Praxisbeispiel
Arbeitsgestaltung für Beschäftigte zum Heben und Tragen von Materialsäcken

Wo lag die Herausforderung?

Die sechs in der Produktion eingesetzten Beschäftigten haben eine Beeinträchtigung des Bewegungs- und Halteapparates. Sie können deshalb nicht weiter die auszusortierenden schweren Säcke manuell vom Förderband nehmen und auf Paletten stapeln. Ihre Arbeitsplätze mussten deshalb behinderungsgerecht gestaltet werden.

Was wurde gemacht?

Zur Reduzierung der Belastungen durch das manuelle Heben sowie Tragen und zur Vermeidung von Zwangshaltung wurden Schwenkkräne mit Vakuumheber eingesetzt, mit denen die Beschäftigten nun die Säcke vom Förderband nehmen und auf Paletten stapeln.

Schlagworte und weitere Informationen

Die Förderung beantragte das Unternehmen bei der eingeschalteten Fachstelle für behinderte Menschen im Arbeitsleben. Die örtlichen Fachstellen für Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben / Beruf existieren so in ihrer Funktion und Verbindung zu den Inklusions- beziehungsweise Integrationsämtern nur in bestimmten Bundesländern. Nach der Antragstellung wurde von der Fachstelle für behinderte Menschen im Arbeitsleben der Technische Beratungsdienst des Inklusions- beziehungsweise Integrationsamtes eingeschaltet, der die Situation analysierte, bewertete und den Einsatz des Hilfsmittels befürwortete. Die Förderung erfolgte darauf anschließend durch die örtliche Fachstelle für behinderte Menschen im Arbeitsleben.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Fachstellen für behinderte Menschen im Beruf und der Integrations- bzw. Inklusionsämter.

Unternehmen:

Der international tätige Konzern stellt chemische Produkte an seinen mehreren Standorten in Deutschland für die weiterverarbeitende Industrie her. Diese chemischen Produkte werden dann von der weiterverarbeitenden Industrie beispielsweise zur Herstellung von Pflegeartikeln, Reifen, Gummiartikeln, Papier, Farben und Kunststoffen eingesetzt. An einem der Standorte werden hauptsächlich Silikate hergestellt. An diesem Standort werden auch Menschen mit Behinderungen beschäftigt.

Behinderung und Beeinträchtigung der Beschäftigten:

Es handelt sich um sechs Mitarbeiter, bei denen körperlich eine Beeinträchtigung des Bewegungs- und Halteapparats u. a. durch eine Schädigung der Wirbelsäule vorliegt. Sie sollten deshalb nicht für den schweren und häufigen manuellen Transport von Lasten eingesetzt werden. Dies gilt besonders, wenn beim Heben und Tragen zusätzlich Zwangshaltungen, wie z. B. das Bücken, eingenommen werden müssen. Von den sechs Mitarbeitern sind zwei schwerbehindert, drei mit Menschen mit einer Schwerbehinderung gleichgestellt und ein Mitarbeiter von einer Behinderung bedroht.

Ausbildung und Beruf:

Die sechs Mitarbeiter arbeiten als Hilfskräfte in einem Team von 50 Beschäftigten im Produktionsbereich im Schichtsystem.

Arbeitsplatz und Arbeitsschutz:

Zum Produktionsbereich gehört auch der Bereich der Abfüllung, wo die sand-, granulat- und kugelförmigen Produkte in Säcken von 10 bis 25 Kilogramm automatisch abgefüllt werden. Bei der Abfüllung kommt es vor das Säcke nicht das vorgegebene Gewicht erreichen und damit die Füllmenge nicht korrekt ist. Diese Säcke werden nach dem automatischen Wiegen aussortiert und dazu über drei Förderbänder zum Ausschleusen bzw. Aussortieren an die Arbeitsplätze der Beschäftigten befördert. Ihre Aufgabe besteht dort darin, die Säcke manuell vom Ende der Förderbänder zu nehmen und diese dann auf Paletten, die neben den Förderbändern stehen, zu stapeln. Sind die Paletten voll mit Säcken, so werden sie mit einem Gabelstapler abtransportiert und es wird wieder eine leere Palette neben dem jeweiligen Förderband abgelegt.
Bei einer Gefährdungsbeurteilung zur Einschätzung der vorliegenden Belastungen für die Beschäftigten mit einer Beeinträchtigung wurde festgestellt, dass es sich um eine Tätigkeit:
  • mit Bewegungen unter erhöhter sowie häufiger Kraftanstrengung (schwere dynamische Arbeit),
  • in Zwangshaltungen (teilweise gebückte Haltung, häufige Rumpfverdrehung) und
  • mit ungünstigen Ausführungsbedingungen (Lasten schlecht greifbar, räumliche Bedingungen eingeschränkt)
handelt.
Speziell bei Menschen mit einer Behinderung und Beeinträchtigungen des Bewegungs- / Halteapparats und des Schulter- / Arm- / Handbereichs liegt eine Gefahr aufgrund der hohen Belastungen und ungünstigen Arbeitsbedingungen vor, die zu einer weiteren Verschlechterung des bereits geschädigten Gesundheitszustandes führen kann.
Der Arbeitsplatz für die Beschäftigten an den drei Förderbändern wurde deshalb jeweils mit einem an einem Schwenkkran installierten Vakuumheber ausgestattet. Durch den Einsatz des Vakuumhebers können die Säcke einfach vom Förderband genommen und auf den Paletten abgelegt werden. Körperlich hohe Belastungen fallen so nicht mehr an.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Heben (Boden zur Taillenhöhe/Taillen- zur Kopfhöhe/horizontal)
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Bücken/Aufrichten
  • ELA - Heben
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Bücken
  • ERGOS - statisches/dynamisches Heben
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitssicherheit
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Geneigt/Gebückt
  • IMBA - Heben
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Rumpfbewegungen (Bücken/Aufrichten)
  • IMBA - Schichtarbeit
  • IMBA - Tragen

Referenznummer:

PB/111252


Informationsstand: 11.03.2024