Praxisbeispiel
Wo lag die Herausforderung?
Der Auszubildende ist schwerbehindert und überwiegend auf die Nutzung eines Rollstuhls angewiesen, wobei er noch für einen kurzen Zeitraum stehen und sehr kurze Wege gehen kann. An seinem Arbeitsplatz und im Arbeitsumfeld waren deshalb entsprechende Anpassungen erforderlich.
Was wurde gemacht?
Im Rahmen der Ausbildung im Büro arbeitet er an einem Bildschirmarbeitsplatz mit höhenverstellbarem Arbeitstisch, den er mit dem Rollstuhl unterfahren kann. Meistens setzt er sich aber um auf einen ergonomischen Bürostuhl. Ein Fahrdienst bringt ihn zu seinem Arbeitsplatz im Verwaltungsgebäude des Unternehmens und zur Berufsschule. Das Verwaltungsgebäude und die Berufsschule sind barrierefrei gestaltet. Im Brandfall kann ein Evakuierungsstuhl genutzt werden, um den Auszubildenden aus den oberen Etagen in Sicherheit zu bringen.
Schlagworte und weitere Informationen
Förderung steht für das Unternehmen nicht im Vordergrund, wenn es um die Inklusion von Menschen mit Behinderung geht. Jedoch war eine behinderungsgerechte Gestaltung erforderlich, um die Barrierefreiheit, Mobilität und den Arbeitsschutz für den Auszubildenden im Rollstuhl gewährleisten zu können. Deshalb wurde beispielsweise der dazu erforderliche Evakuierungsstuhl durch die Arbeitsagentur, im Rahmen der Neueinstellung des Auszubildenden, gefördert. Die Arbeitsagentur unterstützt außerdem auch die Ausbildung mit entsprechenden Zuschüssen und das Erreichen des Arbeitsplatzes mit Hilfe eines Fahrdienstes.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Arbeitsagenturen.
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Unternehmen:
Das inhabergeführte Unternehmen Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG beschäftigt 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 30 Nationen, die gleichzeitig auch die Zusammensetzung der Kundschaft widerspiegeln und die Wichtigkeit von Diversity für das Unternehmen verdeutlichen. Neben dem Kerngeschäft der Brauerei, hat sich das Unternehmen ebenso auf den Geschäftsfeldern Gastronomie, Hotellerie und Getränkelogistik etabliert. Zum besonderen Engagement und zur Unternehmensphilosophie gehört auch das Thema Inklusion bzw. die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen – für welches das Unternehmen von der IHK-Stiftung für Ausbildungsreife und Fachkräftesicherung zum "Chancengeber des Jahres 2014 " ausgezeichnet wurde. So bildet das Unternehmen beispielsweise einen Jugendlichen im Rollstuhl zum Kaufmann für Büromanagement aus.
Kommentar des Personalleiters zur Inklusion:
„Nicht alles lief von Anfang an perfekt und es gab auch Schwierigkeiten auf dem Weg. So gab es nach einem positiven Beginn in den Praktika, zunächst starke Leistungsschwankungen in der Ausbildung, die für uns nur schwer erklärbar waren. Nach Gesprächen mit dem Auszubildenden und der Mutter konnte kein Grund festgestellt werden. Auf unseren Rat hin besuchte der Jugendliche einen Mediziner und dieser stellte fest, dass erkrankungsbedingt eine Behandlung erforderlich war. Nach der Behandlung geht es dem Jugendlichen besser und er arbeitet nun wieder konzentrierter. Im Rahmen der Ausbildung bekommt der Jugendliche keine Sonderbehandlung, da wir wissen, was er eigentlich kann und behinderungsbedingte Aspekte durch entsprechende Maßnahmen ausgeglichen werden.“
Behinderung und Beeinträchtigung des Jugendlichen:
Der Jugendliche ist durch eine frühkindliche Erkrankung schwerbehindert und überwiegend auf die Nutzung eines Rollstuhls angewiesen. Behinderungsbedingt ist seine Mobilität eingeschränkt, wobei er noch für einen kurzen Zeitraum stehen und sehr kurze Wege gehen kann.
Privat nutzt der Jugendliche ein Handbike für sportliche Aktivitäten, mit dem er auch schon an Marathon-Veranstaltungen teilgenommen hat.
Privat nutzt der Jugendliche ein Handbike für sportliche Aktivitäten, mit dem er auch schon an Marathon-Veranstaltungen teilgenommen hat.
Ausbildung und Beruf:
Der Jugendliche besuchte nach der Realschule erfolgreich die höhere Handelsschule. Während der Schulzeit absolvierte er bereits ein Praktikum und anschließend weitere Praktika bei seinem jetzigen Ausbildungsbetrieb. Der Kontakt zum Unternehmen erfolgte dabei durch persönliche Kontakte. Nach dem Verlassen der höheren Handelsschule und dem letzten Praktikum, bewarb sich der Jugendliche beim Unternehmen um eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Der Jugendliche wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und erhielt den Ausbildungsvertrag.
Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:
Der Auszubildende lernt im Rahmen der Ausbildung die unterschiedlichen Aufgaben der Abteilungen in der Verwaltung kennen und bekommt so die erforderlichen praktischen bzw. betrieblichen Ausbildungsinhalte vermittelt. Er arbeitet dabei überwiegend an einem Bildschirmarbeitsplatz mit einem höhenverstellbaren Arbeitstisch, der auch mit dem Rollstuhl unterfahren werden kann, gemeinsam in einem Büro mit einem Kollegen und der Ausbilderin in der zweiten Etage des Verwaltungsgebäudes. Meistens unterfährt der Azubi seinen Arbeitstisch nicht mit dem Rollstuhl, um an ihm zu arbeiten. Vielmehr stellt er überwiegend seinen Rollstuhl in der Nähe ab und setzt sich auf einen ergonomischen Bürostuhl an den Arbeitstisch (Bild 1).
Zur Ausbildung gehört, wie üblich, auch der Besuch der Berufsschule – dies erfolgt in Blockform von jeweils mehreren Wochen am Stück.
Zur Ausbildung gehört, wie üblich, auch der Besuch der Berufsschule – dies erfolgt in Blockform von jeweils mehreren Wochen am Stück.
Kommentar des Auszubildenden:
„Die Ausbildung macht mir Spaß und ich fühle mich wohl im Unternehmen.“
Arbeitsumgebung – Mobilität:
Der Azubi wird von einem Fahrdienst mit dem Rollstuhl zum Verwaltungsgebäude und während des Blockunterrichtes zur Berufsschule gefahren. Das Verwaltungsgebäude und die Berufsschule sind barrierefrei gestaltet. Der Zugangsbereich zum Verwaltungsgebäude ist ebenerdig und kann vom Azubi mit seinem Rollstuhl, über eine elektromotorisch und Bewegungsmelder zu öffnende Tür, befahren werden. Die Tür schließt anschließend nach einer gewissen Zeit wieder automatisch. Seinen Arbeitsplatz erreicht der Azubi über einen Personenaufzug, der ausreichend dimensioniert ist und dessen Tasten so angeordnet sind, dass sie vom Rollstuhl aus sitzend betätigt werden können.
In der Berufsschule befinden sich die jeweiligen Unterrichtsräume ebenerdig, so dass der Azubi sie ohne Schwierigkeiten mit dem Rollstuhl erreichen kann.
Das Verwaltungsgebäude des Unternehmens und die Berufsschule verfügen über ein barrierefreies WC (Waschbecken, Toilette, Stützhandgriffe usw.) für Menschen mit Behinderungen. In der Berufsschule befindet sich das WC ebenfalls ebenerdig und im Unternehmen kann der Jugendliche dieses bzw. die betreffende Etage mit Hilfe des Aufzuges erreichen. Der Azubi befindet sich im Unternehmen, je nach Aufgabe, evtl. direkt auf der Etage mit dem WC, so dass er den Aufzug nicht immer benötigt. Für den Notfall verfügt das WC im Unternehmen über ein Personennotrufsystem mit dem Hilfe gerufen werden kann.
In der Berufsschule befinden sich die jeweiligen Unterrichtsräume ebenerdig, so dass der Azubi sie ohne Schwierigkeiten mit dem Rollstuhl erreichen kann.
Das Verwaltungsgebäude des Unternehmens und die Berufsschule verfügen über ein barrierefreies WC (Waschbecken, Toilette, Stützhandgriffe usw.) für Menschen mit Behinderungen. In der Berufsschule befindet sich das WC ebenfalls ebenerdig und im Unternehmen kann der Jugendliche dieses bzw. die betreffende Etage mit Hilfe des Aufzuges erreichen. Der Azubi befindet sich im Unternehmen, je nach Aufgabe, evtl. direkt auf der Etage mit dem WC, so dass er den Aufzug nicht immer benötigt. Für den Notfall verfügt das WC im Unternehmen über ein Personennotrufsystem mit dem Hilfe gerufen werden kann.
Arbeitsschutz:
Im Brandfall ist die Benutzung des Aufzuges im Verwaltungsgebäude des Unternehmens aus Gründen der Sicherheit untersagt. Die Beschäftigten müssen dann, laut Fluchtplan bzw. Fluchtweg, das Treppenhaus benutzen. Zur Evakuierung des stark in der Mobilität einschränkten Azubis im Rollstuhl über das Treppenhaus wird deshalb ein sog. Evakuierungsstuhl eingesetzt, der jeweils auf der ersten und zweiten Etage direkt am Eingang zum Treppenhaus bereitgestellt wird (Bild 2). Der zusammenklappbare Evakuierungsstuhl mit Gleitriemen ermöglicht einer Kollegin oder einem Kollegen als Rettungspartnerin bzw. Rettungspartner, im Rahmen eines vorher festgelegten Rettungsplanes, den Azubi im Notfall schnell über das Treppenhaus zu evakuieren. Das Unternehmen beauftragte dazu den Azubi für sich selbst – zur besseren Teambildung – Kolleginnen und Kollegen für das Evakuierungsstuhl-Training zu finden. Es meldeten sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, die entsprechend vom Hilfsmittelanbieter zusammen mit dem Azubi in Brandschutzübungen trainiert wurden den Evakuierungsstuhl richtig einzusetzen. Wo der Jugendliche sich befindet, ist der jeweiligen Rettungspartnerin und dem jeweiligen Rettungspartner bekannt und steht zusätzlich auf einem Hinweisschild im Empfangsbereich (Bild 3).
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Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung
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- IMBA - Gehen/Steigen
- IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
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Referenznummer:
Pb/110997
Informationsstand: 31.07.2023