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Praxisbeispiel
Interview mit der Deutschen Welle zum Thema Ausbildungsangebote

Kurzbeschreibung:

Ein Interview von REHADAT mit der Deutschen Welle (DW) zum Thema Ausbildungsangebote für junge Menschen mit Behinderungen bei der DW.

Inhalte des Interviews sind die Themenbereiche:
  • Angehende Fachkräfte finden
  • Jugendliche ausbilden
  • Arbeitsplatz anpassen
  • Aus Erfahrungen lernen
Das gesamte Interview finden Sie unter Langform.

Schlagworte und weitere Informationen

Das Interview führte REHADAT mit der Deutschen Welle (DW) zum Thema Ausbildungsangebote für junge Menschen mit Behinderungen bei der DW

Themenbereich – Angehende Fachkräfte finden

REHADAT:

Wie kam es dazu, dass junge Menschen mit Behinderungen bei Ihnen die Möglichkeit zur Ausbildung erhielten?

Deutsche Welle:

Als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt und als internationales Medienhaus richten wir unsere Inhalte weltweit an eine junge Zielgruppe zwischen 14 und 40 Jahren. Es gehört zu unserem Selbstverständnis als Arbeitgeber, junge Menschen auf ihrem Weg in den Beruf zu begleiten und zu unterstützen. Wir versuchen auch einen Schritt weiterzugehen und ganz besonders Menschen mit Behinderung, junge Mütter oder Geflüchtete zu fördern.

REHADAT:

Haben Sie konkrete Tipps für den Einstellungsprozess? Wie sprechen Sie junge Menschen mit Behinderungen an?

Deutsche Welle:

Unser Auswahlverfahren verläuft grundsätzlich immer gleich, egal ob es um Bewerbende mit oder ohne Behinderung geht. Im Bedarfsfall kann eine Assistenz und / oder ein Zeitausgleich in Anspruch genommen werden.
Wir versuchen jedoch über ein zielgerichtetes Ausbildungsmarketing aktiv in Inklusionsschulen oder auf Messen Menschen mit Behinderung zur Bewerbung zu motivieren. Zum Beispiel pflegen wir an beiden Standorten Kooperationen mit Schulen für Schüler*innen mit Behinderung oder Gleichstellung. Wir freuen uns über Bewerbungen von Menschen mit Behinderungen.

Themenbereich – Jugendliche ausbilden

REHADAT:

Was macht die Ausbildung bei der Deutschen Welle „inklusiv“? Welche Maßnahmen sind einfach umzusetzen und welche sind umfangreicher?

Deutsche Welle:

Sicherzustellen, dass unsere Ausbildung inklusiv ist, ist eine Daueraufgabe. Wir arbeiten hier im stetigen Austausch mit den Vertrauenspersonen für Menschen mit Behinderung daran, mögliche Hürden und Barrieren zu erkennen und abzubauen. Aus unserer Sicht geht es aber insbesondere darum, den Blick für den Einzelfall zu haben und für jede*n Azubi angemessene Arbeitsbedingungen zu schaffen. Neben dem stetigen Austausch auf Augenhöhe gehört dazu, dass wir uns selbst schulen und befähigen, Inklusion voranzutreiben.

REHADAT:

Haben Sie externe Beratung und Unterstützung beansprucht? Welche waren besonders hilfreich?

Deutsche Welle:

Wir führen regelmäßig interne Ausbilderkreise durch, dort laden wir regelmäßig externe Referent*innen zu verschiedenen Themenstellungen ein. Der Integrationsfachdienst hat in diesem Rahmen bereits für das Thema „Ausbildung von Menschen mit Behinderung“ sensibilisiert und stand für Fragen zur Verfügung. Im letzten Jahr haben wir außerdem an dem Projekt Inklupreneur (ein Projekt, das mehr Stellen für Menschen mit Behinderung schaffen möchte) teilgenommen und auch durch deren Team Feedback zur inklusiven Ausbildung erhalten.

REHADAT:

Welche Behinderungen haben die Auszubildenden? Wurden dadurch spezielle Unterstützungsmaßnahmen notwendig? Wenn ja, welche? (z. B. Nachteilsausgleiche, Assistierte Ausbildung)

Deutsche Welle:

Die Behinderungen von unseren Azubis sind sehr unterschiedlich. Wir haben beispielsweise blinde Menschen oder Menschen mit Sehbeeinträchtigung ausgebildet, Menschen im Rollstuhl, mit Epilepsie, Autismus und anderen physischen oder körperlichen Behinderungen.
Direkte Unterstützungsmaßnahmen waren bisher hauptsächlich beim Equipment notwendig. Des Weiteren hatten wir einmal einen Ausbildungs-Coach, der einmal pro Woche für zwei Stunden die Ausbildung begleitet hat. Mit einer Assistierten Ausbildung haben wir noch keine Erfahrung.

REHADAT:

Wie nehmen die Kolleg*innen die Auszubildenden mit Behinderung wahr? Gab es Hürden bei der Teamintegration? Was lief gut?

Deutsche Welle:

Grundsätzlich haben wir in der DW eine Null-Toleranz-Haltung gegenüber jeglicher Diskriminierung, unter anderem auch gegenüber Menschen mit Behinderung. In unserem Wertecodex, dem Code of Conduct, ist dies ganz klar festgeschrieben. Führungskräfte und Mitarbeitende werden durch verschiedene Kommunikationsmaßnahmen sensibilisiert und zur wertschätzenden Kommunikation verpflichtet. Diese präventiven Maßnahmen lohnen sich und wir sind froh, dass wir bisher keine Konflikte in diesem Zusammenhang hatten. Dabei unterstützen auch die Vertrauenspersonen für Menschen mit Behinderungen, die als Anlaufstelle jederzeit für Auszubildende da sind, falls Probleme auftreten.

Themenbereich – Arbeitsplatz anpassen

REHADAT:

Welche Hilfsmittel, organisatorischen Anpassungen oder personelle Unterstützung erhalten Ihre Auszubildenden?

Deutsche Welle:

Wir gehen sehr individuell auf alle unsere Auszubildenden ein. Selbstverständlich erhält z. B. der*die blinde Auszubildende einen voll ausgestatteten Blindenarbeitsplatz. Wenn wir Autist*innen ausbilden, versuchen wir, falls gewünscht, seltenere Wechsel der Fachbereiche zu ermöglichen und bestmöglich auf die individuellen Bedürfnisse der Person einzugehen.

REHADAT:

Haben Sie bauliche / technische Anpassungen vorgenommen? Wenn ja, welche?

Deutsche Welle:

An unserem Bonner Standort sind wir mit barrierefreien Eingängen, Fahrstühlen mit Braille-Schrift und Behindertentoiletten bereits sehr gut ausgestattet.
An unserem Berliner Standort sind wir aktuell noch dabei, bauliche Anpassungen vorzunehmen. Aber auch hier gibt es barrierefreie Toiletten und eine befahrbare Rampe am Haupteingang. Ein gutes Beispiel sind die neueren Anbauten. Diese sind für alle Mitarbeitenden gut zu erreichen. Außerdem haben wir spezielle Computersoftware für unsere Mitarbeitenden mit Seheinschränkungen. Grundsätzlich sorgen wir im Rahmen der Möglichkeiten immer dafür, dass jegliche individuellen Barrieren abgebaut werden.

REHADAT:

Haben Sie Fördermittel für z. B. Ausbildungsvergütung, Arbeitsplatzanpassung beantragt? Wenn ja, welche?

Deutsche Welle:

Es wurden Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung als auch für notwendige technische Hilfsmittel beantragt, z. B. für Arbeitsplätze von Auszubildenden mit Sehbehinderung und für die Höhenanpassung von Kartenautomaten für kleinwüchsige Mitarbeitende.

Themenbereich – Aus Erfahrungen lernen

REHADAT:

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für Unternehmen, die Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen einstellen oder ausbilden
wollen?

Deutsche Welle:

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderung aktiv in der Ausbildung zu fördern. Wie bei allen Unternehmenszielen stehen wir dabei Herausforderungen gegenüber – jede Veränderung bringt diese mit sich. Da gibt es nicht die eine große Herausforderung. Räumliche und digitale Barrieren müssen natürlich zwingend beseitigt sein, sodass jede*r unter guten Arbeitsbedingungen tätig werden kann. Trotz fehlender flächendeckender Barrierefreiheit konnten wir diese Probleme bisher immer gut lösen. Inklusion ist aber auch Haltungsfrage und eine Frage der Unternehmenskultur. Beides – Inklusion und Unternehmenskultur – ist als Daueraufgabe stetig zu pflegen.

REHADAT:

Was bedeutet die Auszeichnung mit dem Berliner Inklusionspreis für Sie?

Deutsche Welle:

Wir haben uns sehr über die Auszeichnung gefreut. Der Preis ist schon allein deshalb wertvoll, weil er Aufmerksamkeit auf das Thema Inklusion lenkt; er schafft Sichtbarkeit für Menschen mit Behinderung und motiviert Arbeitgebende dazu, Inklusion als Unternehmenswert voranzutreiben. Für uns ganz persönlich bedeutet der Preis auch einen Ansporn, weiterzumachen und mehr zu machen!

Es liegen keine Informationen zur Förderung vor.

ICF-Items

Es liegen keine Angaben vor.

Referenznummer:

Pb/111207


Informationsstand: 26.04.2023