Praxisbeispiel
Beschäftigte mit psychischer Erkrankung bei der DHL Group – Deutsche Post

Wo lag die Herausforderung?

Der Mann hat eine psychische Erkrankung, wegen der er nicht mit hohem Druck beziehungsweise Stress umgehen kann. Aus diesem Grund waren entsprechende Anpassungen an seinem Arbeitsplatz nötig.

Was wurde gemacht?

Um eine Kündigung zu vermeiden, wurde ein separater Sortierbereich in der Halle eingerichtet. Dort sortiert er Pakete in einer nicht so schnellen Abfolge und Taktgebundenheit. Außerdem wurde sein Dienstplan geändert, sodass die Arbeitsbelastung insgesamt verringert werden konnte.

Das Integrations- bzw. Inklusionsamt erkannte die Reduzierung des Arbeitsvolumens bzw. der Leistung als außergewöhnliche Belastung für den Arbeitgeber an. Der Arbeitgeber erhält deshalb einen Beschäftigungssicherungszuschuss in Höhe von 30% als Lohnkostenzuschuss. Die Bewilligung bzw. Zahlung des Beschäftigungssicherungszuschusses ist befristet auf maximal zwei Jahre und kann danach auf Antrag verlängert werden. Die Zahlung erfolgt in der Regel für einen gewissen Zeitraum (z. B. viertel- oder halbjährlich) rückwirkend und nach Vorlage von Unterlagen (Beschäftigungsnachweis bzw. Gehaltsabrechnung) zum bestehenden Beschäftigungsverhältnis.
Der Kontakt zum Integrations- bzw. Inklusionsamt sowie die Koordination der Maßnahme erfolgten über den Inklusionsbeauftragten des Arbeitgebers und die Schwerbehindertenvertretung der Niederlassung.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Tel.-Nr. der Integrations- bzw. Inklusionsämter.

Dieses Praxisbeispiel dient exemplarisch für zwei ähnliche Fälle in der Niederlassung BRIEF Berlin Nord und einem ähnlichen Fall in der Niederlassung BRIEF Göppingen sowie der Niederlassung BRIEF Dresden, bei denen vom Integrations- bzw. Inklusionsamt ein Beschäftigungssicherungszuschuss für Beschäftigte mit psychischer Erkrankung (zur Berücksichtigung der außergewöhnlichen Belastung des Arbeitgebers) gewährt wurde.

Unternehmen:

Die DHL Group ist ein weltweit tätiger Konzern für Logistik und Briefkommunikation. In Deutschland gehören zur DHL Group die Deutsche Post mit Schwerpunkt Briefsendungen und DHL mit Schwerpunkt Paketsendungen. Beim Konzern spielen Vielfalt, Chancengerechtigkeit, Inklusion und Zugehörigkeit eine wichtige Rolle. So werden diese Aspekte deshalb auch mit als Erfolgsfaktoren für den Konzern gesehen. Zur Umsetzung sollen dabei beispielsweise Menschen mit Behinderungen aktiv zur Inklusion unterstützt werden, damit sie ihre Fähigkeiten einbringen und somit ihr Potenzial voll ausschöpfen können.

Behinderung und Funktionseinschränkung des Mitarbeiters:

Der Mitarbeiter hat eine psychische Erkrankung. Er kann nicht mit hohem Druck und negativem Stress (z. B. schwierigen Situationen) umgehen. Gerät er unter Zeit- oder Leistungsdruck, wird er schnell überfordert und neigt zu Fehlhandlungen und aggressivem Verhalten. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 60.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann hat keinen Beruf erlernt und arbeitet seit vielen Jahren als Hilfskraft im Unternehmen.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Der Mitarbeiter ist im Frachtzentrum an der stationären Paketsortierung der Niederlassung Brief Berlin Nord in einer Halle tätig. Dort arbeitet er als sog. Aufleger und Abträger, d.h. er befüllt das Förderband auf dem die zu sortierenden Pakete transportiert werden und nimmt die Pakete (nach dem Sortiervorgang) wieder vom Förderband und legt sie abschließend auf einen Rollwagen. Da der Sortiervorgang automatisiert erfolgt, unterliegen die Beschäftigten einem vorgegebenen schnellen Arbeitsrhythmus. Durch seine behinderungsbedingten Einschränkungen überfordert ihn diese streng getaktete Tätigkeit.

Arbeitsorganisation:

Um eine personenbedingte Kündigung abzuwenden, wurde ein separater Sortierbereich in der Halle eingerichtet. Dort sortiert er Pakete in einer nicht so schnellen Abfolge und Taktgebundenheit. Außerdem wurde sein Dienstplan geändert, sodass die Arbeitsbelastung insgesamt verringert werden konnte.
Ein weiterer Arbeitsplatz in Niederlassung BRIEF Dresden wurde ebenfalls verlegt, sodass der Mitarbeiter weniger taktgebundene, für ihn belastende Arbeiten ausführen muss.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Aufmerksamkeit
  • IMBA - Ausdauer (psychisch)
  • IMBA - Kontaktfähigkeit
  • IMBA - Konzentration
  • IMBA - Kritikfähigkeit
  • IMBA - Kritisierbarkeit
  • IMBA - Misserfolgstoleranz
  • IMBA - Ordnungsbereitschaft
  • IMBA - Teamarbeit
  • IMBA - Umstellung
  • IMBA - Verantwortung
  • MELBA - Aufmerksamkeit
  • MELBA - Ausdauer (psychisch)
  • MELBA - Kontaktfähigkeit
  • MELBA - Konzentration
  • MELBA - Kritikfähigkeit
  • MELBA - Kritisierbarkeit
  • MELBA - Misserfolgstoleranz
  • MELBA - Ordnungsbereitschaft
  • MELBA - Teamarbeit
  • MELBA - Umstellung
  • MELBA - Verantwortung

Referenznummer:

R/PB5429


Informationsstand: 18.03.2019