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Praxisbeispiel
Hilfsmittel und Beschäftigungssicherungs-Zuschuss für Zusteller bei der DHL Group – Deutsche Post

Wo lag die Herausforderung?

Zwei Zustellerinnen haben eine Rückenerkrankung und ein Zusteller eine Fehlbildung an der Hand. Sie sollten schwere Lasten nicht heben, schieben oder ziehen. Deshalb musste für sie nach einer Möglichkeit gesucht werden, dass sie nicht mehr manuell ihre schweren Zustellwagen schieben müssen.

Was wurde gemacht?

Durch den Einsatz neuer elektromotorisch angetriebener Zustellwagen konnte die körperliche Belastung der Beschäftigten stark reduziert werden. Die neuen Zustellwagen können bis zu 150 Kilogramm Nutzlast bzw. Sendungen transportieren und lassen sich durch den Hilfsmotor und das Berühren der beiden Sensorgriffe einfach lenken bzw. leicht handhaben.

Schlagworte und weitere Informationen

Die elektrisch angetriebenen Zustellwagen wurden vom Integrations- bzw. Inklusionsamt gefördert. Die Förderung bzw. Bezuschussung lag dabei zwischen 50 und 100 Prozent. Im Fall der Niederlassung BRIEF Bayreuth wurde ein Zustellwagen von der Unfallkasse Post und Telekom gefördert, da ein Arbeitsunfall zur Behinderung des Mitarbeiters führte. Zusätzlich erhält der Arbeitgeber, bedingt durch die anerkannte außergewöhnliche Belastung, für zwei der Beschäftigten einen Beschäftigungssicherungszuschuss von 20 Prozent des Lohns vom Integrations- bzw. Inklusionsamt. Die Bewilligung bzw. Zahlung des Beschäftigungssicherungszuschusses ist befristet auf maximal zwei Jahre und kann danach auf Antrag verlängert werden. Die Zahlung erfolgt in der Regel für einen gewissen Zeitraum (z. B. viertel- oder halbjährlich) rückwirkend und nach Vorlage von Unterlagen (Beschäftigungsnachweis bzw. Gehaltsabrechnung) zum bestehenden Beschäftigungsverhältnis. Der Kontakt zum Integrations- bzw. Inklusionsamt und die Koordination der Maßnahme erfolgten über den Inklusionsbeauftragten des Arbeitgebers und die Mitglieder des Inklusionsteams (z. B. Schwerbehindertenvertretung) der Niederlassung. Auf diese Weise konnten die Arbeitsplätze dauerhaft gesichert werden.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Tel.-Nr. der Integrations- bzw. Inklusionsämter.

Unternehmen:

Die DHL Group ist ein weltweit tätiger Konzern für Logistik und Briefkommunikation. In Deutschland gehören zur DHL Group die Deutsche Post mit Schwerpunkt Briefsendungen und DHL mit Schwerpunkt Paketsendungen. Beim Konzern spielen Vielfalt, Chancengerechtigkeit, Inklusion und Zugehörigkeit eine wichtige Rolle. So werden diese Aspekte deshalb auch mit als Erfolgsfaktoren für den Konzern gesehen. Zur Umsetzung sollen dabei beispielsweise Menschen mit Behinderungen aktiv zur Inklusion unterstützt werden, damit sie ihre Fähigkeiten einbringen und somit ihr Potenzial voll ausschöpfen können.

Behinderung und Beeinträchtigung der ersten Mitarbeiterin:

Eine langjährige starke Belastung der Wirbelsäule führte bei der Mitarbeiterin zu einer Bandscheibenerkrankung, die operativ behandelt wurde. Die Frau sollte deshalb nicht für körperlich anstrengende Hebe- oder Tragearbeiten eingesetzt werden. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 30. Die Frau wurde von der Arbeitsagentur Personen mit Schwerbehinderung gleichgestellt.

Ausbildung und Beruf:

Die Mitarbeiterin absolvierte eine Ausbildung zur Verkäuferin, bevor sie vor einigen Jahren zum Unternehmen wechselte. In einer internen Schulung wurde sie als Zustellerin angelernt und arbeitet seitdem im Zustelldienst für Briefe in einer Niederlassung.

Behinderung und Beeinträchtigung der zweiten Mitarbeiterin:

Die Frau hat ebenfalls eine Rückenerkrankung. Bei ihr hat sich im Laufe der Jahre eine Fehlhaltung der Wirbelsäule ausgebildet. Auch sie sollte nicht für schwere sowie häufige Hebe- und Tragarbeiten eingesetzt werden. Ihr GdB beträgt 30 und auch sie ist mit Personen mit Schwerbehinderung gleichgestellt.

Ausbildung und Beruf:

Die Frau absolvierte nach dem Schulabschluss ebenfalls eine Ausbildung zur Verkäuferin. Auch sie wechselte vor einigen Jahren zum Unternehmen in die betreffende Niederlassung und wurde dort als Zustellerin für Briefe angelernt.

Behinderung und Beeinträchtigung des dritten Mitarbeiters:

Dem Mitarbeiter fehlen von Geburt an mehrere Finger an der linken und rechten Hand. Durch die Gliedmaßenfehlbildung (Dysmelie) kommt es zu Einschränkungen beim Handhaben und Transportieren von Gegenständen. Der GdB beträgt 80.

Ausbildung und Beruf:

Der Mitarbeiter ist seit vielen Jahren beim Unternehmen beschäftigt. Direkt nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zur Dienstleistungsfachkraft (Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen) im Unternehmen und arbeitete anschließend im Innendienst an einem Schalter in einer Filiale. Umstrukturierungsprozesse im Unternehmen machten einen Wechsel vom Schalter in den Zustelldienst der betreffenden Niederlassung erforderlich.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Die zwei Zustellerinnen und der Zusteller befüllen morgens im Zustellstützpunkt ihre Zustellwagen mit den täglichen Sendungen (z. B. Briefe) für ihren Bezirk entsprechend der Gangfolge und liefern diese Sendungen anschließend zu Fuß aus. Die beladenen üblichen Zustellwagen besaßen behinderungsbedingt ein zu hohes Gesamtgewicht für das Überwinden hoher Bordsteinkanten oder Zurücklegen steiler Wege. Dies führte behinderungsbedingt zu einer zu hohen Belastung des Stütz- und Bewegungsapparates.
Durch den Einsatz neuer elektromotorisch angetriebener Zustellwagen (Bild 1) konnte die körperliche Belastung stark reduziert werden. Die neuen Zustellwagen können bis zu 150 Kilogramm Nutzlast bzw. Sendungen transportieren und lassen sich durch den Hilfsmotor und das Berühren der beiden Sensorgriffe einfach lenken bzw. leicht handhaben. Ein Kippschutz verhindert zusätzlich, dass der Zustellwagen umfällt.
In weiteren Niederlassungen des Unternehmens wurden ebenfalls Zustellwagen zur behinderungsgerechten Gestaltung eingesetzt. Speziell wurde beispielsweise in einer der Niederlassungen mit einem externen Unternehmen ein elektromotorischer Zustellwagen für einen einhändigen Zusteller (Bild 2) und ein weiterer für einen Zusteller mit einer spastischen Halbseitenschwäche (Bild 3) entwickelt. Die vorgenommenen Anpassungen ermöglichen eine leichte Handhabung des Zustellwagens und Betätigung der im eingeschränkten Greifraum installierten Bedienelemente, z. B. zur Steuerung der Lenkung, des Elektromotors und der Bremse (elektrische Wegfahrsperre, Magnetbremse durch das Loslassen des Sicherheitsgriffes und Fußbremse).

Arbeitsorganisation:

Behinderungsbedingt wurde das Arbeitsvolumen für zwei der drei Beschäftigten um zehn Prozent reduziert. Das Arbeitsvolumen reicht dabei beispielsweise für 34 Arbeitsstunden – bei einer Wochenarbeitszeit von durchschnittlich 38,5 Stunden. Die Reduzierung des Arbeitsvolumens wurde vom Integrations- beziehungsweise Inklusionsamt als außergewöhnliche Belastung für das Unternehmen bzw. die Niederlassung anerkannt.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Handkoordination (rechts/links)
  • EFL - Handumwendebewegungen (rechts/links)
  • EFL - Schieben/Drücken
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Bücken/Aufrichten
  • ELA - Feinmotorik
  • ELA - Handgreifkraft
  • ELA - Reichen
  • ELA - Schieben/Ziehen dynamisch
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Bücken
  • ERGOS - Dreipunktgriff
  • ERGOS - Fingergeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgreifkraft
  • ERGOS - Reichen
  • ERGOS - Schieben/Ziehen
  • ERGOS - Schlüsselgreifkraft
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Armbewegungen
  • IMBA - Feinmotorik (Fußgeschicklichkeit)
  • IMBA - Feinmotorik (Hand- und Fingergeschicklichkeit)
  • IMBA - Geneigt/Gebückt
  • IMBA - Hand-/Fingerbewegungen
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Rumpfbewegungen (Bücken/Aufrichten)
  • IMBA - Schieben/Ziehen
  • IMBA - Tragen
  • MELBA - Feinmotorik

Referenznummer:

R/PB5424


Informationsstand: 08.08.2024