Sprungnavigation Tastaturkurzbefehle

Suche und Service

Praxisbeispiel
Berufliche Teilhabe bei einem Fahrradhersteller

Wo lag die Herausforderung?

Im Unternehmen arbeiten Beschäftigte mit psychischen Erkrankungen sowie Depressionen, motorischen Störungen und mit Gehörlosigkeit sowie Hörbehinderung. Sie sind nur eingeschränkt psychisch belastbar, haben Veränderungen im Sozialverhalten sowie bei den Schlüsselqualifikationen, Schwierigkeiten bei der Ausführung bestimmter Bewegungen oder können akustische Informationen nur mit Hilfe von Hörhilfen oder nicht wahrnehmen.

Was wurde gemacht?

Das Unternehmen nimmt die Unterstützung durch den Integrationsfachdienst in Anspruch. Bei Gesprächen mit Betroffenen, Kolleginnen sowie Kollegen und Führungskräften werden mögliche Schwierigkeiten erörtert, so dass Probleme frühzeitig erkannt bzw. vermieden oder gelöst werden können. Durch organisatorische und gestalterische Maßnahmen werden Einschränkungen kompensiert. Eine Verbesserung der Kommunikation konnte durch die Teilnahme der Beschäftigten an einem Gebärdensprachkurs und den Einsatz von Gebärdensprachdolmetscherinnen beziehungsweise Gebärdensprachdolmetschern verbessert werden. Bei einem Feueralarm wird ein spezielles Funkruf- bzw. Notfallalarmsystem eingesetzt.

Schlagworte und weitere Informationen

Das Unternehmen erhielt von der Arbeitsagentur / vom Jobcenter Eingliederungszuschüsse, vom Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt Fördermittel zur behinderungsgerechten Arbeitsgestaltung und im Rahmen eines Sonderförderprogrammes Fördermittel für jeden neu und zusätzlich geschaffenen Arbeitsplatz für einen Menschen mit Schwerbehinderung in einer Inklusionsabteilung oder einem Inklusionsbetrieb.
Zur Kompensation der außergewöhnlichen Belastungen, wegen personeller Betreuung und verringerter Leistung, erhält das Unternehmen außerdem vom Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt Zuschüsse.
Beraten und unterstützt wird das Unternehmen kostenlos von Fachdiensten, wie dem Technischen Beratungsdienst des Integrations- beziehungsweise Inklusionsamtes / der Bundesagentur für Arbeit und dem Integrationsfachdienst.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern von Integrations- beziehungsweise Inklusionsämtern, Arbeitsagenturen, Integrationsfachdiensten, Gebärdensprachdolmetscherinnen bzw. Gebärdensprachdolmetschern und Schriftdolmetscherinnen bzw. Schriftdolmetschern.

Unternehmen:

Das Unternehmen mit Beratung und Verkauf stellt Fahrräder und E-Bikes her, bei dem sich die Kundschaft auch individuell ein Fahrrad bzw. E-Bike nach ihren Wünschen zusammenstellen lassen kann. Zum Unternehmen gehört u. a. auch eine Inklusionsabteilung für Menschen mit einer Schwerbehinderung.

Kommentar der Geschäftsführung:

Zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens gehört auch die soziale Verantwortung. Aus diesem Grund befindet sich auch ein großer Anteil von schwerbehinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter den Beschäftigten – was unter anderem mit der Anlass war eine Inklusionsabteilung zu gründen. Alle arbeiten dabei gemeinsam im Team – ob behindert oder nicht – mit Festanstellung, üblicher Vergütung und Urlaubs- sowie Weihnachtsgeld.
Unterstützt werden wir durch den Integrationsfachdienst. Der Kontakt zu ihm entstand bei der Betreuung einer hörgeschädigten Mitarbeiterin im Rahmen der Neueinstellung. Aus den daraus resultierenden Gesprächen mit dem Integrationsamt entwickelte sich auch die Idee der Einbindung des Integrationsfachdienstes als psychosozial beratende Einrichtung. Die Umsetzung haben wir nie bereut und würden es jedem Betrieb empfehlen, der auch darüber nachdenkt. Wir können uns auf die eigentlichen Arbeitsschritte konzentrieren und haben bei Fragen, die im Zusammenhang mit einer Behinderung stehen, immer eine kompetente Einrichtung an unserer Seite. Die pädagogische Fachkraft kommt regelmäßig ins Haus, um als psychosoziale Ansprechperson sowohl den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch Vorgesetzten gegenüber dazu beizutragen, die Inklusion am Arbeitsplatz gelingen zu lassen. Dabei wird viel Wert auf den ressourcenorientierten Blick gelegt.
Uns liegt vor allem die Arbeitszufriedenheit unserer Beschäftigten am Herzen. Denn nur mit kompetenten und zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können wir unsere Fahrräder noch besser machen.

Behinderung und Beeinträchtigung der Beschäftigten:

Beim Unternehmen arbeiten Beschäftigte mit Körperbehinderung, seelischer Erkrankung und Sinnesbehinderung. Darunter sind sowohl Beschäftigte mit psychischen Erkrankungen sowie Depressionen, motorischen Störungen und mit Gehörlosigkeit sowie Hörbehinderung. Behinderungsbedingt sind sie nur eingeschränkt psychisch belastbar (Stress, Leistungsdruck, häufig wechselnde Anforderungen usw.), haben Veränderungen im Sozialverhalten (z. B. ziehen sich zurück) sowie bei den Schlüsselqualifikationen (z. B. Antrieb, Aufmerksamkeit und Ausdauer), Schwierigkeiten bei der Ausführung bestimmter Bewegungen (z. B. Hand- und Fingerbewegungen) oder können akustische Informationen (z. B. Sprache und Signale) nur mit Hilfe von Hörhilfen oder nicht wahrnehmen.

Ausbildung und Beruf:

Die berufliche Qualifikation der Beschäftigten mit Schwerbehinderung ist unterschiedlich. Dazu gehören ausgebildete Elektroniker und Techniker genauso wie etwa eine Krankenschwester, die ihren früheren Job aus psychischen Gründen nicht mehr ausüben konnte. Andere wiederum haben keinerlei Berufsausbildung absolviert.

Berufliche Inklusion:

Um entscheiden zu können, welche Arbeiten die Menschen mit ihren unterschiedlichen Behinderungen tatsächlich bewältigen können, hatten der Integrationsfachdienst (IFD), die Agentur für Arbeit und das Jobcenter die detaillierten Stellenausschreibungen des Unternehmens eingehend geprüft. Der IFD sah sich zusätzlich die Arbeitsprozesse bzw. Anforderungen für die in Frage kommenden Tätigkeiten im Unternehmen direkt vor Ort an. Erst nach sorgfältiger Prüfung wurden geeignete Kandidatinnen und Kandidaten, unter Berücksichtigung der Neigungen und Fähigkeiten, ausgesucht.
Sie absolvierten zunächst ein mehrwöchiges Praktikum im Unternehmen. So konnten sie sich ein Bild von ihrer zukünftigen Tätigkeit machen und feststellen, ob die Arbeit ihren Neigungen und Fähigkeiten entspricht. Auch das Unternehmen konnte so feststellen, welche Praktikantin und welcher Praktikantin mit welchen Maßnahmen ins Team aufgenommen werden kann oder nicht.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Zu ihren Arbeitsaufgaben zählen beispielsweise die Gepäckträgermontage und das Verkürzen von Schutzblechstreben ebenso wie die Arbeit in der Laufradfertigung sowie der Lackiererei, bei der Montagevorbereitung für die Pedelecs und die Endkontrolle im Versand. Dazu müssen Werkzeuge und Hilfsmittel genutzt, Maschinen bedient und Material transportiert werden.

Arbeitsorganisation:

Für eine flexiblere Organisation der Arbeit wurden viele Produktionsprozesse, die eigentlich von einer Zweiradmechanikerin oder einem Zweiradmechaniker ausgeführt werden könnten, in kleinere Arbeitsschritte zerlegt. Beschäftigte mit einer Schwerbehinderung können manchmal einzelne Arbeitsschritte nicht ausführen. Durch die Zerlegung des Prozesses in kleinere Einheiten, können nun die von ihnen nicht ausführbaren Teilaufgaben von Kolleginnen oder Kollegen übernommen werden.
So ist etwa das Befestigen der Speichen an den Felgen für die meisten Beschäftigten kein Problem, während einige der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Befestigung der Ritzel auf der Radnabe oder der Bedienung der Pulverbeschichtungsanlage Schwierigkeiten haben. Durch die richtige Organisation der Arbeit kann der Produktionsprozess dennoch ohne Verlust an Effizienz stattfinden.
Aufgrund des Einsatzes des Unternehmens für Inklusion und zur weiteren Unterstützung kommt wöchentlich eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des Integrationsfachdienstes zu Besuch. Bei Gesprächen mit den Betroffenen, Kolleginnen sowie Kollegen und Führungskräften werden mögliche Schwierigkeiten erörtert, so dass Probleme frühzeitig erkannt werden.
Für die regelmäßigen Teambesprechungen, interne Fortbildungen und Schulungen werden Gebärdensprachdolmetscherinnen bzw. Gebärdensprachdolmetscher eingesetzt. Auch Schriftdolmetscherinnen bzw. Schriftdolmetscher kommen bei Bedarf zum Einsatz.
Mit Unterstützung durch den IFD haben die Beschäftigten mit Gehörlosigkeit auch einen Gebärdensprachkurs für die hörenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisiert, an dem viele aus der Belegschaft teilnehmen. Außerdem nehmen die Führungskräfte an den vom Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt angebotenen Seminaren teil und können so ihre Kenntnisse noch erweitern.

Arbeitsschutz:

Da die Beschäftigten mit Gehörlosigkeit keine akustischen Warnsignale bei Gefahren wie bei einem Feueralarm wahrnehmen können, wird ein spezielles Funkruf- bzw. Notfallalarmsystem eingesetzt. Über die Basisstation des Notfallalarmsystems können bestimmte Informationen, z. B. Feueralarm, gesendet werden. Zur Wahrnehmung vibriert die am Körper bzw. an der Kleidung befestigte Empfangseinheit sehr stark und die Information wird zusätzlich als leuchtendes Symbol angezeigt.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Handkoordination (rechts/links)
  • ELA - Feinmotorik
  • ERGOS - Fingergeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgeschicklichkeit
  • ERGOS - Hören
  • IMBA - Arbeitssicherheit
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Ausdauer (psychisch)
  • IMBA - Feinmotorik (Fußgeschicklichkeit)
  • IMBA - Feinmotorik (Hand- und Fingergeschicklichkeit)
  • IMBA - Gestik/Mimik
  • IMBA - Hören
  • IMBA - Umstellung
  • IMBA - Verantwortung
  • IMBA - Vibration/Erschütterungen
  • MELBA - Ausdauer (psychisch)
  • MELBA - Feinmotorik
  • MELBA - Umstellung
  • MELBA - Verantwortung

Referenznummer:

PB/111028


Informationsstand: 25.07.2023