Praxisbeispiel
Von der Förderschule zur Anstellung als Hilfskraft

Wo lag die Herausforderung?

Die Frau hat eine Lernbeeinträchtigung, die zu Einschränkungen beim Verstehen, Lernen und Merken von neuen Sachverhalten und Abläufen führt. Damit sie nach ihrer Schulzeit auf dem ersten Arbeitsmarkt einer Tätigkeit nachgehen konnte, war eine entsprechende Unterstützung nötig.

Was wurde gemacht?

Die Frau wurde von der Arbeitsagentur zunächst an eine Bildungseinrichtung zur Berufsvorbereitung und im Anschluss in eine Folgemaßnahme zur kooperativen Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt. Im Rahmen der Folgemaßnahme absolvierte sie auch mit Unterstützung eines Jobcoaches ein Langzeitpraktikum bei einem Altenheim. Im Anschluss daran wurde sie vom Altenheim aufgrund ihrer Leistung, Motivation und dem sehr guten Verhältnis zum Kollegium und den zu pflegenden Personen, fest als Hilfskraft eingestellt.

Die Kosten für die Maßnahme in der Berufsvorbereitenden Bildungseinrichtung (BVE) sowie der sich anschließenden Folgemaßnahme zur kooperativen Bildung sowie Vorbereitung und auch die Unterstützung durch den Integrationsfachdienst sowie eines Jobcoaches wurden von der Arbeitsagentur getragen und gehören in dem Bundesland zum Förderprogramm „Arbeit Inklusiv“.
Teil der Förderung innerhalb des Förderprogramms ist unter anderem auch ein Lohnkostenzuschuss über das Budget für Arbeit und ein Zuschuss zur Kompensation außergewöhnlicher Belastungen für das Unternehmen. Die Förderung des Budgets für Arbeit erfolgt dabei über den Träger der Eingliederungshilfe im betreffenden Bundesland für Personen, die aus einer Werkstatt für behinderte Menschen kommen oder sonst dort eine Beschäftigung hätten aufnehmen müssen. Die Förderung zur Kompensation der außergewöhnlichen Belastungen erfolgt durch das Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter, Arbeitsagenturen und von Integrationsfachdiensten.

Unternehmen:

Es handelt sich um eine Einrichtung der Wohlfahrtspflege mit Angeboten aus dem Bereich der stationären sowie ambulanten Pflege, dem ambulanten sowie stationär betreuten Wohnen für Menschen mit einer psychischen Erkrankung und des Wohnens für Seniorinnen und Senioren in einem Altenwohnheim. Im Altenwohnheim stehen insgesamt 60 Wohnplätze zur Verfügung. Davon bilden jeweils zwölf eine Hausgemeinschaft mit dem dazu gehörenden Wohnbereich und einer großen Küche als eigentlicher Mittelpunkt, in der gemeinsam gekocht werden kann. Im Außenbereich des Gebäudes mit den Hausgemeinschaften befindet sich ein Garten für die Seniorinnen und Senioren. Das Altenheim stellte eine Jugendliche mit einer Schwerbehinderung neu ein.

Kommentar der Heimleitung:

„Sie ist einfach lieb und die Leute fragen nach ihr, wenn sie nicht da ist.“

Behinderung und Beeinträchtigung der Mitarbeiterin:

Die Frau hat eine Lernbeeinträchtigung. Behinderungsbedingt hat sie Einschränkungen beim Verstehen, Lernen und Merken von neuen Sachverhalten und Abläufen. Aufgrund der Auswirkungen der Einschränkungen ist die Frau schwerbehindert.

Übergang Schule – Beruf:

Die Frau besuchte eine Förderschule mit Schwerpunkt Lernen und wurde danach vom örtlichen Reha-Team der Arbeitsagentur an eine Berufsvorbereitende Bildungseinrichtung (BVE) vermittelt. Dort lernte sie in der Einrichtung sowie über Praktika verschiedene Tätigkeitsbereiche zur beruflichen Orientierung und auch deren theoretischen Inhalte innerhalb des Unterrichts kennen. Die in dieser Zeit gesammelten Erfahrungen und Ergebnisse wurden gemeinsam mit dem begleitenden Integrationsfachdienst und Lehrpersonal der BVE ausgewertet und die sich daraus ergebenden Förderziele an das Reha-Team der Arbeitsagentur weitergeleitet. Das Reha-Team der Arbeitsagentur vermittelt daraufhin die Frau in eine Folgemaßnahme zur kooperativen Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, deren Teilnahme in der Regel elf Monate beträgt. Innerhalb der Folgemaßnahme musste sie auch, neben der theoretischen Begleitung in der Berufsschule, ein Praktikum absolvieren. Aufgrund der Erkenntnisse durch die BVE und der speziellen Neigung der Frau, sie hatte in der Vergangenheit ihren eigenen Großvater gepflegt, entstand die Idee, sie in dem Bereich der Altenpflege zu platzieren und dies zunächst über ein Praktikum beim jetzigen arbeitgebenden Unternehmen. Aus dem Praktikum wurde dann ein Langzeitpraktikum. Während des Langzeitpraktikums wurde sie durch einen Jobcoach betreut, der sie Schritt für Schritt an ihre Aufgaben heranführte und sie dabei unterstütze. Am Ende der Folgemaßnahme wurde die Frau, aufgrund ihrer Leistungen, ihrer Motivation und dem sehr guten Verhältnis zum Kollegium und den zu pflegenden Personen, fest als Hilfskraft eingestellt.

Kommentar der Mitarbeiterin:

„Dann habe ich mich halt drauf eingelassen. Okay, ich probier’s mal aus. Ausprobieren kostet ja nix. Und dann hat es mir halt gefallen.“

Kommentar einer Kollegin:

„Sie kommt mir vor wie eine Enkelin. Wie, wenn sie ihre Omas und Opas betreuen würde. Sie ist wirklich so ein sozialer, hilfsbereiter, netter Mensch.“

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Die Frau kümmert sich um die täglichen Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner. Morgens richtet sie das Frühstück für die Bewohner her und versorgt diese mit den gewünschten Lebensmitteln (Bild 1). Außerdem leistet sie ihnen Hilfestellung beim Schmieren der Brote, reicht ihnen das Essen an, räumt im Anschluss den Frühstücksbereich auf und übernimmt das Ein- sowie Ausräumen der Spülmaschine. Die Frau begleitet sie außerdem auf Spaziergänge (Bild 2), spielt mit ihnen Gesellschaftsspiele, führt mit ihnen Gespräche und sorgt damit für ein allgemeines Wohlbefinden.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Auffassung
  • IMBA - Lernen/Merken
  • IMBA - Problemlösen
  • IMBA - Selbständigkeit
  • IMBA - Umstellung
  • MELBA - Auffassung
  • MELBA - Lernen/Merken
  • MELBA - Problemlösen
  • MELBA - Selbständigkeit
  • MELBA - Umstellung

Referenznummer:

PB/111193


Informationsstand: 21.12.2022