Praxisbeispiel
Wo lag die Herausforderung?
Der Physiotherapeut hat eine hochgradige Sehbehinderung und kann nur noch im äußeren Gesichtsfeld bzw. peripher Informationen wahrnehmen, wenn diese groß und kontrastreich dargestellt sind. Er benötigte Unterstützung auf seinem Weg in die Selbständigkeit mit einer eigenen Praxis.
Was wurde gemacht?
Er nahm Kontakt zu einem Integrationsfachdienst auf, der ihn beriet und bei der Beantragung einer Arbeitsassistenz sowie der für ihn benötigten Hilfsmittel für die von ihm gelegentlich auszuführenden Arbeiten am Computer half. Für die Arbeiten am Computer nutzt er folgende Hilfsmittel:
- einen Großbildschirm
- ein Bildschirmlesegerät zum Lesen von Schriftstücken in Papierformat
- eine Bildschirmvergrößerungssoftware zum Nutzen der Software am Computer
- einen Monitorschwenkarm zur Positionierung des Großbildschirm
- eine Großschriftkontrast-Tastatur
- eine Spracherkennungssoftware zum Diktieren
Schlagworte und weitere Informationen
Die Arbeitsassistenz wird und die Hilfsmittel für den Bildschirmarbeitsplatz wurden vom Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt gefördert. Das Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt zahlte dem Physiotherapeuten außerdem einen Existenzgründungszuschuss, um die Gründung der Praxis finanziell zu ermöglichen. Diesen musste er am Ende gar nicht mehr ausschöpfen, da die Praxis wirtschaftlich gut läuft.
Bei der Beantragung der Arbeitsassistenz, der Hilfsmittel und des Existenzgründungszuschusses wurde der Physiotherapeut von einem Mitarbeiter des Integrationsfachdienstes unterstützt.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter und Integrationsfachdienste.
Bei der Beantragung der Arbeitsassistenz, der Hilfsmittel und des Existenzgründungszuschusses wurde der Physiotherapeut von einem Mitarbeiter des Integrationsfachdienstes unterstützt.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter und Integrationsfachdienste.
Unternehmen:
Das Unternehmen ist eine Praxis für Physiotherapie. Ihr Leiter ist ein Mann mit einer Schwerbehinderung, der sich mit der Gründung der Praxis selbstständig machte. In der Praxis arbeiten vier weitere Beschäftigte, davon ein Physiotherapeut in Vollzeit, eine Physiotherapeutin bzw. seine Frau in Teilzeit und zwei Mitarbeiterinnen für die Organisation und Verwaltung in Teilzeit.
Behinderung und Beeinträchtigung des Mannes:
Der Mann hat eine juvenile Makuladegeneration, wodurch er über die Jahre hochgradig sehbehindert wurde und inzwischen fast blind ist. Er kann im äußeren Gesichtsfeld bzw. peripher Informationen wahrnehmen, wenn diese groß und kontrastreich dargestellt sind. Die Behinderung ermöglicht es ihm zur Zeit dennoch, sich mobil ohne Blindenstock zu orientieren und zu bewegen.
Kommentar des Mannes zur Erkrankung:
"Im Zentrum meines Gesichtsfelds sehe ich nichts mehr – ich habe einen Gesichtsfeldausfall. Lediglich an den Rändern ist noch ein wenig zu erkennen. Wenn die Farben sehr kräftig sind, kann ich auch die noch unterscheiden."
Ausbildung und Beruf:
Der Mann ist ausgebildeter Physiotherapeut.
Kommentar des Mannes zur Arbeitssuche:
"Das war damals keine einfache Zeit – es gab nicht so viele Stellenangebote. Und dann sollten Therapeuten auch Hausbesuche machen, was für mich ja nicht in Frage kam."
Übergang Schule – Beruf:
Im Grundschulalter wurde dem Mann in seinem Heimatland erstmals eine Beeinträchtigung der Sehfähigkeit ärztlich attestiert. Eine weitere Untersuchung bei einem Augenarzt ergab dann die Diagnose juvenile Makuladegeneration. Auf Empfehlung des Arztes, der sein Studium in Deutschland absolvierte und auch deshalb die Möglichkeiten des deutschen Schulsystems für Menschen mit einer Sehbehinderung kannte, zogen die Eltern mit ihrem Sohn nach Deutschland und er besuchte dort eine Schule für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit. Nach dem Besuch der Schule absolvierte er an einer Berufsfachschule für Physiotherapie eines Bildungszentrums für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit eine Ausbildung zum Physiotherapeuten.
Im Anschluss an seine Ausbildung begann der Physiotherapeut in verschiedenen Praxen zu arbeiten, bis er schließlich eine Stelle in einem Krankenhaus antrat, bei der sowohl akute Fälle aus dem Krankenhaus als auch ambulante Patientinnen und Patienten von ihm behandelt wurden. Nach einigen Jahren und entsprechenden Weiterbildungen im Bereich der Physiotherapie wurde er Leiter der physiotherapeutischen Abteilung des Krankenhauses. Ab diesem Zeitpunkt musste er ein Team aus 14 Mitarbeitenden organisieren und auch die damit verbundenen und zunehmenden Verwaltungsaufgaben am Computer übernehmen. Bedingt durch seine fortschreitenden Seheinschränkungen und der Zunahme der Arbeiten am Computer bzw. der zunehmenden Bildschirmarbeit, musste er sich deshalb mit dem Umgang von Hilfsmitteln für die Bildschirmarbeit am Computer vertraut machen.
Der Mann spielte zu dieser Zeit schon häufiger mit dem Gedanken eine eigene Praxis für Physiotherapie zu eröffnen. Er nahm sich dieser neuen Herausforderung an und entschied kurze Zeit später sein Vorhaben auch umzusetzen. Er wandte sich in diesem Zusammenhang an den Integrationsfachdienst (IFD), der ihm half die für die Existenzgründung relevanten Anträge zur Förderung und den unterstützenden Bedarf in Form von Hilfsmitteln und einer Arbeitsassistenz zu beantragen. Aufgrund des begründeten Bedarfs erfolgte dann anschließend eine entsprechende Bewilligung und Förderung.
Der Physiotherapeut ist inzwischen außerdem als Moderator bei einem Seminar zur Existenzgründung eingebunden, wo er seine Erfahrungen beim Schritt in die Selbstständigkeit anderen Menschen mitteilt.
Im Anschluss an seine Ausbildung begann der Physiotherapeut in verschiedenen Praxen zu arbeiten, bis er schließlich eine Stelle in einem Krankenhaus antrat, bei der sowohl akute Fälle aus dem Krankenhaus als auch ambulante Patientinnen und Patienten von ihm behandelt wurden. Nach einigen Jahren und entsprechenden Weiterbildungen im Bereich der Physiotherapie wurde er Leiter der physiotherapeutischen Abteilung des Krankenhauses. Ab diesem Zeitpunkt musste er ein Team aus 14 Mitarbeitenden organisieren und auch die damit verbundenen und zunehmenden Verwaltungsaufgaben am Computer übernehmen. Bedingt durch seine fortschreitenden Seheinschränkungen und der Zunahme der Arbeiten am Computer bzw. der zunehmenden Bildschirmarbeit, musste er sich deshalb mit dem Umgang von Hilfsmitteln für die Bildschirmarbeit am Computer vertraut machen.
Der Mann spielte zu dieser Zeit schon häufiger mit dem Gedanken eine eigene Praxis für Physiotherapie zu eröffnen. Er nahm sich dieser neuen Herausforderung an und entschied kurze Zeit später sein Vorhaben auch umzusetzen. Er wandte sich in diesem Zusammenhang an den Integrationsfachdienst (IFD), der ihm half die für die Existenzgründung relevanten Anträge zur Förderung und den unterstützenden Bedarf in Form von Hilfsmitteln und einer Arbeitsassistenz zu beantragen. Aufgrund des begründeten Bedarfs erfolgte dann anschließend eine entsprechende Bewilligung und Förderung.
Der Physiotherapeut ist inzwischen außerdem als Moderator bei einem Seminar zur Existenzgründung eingebunden, wo er seine Erfahrungen beim Schritt in die Selbstständigkeit anderen Menschen mitteilt.
Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation:
Bei seiner Arbeit in den Behandlungsräumen und der eigentlichen Behandlung der Patientinnen und Patienten erfühlt der Physiotherapeut die Stellung der Gelenke und kann dahingehend nahezu ohne Einschränkungen die physiotherapeutischen Übungen mit diesen durchführen (vgl. Bild 1). Das heißt, Fehlstellungen der Gelenke und andere Beschwerden, die andere Menschen in diesem Beruf möglicherweise auch visuell wahrnehmen können, ertastet der Physiotherapeut mit der Einwilligung der Betroffenen und entscheidet auf dieser Basis über das weitere Vorgehen mit der Patientin bzw. dem Patienten. Dabei ist eine klare Kommunikation zwischen dem Physiotherapeuten und der behandelten Person nötig, um das Beschwerdebild genau zu definieren und entsprechend effektive Übungen zur Behandlung zu finden.
Neben der Behandlung der Patientinnen und Patienten kann es gelegentlich auch vorkommen, dass der Physiotherapeut selbst Verwaltungsaufgaben am Computer übernimmt. In der Regel übernehmen, die beiden Angestellten Frauen auf Teilzeitbasis die Organisations- und Verwaltungsaufgaben im Empfangsbereich am Computer und Telefon.
Für den seltenen Fall, dass der Physiotherapeut doch einmal Verwaltungsaufgaben selbst übernimmt, wurde der Bildschirmarbeitsplatz im Empfang der Praxis mit folgenden Hilfsmitteln ausgestattet (vgl. Bild 2):
Neben der Behandlung der Patientinnen und Patienten kann es gelegentlich auch vorkommen, dass der Physiotherapeut selbst Verwaltungsaufgaben am Computer übernimmt. In der Regel übernehmen, die beiden Angestellten Frauen auf Teilzeitbasis die Organisations- und Verwaltungsaufgaben im Empfangsbereich am Computer und Telefon.
Für den seltenen Fall, dass der Physiotherapeut doch einmal Verwaltungsaufgaben selbst übernimmt, wurde der Bildschirmarbeitsplatz im Empfang der Praxis mit folgenden Hilfsmitteln ausgestattet (vgl. Bild 2):
- einem Großbildschirm
- einem Bildschirmlesegerät bzw. Kameralesegerät zur Vergrößerung und kontrastreicheren Darstellung der Inhalte auf Schriftstücken in Papierformat auf dem Großbildschirm
- einer Vergrößerungssoftware zur vergrößerten und kontrastreicheren Darstellung auf dem Großbildschirm zur Nutzung des Computers und der Software
- einem Monitorschwenkarm zur Positionierung des Großbildschirms in einem für ihn optimalen Sehabstand, bei gleichzeitiger Unterstützung der Einnahme einer ergonomischen Körperhaltung
- eine Großschriftkontrast-Tastatur
Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:
Schlagworte
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Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung
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Referenznummer:
PB/111222
Informationsstand: 27.07.2023