Praxisbeispiel
Schulischer und beruflicher Werdegang einer Psychologin

Wo lag die Herausforderung?

Die Frau ist auf die Benutzung eines Rollstuhls angewiesen. Ihre Bewegungskoordination, ihr Greifraum, ihre Mobilität und ihre Fähigkeit Gegenstände zu handhaben sowie Bedienelemente zu betätigen sind eingeschränkt. Außerdem sind ihre Arme zur Vermeidung stark unkoordinierter Bewegungen an den Rollstuhl fixiert. Sie benötigte Unterstützung beim Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.

Was wurde gemacht?

Bedingt durch ihre Behinderung versäumte sie viel Unterricht, so dass sie erst nach dem dritten Versuch die Fachoberschulreife mit der nötigen Qualifikation zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erhält. Das Gymnasium verlässt sie dann direkt nach dem ersten Durchgang mit der allgemeinen Hochschulreife und beginnt danach sofort ein Psychologiestudium. Später bekam sie in einem Krankenhaus die Möglichkeit ein Praktikum zu absolvieren. Als ein Therapeut krank wurde, bekam sie die Gelegenheit ihn zu vertreten. Ihr Vorgesetzter bemerkt schnell, dass sich die Patienten bei der Psychologin gut aufgehoben fühlten. Aufgrund der guten Erfahrungen wurde sie vom Arbeitgeber auf Teilzeitbasis als Leiterin einer Depressionsgruppe zunächst befristet und später dann fest angestellt.

Schlagworte und weitere Informationen

Die Arbeitsassistenz wird vom Integrations- bzw. Inklusionsamt gefördert. Die Kosten für die Betreuung bzw. persönliche Assistenz im häuslichen und privaten Bereich werden von der Pflegeversicherung und dem örtlichen Sozialhilfeträger übernommen.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- bzw. Inklusionsämter.

Unternehmen:

Der Arbeitgeber ist ein Krankenhaus.

Behinderung und Funktionseinschränkung der Mitarbeiterin:

Die Frau hat eine Tetra-Spastik und ist auf die Benutzung eines Rollstuhls angewiesen. Ihre Bewegungskoordination, ihr Greifraum, ihre Mobilität und ihre Fähigkeit Gegenstände zu handhaben sowie Bedienelemente zu betätigen sind eingeschränkt. Außerdem sind ihre Arme zur Vermeidung stark unkoordinierter Bewegungen an den Rollstuhl fixiert.

Übergang Schule - Studium:

Die Frau wurde als lernbehindert eingestuft und besuchte deshalb eine Förderschule. Ohne eine gezielte Förderung in den Fächern Mathematik, Deutsch oder Englisch verließ sie die Förderschule mit dem Hauptschulabschluss. Ihre Familie bestärkte sie weiter die Schule bzw. Realschule zu absolvieren. Zunächst besuchte sie Kurse der Volkshochschule, um ihre schulischen Defizite auszugleichen. Parallel dazu stellte sie beim Kultusministerium ihres Bundeslandes einen Antrag auf Weiterbeschulung, da sie die allgemeine Schulpflicht bereits erfüllt hatte. Der Antrag wurde genehmigt und sie besuchte eine Realschule in der Nähe der elterlichen Wohnung. Bedingt durch ihre Behinderung versäumte sie viel Unterricht, so dass sie erst nach dem dritten Versuch die Fachoberschulreife mit der nötigen Qualifikation zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erhält. Das Gymnasium verlässt sie dann direkt nach dem ersten Durchgang mit der allgemeinen Hochschulreife und beginnt danach sofort ein Psychologiestudium. Während des Studiums lebt die Frau in ihrer eigenen Wohnung und ist auf eine ständige Betreuung angewiesen. Praktische Dinge, die sie selbst nicht ausführen kann, erledigen ihre Assistentinnen bzw. erledigt ihre persönliche Assistenz abwechselnd in einem 24-Stunden-Rhythmus (Körperpflege, Anziehen, Einkaufen, Essen zubereiten usw.), um ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Auch im Studium benötigte sie Unterstützung, z. B. beim Schreiben bzw. bei schriftlichen Prüfungen, bei der Beschaffung von Fachliteratur in der Bibliothek und beim Erreichen der Hörsäle sowie sonstigen Einrichtungen der Universität. Behinderungsbedingt wurden zum Nachteilsausgleich ihre Prüfungszeiten verlängert und sie konnte die Antworten bei Klausuren einer Hilfskraft diktieren. Dies erfolgte unter Aufsicht in einem separaten Raum.
In REHADAT finden Sie auch Beratungsstellen für behinderte Studenten.

Übergang Studium - Beruf:

Nach erfolgreichem Studienabschluss war es aufgrund der Behinderung schwierig für die Psychologin einen Arbeitsplatz zu finden. Die Arbeitgeber waren meist skeptisch, ob sie die mit dem Beruf geforderten körperlich und geistigen Voraussetzungen erfüllen könne. Um dennoch praktische Erfahrungen sammeln zu können, arbeitete die Psychologin ehrenamtlich in Vereinen und einer integrativen Gesamtschule als psychologische Beraterin. Später bekam sie in einem Krankenhaus die Möglichkeit ein Praktikum zu absolvieren. Aber auch dort gab es beim Arbeitgeber Zweifel, ob die Patienten sie als Psychologin akzeptieren würden. Als ein Therapeut krank wurde, bekam sie die Gelegenheit ihn zu vertreten. Ihr Vorgesetzter bemerkt schnell, dass sich die Patienten bei der Psychologin gut aufgehoben fühlten. Aufgrund der guten Erfahrungen wurde sie vom Arbeitgeber auf Teilzeitbasis als Leiterin einer Depressionsgruppe zunächst befristet und später dann fest angestellt. In der Depressionsgruppe sollen Patienten lernen bewusster und selbstsicherer durchs Leben zu gehen.
Für Schreibarbeiten und zur Verbesserung der Mobilität bzw. für das Schieben des Rollstuhls, steht der Psychologin eine Arbeitsassistenz zur Verfügung.

Eingesetzte Hilfsmittel - Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Gehen
  • EFL - Handkoordination (rechts/links)
  • EFL - Handumwendebewegungen (rechts/links)
  • EFL - Heben (Boden zur Taillenhöhe/Taillen- zur Kopfhöhe/horizontal)
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Stehen (längeres/vorgeneigt/Rotation)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Feinmotorik
  • ELA - Gehen
  • ELA - Handgreifkraft
  • ELA - Heben
  • ELA - Reichen
  • ELA - Stehen
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Dreipunktgriff
  • ERGOS - Fingergeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgreifkraft
  • ERGOS - Laufen (Gehen)
  • ERGOS - Reichen
  • ERGOS - Schlüsselgreifkraft
  • ERGOS - statisches/dynamisches Heben
  • ERGOS - Stehen
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Armbewegungen
  • IMBA - Feinmotorik (Fußgeschicklichkeit)
  • IMBA - Feinmotorik (Hand- und Fingergeschicklichkeit)
  • IMBA - Gehen/Steigen
  • IMBA - Hand-/Fingerbewegungen
  • IMBA - Heben
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Schreiben
  • IMBA - Selbständigkeit
  • IMBA - Stehen
  • IMBA - Tragen
  • IMBA - Umstellung
  • MELBA - Feinmotorik
  • MELBA - Schreiben
  • MELBA - Selbständigkeit
  • MELBA - Umstellung

Referenznummer:

Pb/110710


Informationsstand: 01.02.2011