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Praxisbeispiel Stufenweise Wiedereingliederung für eine Chirurgin

Wo lag die Herausforderung?

Die Chirurgin erkrankte an COVID-19 und später wurde bei ihr das Post-COVID-Syndrom diagnostiziert. Krankheitsbedingt kommt es zu Einschränkungen bei ihrer kognitiven und körperlichen Leistungsfähigkeit. Sie fiel deshalb längere Zeit aus – entsprechend wurde nach einem Weg zurück in den Beruf und an den Arbeitsplatz gesucht.

Was wurde gemacht?

Die Chirurgin wurde stufenweise wiedereingegliedert. Dabei wurden in Absprache mit dem Personalmanagement und der Abteilungsleitung weitere organisatorische Anpassungen in Bezug auf die Arbeitsaufgaben sowie den Arbeitsort vorgenommen, sodass die körperlichen und geistigen Belastungen verringert werden konnten. Die Chirurgin arbeitet fortan nur noch 80 Prozent ihrer ursprünglichen Stundenzahl, wobei sie zur Verringerung der Belastungen an zwei Tagen pro Woche im Homeoffice vermehrt Verwaltungsaufgaben übernimmt.

Schlagworte und weitere Informationen

Während der Krankheitszeit und der stufenweisen Wiedereingliederung erhielt die Oberärztin ein auf 23 Monate verlängertes Verletztengeld von der Berufsgenossenschaft. Da die Frau sich mit COVID-19 im Krankenhaus während ihres Gesundheitsdienstes infizierte und die Erkrankung mittlerweile in diesem Zusammenhang zur sog. Berufskrankheitenliste gehört, wurde ihre Erkrankung als Berufserkrankung nach Prüfung von der Berufsgenossenschaft anerkannt. Bedingt durch die anerkannte Berufskrankheit wurde entsprechend ein Reha-Manager bzw. eine Reha-Managerin der Berufsgenossenschaft zur Unterstützung und Begleitung eingeschaltet. Im Rahmen der stufenweisen Wiedereingliederung fanden auch Gespräche mit der Schwerbehindertenvertretung statt, die allerdings nicht weitreichend in den Prozess der Wiedereingliederung involviert war.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Berufsgenossenschaften.

Unternehmen:

Es handelt sich um ein Krankenhaus, das zu einem Zusammenschluss von mehreren Kliniken gehört. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist im Krankenhaus bekannt. Es wird in der Praxis allerdings nicht konsequent angeboten, wenn die Betroffenen im Krankheitsfall die Voraussetzungen für ein BEM aufgrund langer Ausfallzeiten am Arbeitsplatz erfüllen. Entsprechend traf dies im Bereich der Chirurgie zu, wo eine Mitarbeiterin krankheitsbedingt über eine längere Zeit an ihrem Arbeitsplatz ausfiel.

Behinderung und Beeinträchtigung der Mitarbeiterin:

Die Frau erkrankte an COVID-19 und es wurde später bei ihr das Post-COVID-Syndrom diagnostiziert. Durch das Syndrom wurde bei ihr Myalgische Enzephalomyelitis bzw. das chronische Fatique-Syndrom (ME/CFS) ausgelöst, mit starker Erschöpfung, Schmerzen sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Insgesamt ist sie in ihrer kognitiven und körperlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt, was sich auf ihre Tätigkeit auswirkt, bei der sie z. B. häufig lange stehen und hochkonzentriert arbeiten muss. Außerdem entwickelte sich ein Tremor an der rechten Hand, wodurch sie teils unkontrollierte zitternde Bewegungen ausführt und beispielsweise feinmotorische Arbeiten nicht mehr ausführen kann. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 30.

Ausbildung und Beruf:

Die Frau absolvierte ein Studium der Medizin und spezialisierte sich weiter zur Fachärztin der Chirurgie. Im Krankenhaus arbeitet sie als leitende Chirurgin im Bereich einer medizinischen Abteilung.

Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation:

Neben organisatorischen Leitungsaufgaben in ihrer Abteilung gehört die Sprechstunde mit den Patientinnen und Patienten zu den täglichen Aufgaben der Chirurgin. Dabei steht sie in direktem Kontakt mit den Betroffenen und stellt Indikationen zu weiteren Therapien, sichtet Befunde und führt klinische Untersuchungen durch. Die Chirurgin leitet außerdem die Visite bei den stationären Patientinnen und Patienten. Bis zu ihrer Erkrankung führte sie außerdem Operationen durch, wozu sie krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage ist, weshalb dieser
Tätigkeitsbereich wegfiel.
Da das BEM vom Unternehmen nicht angeboten wurde, erfolgte auf Eigeninitiative der Chirurgin und aufgrund des meist besseren Wissensstandes über das Krankheitsbild als Vorschlag die stufenweise Wiedereingliederung als Maßnahme zur Rückkehr in den Beruf und an den Arbeitsplatz. Im Rahmen der stufenweisen Wiedereingliederung begann die Chirurgin zunächst mit einer geringeren Stundenzahl pro Tag zu arbeiten, um so die Belastungen des Arbeitsalltags damit einhergehend schrittweise über einen Zeitraum von fünfeinhalb Monaten ihrem Leistungsvermögen entsprechend anpassen zu können. Zur Verringerung der körperlichen und kognitiven Belastungen wurden dabei in Absprache mit der Abteilungsleitung und dem Personalmanagement weitere arbeitsorganisatorische Maßnahmen in Bezug auf die Arbeitsaufgaben und den Arbeitsort vorgenommen. So übernimmt die Chirurgin keine Bereitschaftsdienste mehr und hat nun verkürzte Sprechstunden. Außerdem übernimmt sie fortan mehr Verwaltungsarbeiten am Computer bzw. Bildschirmarbeitsplatz, wie beispielsweise Aufgaben der Codierung und Qualitätssicherung, wodurch ein Arbeiten an zwei Tagen in der Woche im Homeoffice möglich wird. Eine weitere Verringerung der Belastungen erfolgt durch eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 80 Prozent der ursprünglichen Gesamtarbeitszeit.

ICF-Items

Assessments - Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Dreipunktgriff
  • ERGOS - Fingergeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgreifkraft
  • ERGOS - Schlüsselgreifkraft
  • IMBA - Arbeitsplanung
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Aufmerksamkeit
  • IMBA - Feinmotorik (Hand- und Fingergeschicklichkeit)
  • IMBA - Hand-/Fingerbewegungen
  • IMBA - Konzentration
  • IMBA - Lernen/Merken
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Problemlösen
  • IMBA - Vorstellung (Vorstellungsvermögen)
  • MELBA - Arbeitsplanung
  • MELBA - Aufmerksamkeit
  • MELBA - Feinmotorik
  • MELBA - Konzentration
  • MELBA - Lernen/Merken
  • MELBA - Problemlösen
  • MELBA - Vorstellung (Vorstellungsvermögen)

Referenznummer:

Pb/111223


Informationsstand: 22.08.2023