Praxisbeispiel
Mitarbeiterin im Online-Shop für Elektromaterialien und Werkzeuge

Wo lag die Herausforderung?

Die Frau hat eine Hörbehinderung und ist zur Kommunikation auf die Nutzung von Hörgeräten in Verbindung mit dem Lippenablesen angewiesen. Sie war arbeitslos und suchte einen Job. Erhielt aber zunächst erst einmal einen Praktikumsplatz.

Was wurde gemacht?

Die Mitarbeiterin konnte im Praktikum überzeugen und erhielt daraufhin eine Festanstellung. Die Kommunikation im Unternehmen erfolgt über die Hörgeräte in Verbindung mit Lippenablesen und schriftlich per E-Mail. Der Arbeitsplatz im Online-Shop wurde zum Telefonieren über die Hörgeräte mit einem kompatiblen Telefon ausgestattet. Die überwiegende Kommunikation mit den liefernden Unternehmen und der Kundschaft erfolgt aber meistens schriftlich per E-Mail oder Bestellsystem des Shops. Zum Wahrnehmen des Klingelns der Paketboten oder des Telefons im doch größeren Bereich des Online-Shops, wurden die jeweiligen Räume mit einer optischen Signalanzeige ausgestattet.

Schlagworte und weitere Informationen

Die mit dem Unternehmen vereinbarte Vergütung für die ehemalige Praktikantin während des Praktikums zur Einstiegsqualifizierung wurde von der Arbeitsagentur gefördert, wobei dies im Allgemeinen nur bis zu einem bestimmten Betrag geschieht. Nach dem Praktikum und zu Beginn der Festanstellung erhielt das Unternehmen außerdem für die ersten sechs Monate einen Lohnkostenzuschuss in Höhe von 50 Prozent als Eingliederungszuschuss von der Arbeitsagentur. Die Arbeitsplatzausstattung und Hilfsmittel zur behinderungsgerechten Gestaltung für den neu geschaffenen Arbeitsplatz wurden vom Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt gefördert. Die auch am Arbeitsplatz genutzten Hörgeräte wurden nur mit einem Festbetrag von der gesetzlichen Krankenversicherung gefördert. Die Frau klagte deshalb vor dem Sozialgericht auf Übernahme der gesamten Kosten. Da das Verfahren nach einem Jahr noch nicht eröffnet wurde und die Frau aber die Hörgeräte sofort benötigte, zahlte sie selbst den restlichen Betrag. Begleitet wurde die berufliche Teilhabe durch den Integrationsfachdienst, der auch beratend in Bezug auf die Hilfsmittel tätig war.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Arbeitsagentur, Integrationsfachdienste und der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter.

Unternehmen:

Das Kleinunternehmen ist mit seinen 12 Beschäftigten und den zusätzlichen Saisonkräften auf dem Gebiet der Installation von Elektroanlagen für Einfamilienhäuser sowie für die Industrie, Montage von Sat-Anlagen, Anlagen zum Blitzschutz und IT-Netzwerken tätig. Auch die Elektroinstallation von Kleinanlagen zur Energieerzeugung durch Photovoltaik- sowie Windkraft und ein Online-Shop für Elektromaterialien sowie Werkzeuge gehören mittlerweile zum Angebot des Unternehmens.

Kommentar des Inhabers:

Der Inhaber wurde auf die Möglichkeit, Menschen mit Behinderungen speziell als Fachkräfte zu gewinnen, durch einen Vortrag des Integrationsfachdienstes auf einem Wirtschaftsnetzwerk -Treffen aufmerksam. Zu Beginn des Praktikums hatte er behinderungsbedingt Bedenken wegen der Kommunikation und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Arbeit. Die Praxis zeigte aber schnell das Gegenteil. Denn wenn man sich an bestimmte Verhaltensweisen hält, wie Blickkontakt zum Erkennen des Mundes für das Lippenablesen, dann klappt es eigentlich ganz gut mit der Verständigung – so der Inhaber. Außerdem verfügt die Mitarbeiterin über eine überdurchschnittliche Arbeitsmotivation, was den Inhaber beeindruckt.

Behinderung und Beeinträchtigung der Mitarbeiterin:

Die Frau hat eine Hörbehinderung und ist zur Wahrnehmung von akustischen Informationen bzw. zur Kommunikation auf die Nutzung von Hörgeräten in Verbindung mit dem Lippenablesen angewiesen.
Die Hörbehinderung hatte auch Auswirkungen auf das Erlenen der Sprache und somit auf ihre sprachliche Verständigung, da Wörter deshalb teilweise etwas undeutlich ausgesprochen werden – was sich auf ihr Selbstbewusstsein zu sprechen auswirkt.

Ausbildung und Beruf:

Die Frau hat keinen Beruf erlernt und verfügt über Kenntnisse im Bereich des Webdesigns. Sie wurde nach einem Praktikum vom Unternehmen, aufgrund ihrer guten Leistungen, neu auf Teilzeitbasis für den Online-Shop mit einer Wochenarbeitszeit von 30 Stunden eingestellt.

Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation:

Die Mitarbeiterin wird im Bereich des Online-Shops an einem Bildschirmarbeitsplatz im Büro eingesetzt. Der Bildschirmarbeitsplatz wurde im Rahmen ihrer Neueinstellung mit der entsprechend üblichen Einrichtung, wie einem PC mit Tastatur und Maus, ausgestattet.
Im Bereich des Online-Handels für Elektrozubehör und Werkzeuge füllt sie die entsprechenden Webseiten mit Daten und Fotos der Waren zum Verkauf. Die Kunden können dann die Waren über den Online-Shop bestellen. Nach dem schriftlichen Eingang der Bestellung werden dann die Waren von der Mitarbeiterin kommissioniert und für den Versand vorbereitet. Auch die Bestellung neuer Ware bei den liefernden Unternehmen gehört zu ihren Aufgaben, wobei die Kommunikation überwiegend schriftlich per E-Mail erfolgt. Viele liefernde Unternehmen wissen, dass die Mitarbeiterin nicht so gerne wegen ihrer Aussprache telefoniert. Sollte ein lieferndes Unternehmen neu oder eine dort beschäftigte Person nicht über die Situation informiert sein, so verbindet die Mitarbeiterin das Gespräch zu ihrer Kollegin.
Technisch gesehen ist das Telefonieren möglich, da die digitalen Hörgeräte über Bluetooth mit dem neuen Telefon gekoppelt werden können, so dass die Sprache der Gesprächspartnerin oder des Gesprächspartners direkt vom Telefon ohne störende Nebengeräusche in die Hörgeräte übertragen wird, wo sie dann entsprechend des speziellen Hörprogramms optimiert verstärkt wird.
Damit die Mitarbeiterin das Klingeln der Paketboten mit den Warenlieferungen und auch das Klingeln des Telefons im doch größeren Bereich des Online-Shops mit seinen Räumlichkeiten und Lagerungsmöglichkeiten für die Ware wahrnehmen kann, wurden die jeweiligen Räume mit einer optischen Signalanzeige ausgestattet. Diese Leuchten bzw. blitzen entsprechend auf und zeigen auch die Quelle des Signals an (Telefon oder Türklingel).
Die Kommunikation mit den Vorgesetzten und Kolleginnen bzw. Kollegen erfolgt mit Hilfe der Hörgeräte und dem Lippenablesen. Ein Austausch findet auch schriftlich per E-Mail statt.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • ERGOS - Hören
  • ERGOS - Sprechen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Gestik/Mimik
  • IMBA - Hören
  • IMBA - Lautabgabe/Sprechen
  • IMBA - Schall/Lärm
  • MELBA - Sprechen

Referenznummer:

PB/111107


Informationsstand: 22.05.2024