Praxisbeispiel
Wiedereingliederung für eine Medizinische Fachangestellte in einer orthopädischen Praxis

Wo lag die Herausforderung?

Die Medizinische Fachangestellte hat eine Psychose und ist manisch-depressiv. Zeitweise entwickelte sie Wahnideen. Große Probleme hat sie auch im Umgang mit Konflikten und geht deshalb kaum auf andere Menschen zu. Sie arbeitet in einer orthopädischen Praxis. Da die Medizinische Fachangestellte eine stationäre Behandlung anfing, bot die Praxis ihr einen Auflösungsvertrag an. Im Aufhebungsvertrag wurde schriftlich vereinbart, dass sie nach ihrer Genesung wieder eingestellt wird.

Was wurde gemacht?

Die Medizinische Fachangestellte nahm an einer Arbeitstherapie teil, um ihr eine sinnvolle Tagesstruktur zu geben. Außerdem nahm sie an einer Arbeitserprobung für den Bürobereich teil. Bei Konflikten ging sie dort kaum auf andere Menschen zu. Mit der Arbeit kam sie gut zurecht. Nach einer Zeit zur Stabilisierung begann sie ein Praktikum in der Klinikapotheke und kam dort gut zurecht. Allerdings zeigte sich, dass es ihr schwer fiel für sich selbst einzustehen. In Rollenspielen sollte die Frau lernen, für sich selbst einzustehen. Danach begann sie mit einer Reha. Anschließend fing sie wieder als Medizinische Fachangestellte in der orthopädischen Praxis an zu arbeiten.

Die ambulante arbeitstherapeutische Behandlung wurde von der gesetzlichen Krankenkasse und die psychosomatischen Reha von der Rentenversicherung gefördert – mit dem Ziel durch eine medizinische Reha die Rückkehr in das Arbeitsleben zu ermöglichen.
Die Frau hält Kontakt zum an der Inklusion beteiligten Integrationsfachdienst und besucht außerdem regelmäßig den Club für Patientinnen und Patienten in ihrer Heimatstadt. Mit der Arbeitstherapeutin der Klinik wurde vereinbart, dass die Medizinische Fachangestellte sich bei Bedarf meldet. Die Mitarbeiterin fühlte sich seit dieser Zeit gut und ist psychisch stabil.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Rentenversicherung und von Integrationsfachdiensten.

Unternehmen:

Es handelt sich um eine orthopädische Praxis. Sie bot einer Mitarbeiterin mit psychischer Erkrankung einen Auflösungsvertrag an, da sie erkrankungsbedingt ihre Tätigkeit nicht über einen vorhersehbaren Zeitraum weiter ausüben konnte. Im Aufhebungsvertrag wurde schriftlich vereinbart, dass sie nach ihrer Genesung wieder eingestellt wird.

Behinderung und Beeinträchtigung der Mitarbeiterin:

Die Frau hat eine Psychose und ist manisch-depressiv. Zeitweise entwickelte sie Wahnideen. Große Probleme hat sie auch im Umgang mit Konflikten und geht deshalb kaum auf andere Menschen zu.

Ausbildung und Beruf:

Die Frau ist Medizinische Fachangestellte und arbeitete in verschiedenen Praxen und zwischendurch auch als Sachbearbeiterin bei einer Krankenkasse. In der letzten Praxis hatte sie Auseinandersetzungen mit ihrer Chefin und kündigte. Danach war sie einen Monat arbeitslos und arbeitete anschließend ein Jahr in einem Vertrieb für medizinische Geräte als Geschäftsleitungsassistentin. Dort machte ihr die Arbeit keinen Spaß und die Anforderungen waren ihr zu hoch. Sie war zu dieser Zeit in psychiatrischer Behandlung. Beruflich wechselte sie zu einer Praxis für Augenheilkunde in ihrer Heimatstadt. An ihrer Arbeitsstelle hatte sie Auseinandersetzungen mit ihren Kolleginnen und dem Chef. Sie wurde entlassen und war wieder arbeitslos. Zuletzt wurde sie als Medizinische Fachangestellte in der orthopädischen Praxis eingestellt. Dort machte ihr die Arbeit wieder Spaß, und sie hatte einen guten Kontakt zu ihren Kolleginnen. Dennoch kamen der Medizinischen Fachangestellten zunehmend und immer stärker werdende Wahnideen. Sie wurde deshalb in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die orthopädische Praxis bot ihr einen Auflösungsvertrag an, den sie unterschrieb. Die stationäre Behandlung dauerte zwei Monate. Sie begann anschließend eine ambulante arbeitstherapeutische Behandlung bei der psychiatrischen Klinik. Nach der ambulanten Behandlung stellte die orthopädische Praxis sie als Mitarbeiterin wieder ein.

Arbeitstherapeutische Behandlung:

Die Frau wurde zur Arbeitstherapie angemeldet, um ihr eine sinnvolle Tagesstruktur zu geben. In der Zeit vor dieser Beschäftigung blieb sie den ganzen Tag im Bett liegen. Das Richtziel war die Wiedereingliederung an ihren alten Arbeitsplatz als Medizinische Fachangestellte. Sie ging zunächst vormittags und später ganztags zur Arbeitserprobung für den Bürobereich. Als Erstes durchlief sie die Arbeitserprobung im schriftlich-theoretischen Bereich. Sie bearbeitete die Eingangsmappe. Die Ergebnisse im Wissens- und Leistungsbereich lagen weit über dem Durchschnitt des dortigen Klientels. Bei Auseinandersetzungen zeigte sie weniger Kompetenzen; sie ging kaum auf andere Menschen zu. Sie kam mit der Arbeit gut zurecht und fühlte sich eher unterfordert. In einem Test aus dem Bürobereich hatte sie sehr gute Ergebnisse. Während der Zeit im Bürobereich wurde auch ein Selbst- und Fremdeinschätzungsbogen erstellt. Tendenziell waren die Einschätzungen recht ähnlich; leichte Unterschiede fanden sich in den Punkten, die ihr Selbstbild und den Umgang mit anderen Menschen betreffen. Während der Arbeitserprobung erhielt sie für ihre Tätigkeit ein Arbeitstherapie-Entgelt. Dabei versteht sich das Entgelt nicht als eigentliche Entlohnung für die Tätigkeit, sondern vielmehr als ein therapeutisches Instrument zur Stärkung von Motivation. Aus dem Entlohnungsbogen geht hervor, dass sie sowohl quantitativ als auch qualitativ recht gute Leistungen erbrachte. Für Pünktlichkeit erhielt sie die höchste Punktzahl.
Nach der Zeit der Stabilisierung sollte die Medizinische Fachangestellte ein Praktikum in der Klinikapotheke beginnen. Es wurde mit ihr vereinbart, dass sie vormittags in der Apotheke und am Nachmittag weiterhin im Bürobereich arbeitet. Mit der Arbeit in der Apotheke kam sie gut zurecht. Sie war für die Medikamentenbestandsverwaltung zuständig und forderte bei den Pharmafirmen Medikamente an. Im dortigen Kreis des Kollegiums fühlte sie sich wohl. Es fiel auf, dass sie Schwierigkeiten hat, ihre Ansprüche z. B. auf eine Kaffeepause deutlich zu machen.
In Rollenspielen sollte die Frau nun die Möglichkeit haben, ein neues Verhalten einzuüben. Danach begann sie mit einer vor längerer Zeit beantragten psychosomatischen Reha. Anschließend begann sie wieder als Medizinische Fachangestellte in der orthopädischen Praxis zu arbeiten.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Ausdauer (psychisch)
  • IMBA - Kontaktfähigkeit
  • IMBA - Kritikfähigkeit
  • IMBA - Kritisierbarkeit
  • IMBA - Misserfolgstoleranz
  • IMBA - Ordnungsbereitschaft
  • IMBA - Teamarbeit
  • IMBA - Umstellung
  • IMBA - Verantwortung
  • MELBA - Ausdauer (psychisch)
  • MELBA - Kontaktfähigkeit
  • MELBA - Kritikfähigkeit
  • MELBA - Kritisierbarkeit
  • MELBA - Misserfolgstoleranz
  • MELBA - Ordnungsbereitschaft
  • MELBA - Teamarbeit
  • MELBA - Umstellung
  • MELBA - Verantwortung

Referenznummer:

R/PB2921


Informationsstand: 28.03.2024