Praxisbeispiel
Rückkehr in den Job für einen Tischler

Wo lag die Herausforderung?

Der Mann erkrankte an Schizophrenie und entwickelte parallel eine Suchterkrankung. Nach Aufenthalt in einer Klinik mit anschließender medizinischer Rehabilitation nimmt er an ambulanten Behandlungsterminen sowie einer Gesprächstherapie teil. Er möchte gerne wieder in seinem Beruf als Tischler arbeiten.

Was wurde gemacht?

Der Tischler absolvierte zunächst eine Probebeschäftigung bei einem Tischlereibetrieb. Aufgrund seiner guten Leistungen und der Verbesserung seines Gesundheitszustandes wurde er anschließend fest angestellt. Der Inhaber der Tischlerei baute ein Vertrauensverhältnis zum Tischler auf und dient ihm als Ansprechpartner bei Problemen. So kann der Inhaber dann reagieren und gemeinsam wird versucht, die Arbeitsbedingungen an die Schwierigkeiten und Bedürfnisse des Mitarbeiters anzupassen.

Während der Probebeschäftigung wurden die Lohnkosten für den Mitarbeiter von der Arbeitsagentur gefördert. Nach der Festanstellung erhielt der Tischlereibetrieb von der Rentenversicherung einen zeitlich begrenzten Eingliederungs- bzw. Lohnkostenzuschuss.
Bei der Stellung von Anträgen wird Mitarbeiter vom Inhaber der Tischlerei unterstützt.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Arbeitsagentur und Rentenversicherung.

Unternehmen:

Das Unternehmen ist eine Tischlerei, die Büro- und Praxisumbau, Messebau, Gestaltung von Außenanlagen bis hin zu Montagetätigkeiten anbietet. Neben dem Inhaber bzw. Meister sind noch vier Gesellen in der Tischlerei tätig.

Behinderung und Funktionseinschränkung des Mitarbeiters:

Der Mann erkrankte vor einigen Jahren an einer paranoiden Schizophrenie und entwickelte parallel eine Suchterkrankung. Er wurde deshalb stationär in einer Klinik behandelt und dort medikamentös eingestellt. Nach dem Aufenthalt in der Klinik erfolgte eine medizinische Rehabilitation. Seit dieser Zeit nimmt er an ambulanten Behandlungsterminen sowie einer Gesprächstherapie teil.
Behinderungsbedingt ist sein Arbeitstempo verringert und er benötigt regelmäßig Pausen, um eine Überbelastung durch Zeit- und Leistungsdruck zu verhindern.
Bedingt durch seine Erkrankung und die Auswirkung auf die berufliche Teilhabe, stellte der Mann bei der Arbeitsagentur einen Antrag auf Gleichstellung mit Menschen mit einer Schwerbehinderung.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann ist ausgebildeter Tischler und suchte bereits während seiner medizinischen Rehabilitation nach einer Möglichkeit weiter in seinem Beruf tätig zu sein. In diesem Zusammenhang fand er den Tischlereibetrieb und arbeite nach der Reha zunächst einige Zeit in einer sog. Probebeschäftigung dort. Aufgrund seiner Leistungen und der Verbesserung seines Gesundheitszustandes wurde er nach der Probebeschäftigt fest als Tischler auf Teilzeitbasis mit einer 30 Stundenwoche angestellt.

Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation:

Der Mitarbeiter arbeitet als Tischler in der Werkstatt des Unternehmens und bei den Kundinnen und Kunden vor Ort. Er ist hauptsächlich für den Bau und die Montage von Holzmöbeln zuständig. Zwischen dem Meister und dem Tischler baute sich mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis auf. Das Wichtigste war und ist dabei auf bestimmte Anzeichen zu achten und offen miteinander zu kommunizieren. So kann der Meister auch rechtszeitig reagieren, wenn für den Mitarbeiter die Arbeitsbedingungen angepasst werden müssen (z. B. durch eine Pause), er sich äußert, ob er sich den längeren Arbeitseinsatz überhaupt zutraut oder der Mitarbeiter außerplanmäßig ausfällt. Im Zweifelsfall springt der Meister dann ein.
In Bezug auf Pausen achtet der Inhaber nun auch auf die anderen Mitarbeiter, denn früher wurde oft durchgearbeitet und die Einlegung einer Pause dient nicht nur dem Tischler mit Behinderung zur Erholung, sondern dem ganzen Team.

Kommentar des Mitarbeiters mit Behinderung:

Der Tischler sieht das gute Arbeitsklima und Vertrauensverhältnis zu seinem Chef, der für ihn immer ein offenes Ohr hat, als die Faktoren, die ihm bei seiner Wiedereingliederung ins Arbeitsleben geholfen haben.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Ausdauer (psychisch)
  • IMBA - Umstellung
  • IMBA - Verantwortung
  • MELBA - Ausdauer (psychisch)
  • MELBA - Umstellung
  • MELBA - Verantwortung

Referenznummer:

PB/111103


Informationsstand: 19.01.2021