer anschließenden zeitlichen Befristung fest eingestellt wurde. Dabei spielte für uns die Behinderung und das Alter keine Rolle.
Wenn man sich für den Mitarbeiter einsetzt, der Mitarbeiter will und eigentlich kann, alle im Unternehmen mitmachen und man gemeinsam Lösungen für Schwierigkeiten findet – dann funktioniert Inklusion.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Der Mann hat eine chronische Darmerkrankung (Morbus Crohn) und ist deshalb körperlich geringer belastbar. Mit zunehmendem Alter haben sich die Beschwerden reduziert. Im Falle eines Schubes, muss er vermehrt die Toilette aufsuchen. Sein Grad der Behinderung (GdB) beträgt 40 und er wurde, nach Beantragung, von der Agentur für Arbeit Menschen mit einer Schwerbehinderung gleichgestellt.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann absolvierte eine Ausbildung zum Dachdecker. Nach der Ausbildung arbeitete er einige Zeit als Dachdecker, bis er als Sachbearbeiter für Werbung in die Zigarettenindustrie wechselte. Anschließend machte er sich mit einer Lottoannahmestelle selbständig, bis er diese nicht mehr weiter betreiben konnte. Danach war er eine längere Zeit arbeitslos und wurde vom Jobcenter betreut und später von diesem an das Projekt „MitArbeit! In Köln“ vermittelt. Zunächst verschaffte sich „MitArbeit! In Köln“ bzw. deren Jobcoach in Gesprächen mit ihm ein Bild zu eventuellen beruflichen Einsatzmöglichkeiten. Es folgte eine EDV-Qualifizierung, die gemeinsame Erstellung von Bewerbungsunterlagen und die Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche. Durch den Kontakt von „MitArbeit! In Köln“ zum Personalleiter war bekannt, dass eine Stelle in der Archivierung des Unternehmens zu besetzen sei. Daraufhin schlug „MitArbeit! In Köln“ den arbeitssuchenden Mann als geeigneten Bewerber vor. Nach erfolgreichem Bewerbungsverfahren absolvierte der Mann zunächst ein Praktikum. Im Anschluss an das Praktikum wurde er befristet und später fest vom Unternehmen als Sachbearbeiter zur Archivierung eingestellt.

Kommentar des Mitarbeiters:

Ich bin froh, dass man mir eine Chance gegeben und mich eingestellt hat. Gerade für einen älteren Menschen mit einer Behinderung, der auch noch arbeitslos war, ist es sehr schwer einen Job zu finden. Die Arbeit macht mir Spaß und ich fühle mich wohl im Unternehmen.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Der Mann arbeitet im Bereich der Verwaltung bzw. im Rechnungswesen an einem Bildschirmarbeitsplatz im Büro. Der Bildschirmarbeitsplatz ist mit ergonomischen Büromöbeln ausgestattet. Am Arbeitsplatz scannt der Mitarbeiter eine große Anzahl alter sowie neuer Lieferscheine und Rechnungen in ein Archivierungssystem ein. Für die Tätigkeit wurde der Mitarbeiter von Kolleginnen und Kollegen eingearbeitet.
Nach der EDV-technischen Archivierung können die Lieferscheine und Rechnungen digital von der Buchhaltung aufgerufen werden.

Arbeitsumgebung:

In der Nähe des Arbeitsplatzes befindet sich ein WC, welches von ihm bei Bedarf schnell erreicht werden kann.

Arbeitsorganisation:

Nach der Neueinstellung arbeitete der Sachbearbeiter zunächst 20 Stunden pro Woche auf Teilzeitbasis. Da er in dieser Zeit keine körperlichen Probleme hatte, die Belastungen gering waren und entsprechend viel Arbeit vorhanden war, konnte und wollte er die Tätigkeit – im beiderseitigen Interesse und gegenseitigem Einvernehmen – in Vollzeit weiter ausüben.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)

Referenznummer:

Pb/111000


Informationsstand: 20.07.2023