Praxisbeispiel
Jobcoaching für einen ehemaligen Wohnbereichsleiter eines Seniorenzentrums

Wo lag die Herausforderung?

Der Mann hat eine schwer einstellbare Diabetes und ist auf Insulin angewiesen. Er versuchte wie früher seiner Tätigkeit als Wohnbereichsleiter nachzugehen, was aber krankheitsbedingt nicht mehr möglich war. Hinzu kam deshalb noch eine Depression und er war über 18 Monate krankgeschrieben. Im Rahmen eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements erfolgte zunächst eine medizinische sowie psychische Behandlung. Er sollte danach stufenweise wieder an seinen Altenarbeitsplatz eingegliedert werden – was nicht gelang.

Was wurde gemacht?

In einem Gespräch zwischen dem Betroffenen, seiner Vorgesetzten, dem Integrationsfachdienst und einer Jobcoachin wurde nach einer Möglichkeit zur Weiterbeschäftigung gesucht. Alle Beteiligten stimmten der Idee zur Weiterbeschäftigung als Pflegefachkraft zu, die zu Beginn mit Hilfe eines betrieblichen Arbeitstrainings erfolgte. Außerdem wurde das Kollegium und die Vorgesetzte über die Auswirkungen der Erkrankung informiert und mehr Pausen zum Checken sowie Regulieren der Blutzuckerwerte eingeräumt. Der Mann konnte so weiter als Pflegekraft beschäftigt werden.

Schlagworte und weitere Informationen

Der vom Unternehmen eingeschaltete Integrationsfachdienst unterstützte bei der Vermittlung der Jobcoachin und Beratung. Die Jobcoachin unterstützte den Mann durch ein Arbeitstraining vor Ort am Arbeitsplatz als Pflegefachkraft und half ihm den Arbeitsalltag bewältigen zu können. Das Jobcoaching wurde vom Inklusionsamt gefördert.
In REHADAT finden Sie auch die Kontaktdaten zu den
Integrations- bzw. Inklusionsämtern und Integrationsfachdiensten.

Unternehmen:

Das Unternehmen ist ein Seniorenzentrum mit 124 Beschäftigten, welches ältere Menschen, die nicht länger allein leben können, Wohnraum anbietet und sie betreut.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Der Mann hat eine schwer einstellbare Diabetes Typ I und ist auf Insulin angewiesen. Er versuchte einige Zeit lang wie früher seiner Tätigkeit nachzugehen, was aber krankheitsbedingt nicht mehr möglich war. Hinzu kam deshalb noch eine Depression und er war über 18 Monate krankgeschrieben. Im Rahmen eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements erfolgte zunächst eine medizinische sowie psychische Behandlung. Er sollte danach stufenweise wieder an seinen Altenarbeitsplatz eingegliedert werden. Die Aufgaben allerdings hatten sich ebenso wie die Belastbarkeit des Mannes verändert. Hinzu kamen Konzentrationsprobleme, Probleme mit dem Gedächtnis und Ermüdungserscheinungen. Dies alles führte im weiteren Verlauf zu Fehlern, damit verbunden zu Ängsten vor weiteren Fehlern und somit schließlich zu weiteren Krankheitszeiten.

Ausbildung und Beruf:

Der Mitarbeiter war als Wohnbereichsleiter des Seniorenzentrums angestellt und konnte diese Tätigkeit krankheitsbedingt nicht länger ausüben.

Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation:

Im Rahmen eines Gespräches zwischen dem Betroffenen, seiner Vorgesetzten, dem Integrationsfachdienst und einer Jobcoachin wurde nach einer Möglichkeit zur Weiterbeschäftigung gesucht. Alle Beteiligten stimmten der Idee zur Weiterbeschäftigung als Pflegefachkraft ohne Leitungsfunktion zu, die zu Beginn mit Hilfe des Jobcoachings bzw. eines betrieblichen Arbeitstrainings erfolgte. Während des Jobcoachings erlernte die Pflegefachkraft Abläufe (Pflege, Medikamentengabe und Dokumentation) und Strategien, um kompetent und sicher seinen Arbeitsalltag zu bewältigen und seine Konzentrations- sowie Gedächtniseinschränkungen auszugleichen. Zu den eingesetzten Strategien gehören Tagespläne, feste Abläufe bei pflegerischen Aufgaben, Checklisten und eine Kladde mit Post-its. In das neu im Seniorenzentrum eingesetzte Dokumentationssystem konnte die Pflegefachkraft ebenfalls mit Hilfe der Jobcoachin schrittweise eingearbeitet werden, so dass er es ohne Hilfe nutzen kann und nicht überfordert wird. Auch das Kollegium und die Vorgesetzte wurden über die Auswirkungen der Erkrankung informiert – so beispielsweise darüber, dass die über den Tag abnehmende Leistungsfähigkeit des Kollegen mit seiner Erkrankung zusammenhängt. Der Pflegefachkraft wurde während des Jobcoachings außerdem beigebracht, seinen Bedarf bezüglich seines Diabetes zeitnah und deutlich zu kommunizieren. Es gibt nun mehr Zeitfenster bzw. kurze Pausen, in denen er seine Blutzuckerwerte checken und regulieren kann. Daneben wurden außerdem noch Besprechungssituationen von der Jobcoachin begleitet, um die Kommunikation zwischen allen Beteiligten im stressigen Arbeitsalltag zu verbessern und zu unterstützen.
Von allen Beteiligten wurde erkannt, dass die Pflegekraft auch mit Beeinträchtigungen durch die umgesetzten Maßnahmen eine wertvolle Arbeitskraft ist.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • IMBA - Aufmerksamkeit
  • IMBA - Ausdauer (psychisch)
  • IMBA - Konzentration
  • IMBA - Lernen/Merken
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Umstellung
  • IMBA - Verantwortung
  • MELBA - Aufmerksamkeit
  • MELBA - Ausdauer (psychisch)
  • MELBA - Konzentration
  • MELBA - Lernen/Merken
  • MELBA - Umstellung
  • MELBA - Verantwortung

Referenznummer:

Pb/111178


Informationsstand: 06.09.2022