Praxisbeispiel
Stationshilfe bei der Seniorenresidenz Nieder-Olm über das Budget für Arbeit

Kurzbeschreibung:

Ein Interview mit Joachim Schmöckel und Jessica Radtke von der Seniorenresidenz Nieder-Olm über Erfahrungen mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen im Rahmen des Budgets für Arbeit, geführt von Gracia Schade vom Projekt Kommune inklusiv der Verbandsgemeinde Nieder-Olm.

Inhalte des Gesprächs sind die Themenbereiche:
  • Beweggründe für die Nutzung des Budgets für Arbeit zur Einstellung von Menschen mit Behinderungen
  • Unterstützung von außen im Rahmen der Einstellung
  • Reaktionen der Beschäftigten auf die Einstellung einer Kollegin mit einer Behinderung
  • Arbeiten in der Werkstatt für behinderte Menschen
  • Weg zum Budget für Arbeit
  • Beschäftigung und Aufgaben der Mitarbeiterin
  • Besondere Herausforderungen
  • Auswirkungen der Arbeit
Das gesamte Gespräch finden Sie unter dem Reiter bzw. Tabulator Interview.

Schlagworte und weitere Informationen

Unternehmen:

Ist die Seniorenresidenz Nieder-Olm, die in vier Wohnbereichen Einzel- und Doppelzimmer mit insgesamt 96 Pflegeplätzen anbietet. Die Seniorenresidenz stellte eine Stationshilfe über das Budget für Arbeit ein, die vorher in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) beschäftigt war.

Gracia Schade vom Projekt Kommune inklusiv der Verbandsgemeinde Nieder-Olm sprach mit Joachim Schmöckel über seine Erfahrungen mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen im Rahmen des Budget für Arbeit.

Gracia Schade:

Was hat Sie bewogen, das Budget für Arbeit zu nutzen, um Jessica Radtke einzustellen?

Joachim Schmöckel:

Es gibt eine lange und gute Zusammenarbeit mit dem Zentrum für selbstbestimmtes Leben (ZsL) Mainz, von dort wurden und werden uns viele Praktikanten vermittelt. Die GfA ist ein Träger, ebenso der paritätische Wohlfahrtsverband, zu dessen Philosophie es gehört, mit Menschen aus anderen Sozialstrukturen zusammenzuarbeiten. Nun können wir es sogar inklusiv nennen.

Gracia Schade:

Hatten Sie am Anfang Unterstützung dabei?

Joachim Schmöckel:

Das ZsL Mainz hat uns immer durch Fachberater unterstützt, alle Vorbereitungen für das Budget für Arbeit wurden von den Kollegen des ZsL Mainz getroffen und es gab einen klaren Zeitplan, wie man solche Strukturen aufbaut. Regelmäßige begleitende Betreuung ist wichtig, das war im ZsL Mainz über einen langen Zeitraum auf Abruf immer möglich. Das stabilisiert gerade am Anfang eine solche Stelle. Bis der Mitarbeiter sich auch wirklich ins Team integriert hat.
Auf Abruf ist eine externe Unterstützung, also Langzeitbetreuung, sicherlich sinnvoll.

Gracia Schade:

Gab es besondere Reaktionen der Kollegen auf Frau Radtke?

Joachim Schmöckel:

Im Haus ist immer eine gewisse Offenheit, der neue Mitarbeiter wird eingearbeitet und ins Team eingebunden. Auf der anderen Seite wird auch erwartet, das man sich ins Team einbringt und das hat auch gut geklappt. Gesprächsbedarf entsteht immer mal, zum Teil auch mit Einbezug der Eltern, aber es gab bislang keine Situation, in der das Arbeitsverhältnis gefährdet gewesen wäre.

Gracia Schade vom Projekt Kommune inklusiv der Verbandsgemeinde Nieder-Olm sprach mit Jessica Radtke über ihre Erfahrungen.

Gracia Schade:

Wie war es für Sie in der Werkstatt für behinderte Menschen?

Jessica Radtke:

Die Arbeit war ok, manchmal langweilig, ich war in der Verpackung und da gab es manchmal keine Arbeit. In der Werkstatt in Mainz-Hechtsheim war ich dann in der Wäscherei, da gab es mehr Arbeit. Wäsche zusammenlegen und mangeln. Da war immer was zu tun. Ich wollte dort nicht bleiben, weil ich für die Werkstatt nicht geeignet bin, weil ich sowas von fit bin und das hat auch meine Lehrerin gesagt.

Gracia Schade:

Wie kamen Sie an das Budget für Arbeit?

Jessica Radtke:

Durch das Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen Mainz konnte ich 12 Praktika machen und wurde immer gut unterstützt und so hat mich eine Mitarbeiterin dann hier in die Seniorenresidenz vermittelt. Erst mit einem Praktikum und dann mit dem Budget für Arbeit.

Gracia Schade:

Wie wollen Sie arbeiten?

Jessica Radtke:

Ich möchte irgendwann nicht mehr mit alten Menschen arbeiten. Die Arbeit macht mir aber Spaß und die Leute haben mich auch gern. Was anderes zu finden, wird noch lange dauern. Ich habe ja keinen Schulabschluss oder einen Beruf gelernt. Ich muss mal gucken, wie ich das mache.

Gracia Schade:

Was sind Ihre Aufgaben?

Jessica Radtke:

Ich kümmere mich um den Service, ich decke für die Mahlzeiten ein, reiche den Menschen das Essen an, hol das Essen aus der Küche. Ich serviere die Zwischenmahlzeit. Dann mache ich die Waschschüsseln, Pflegewagen und Toilettenstühle sauber. Nach dem Essen hole ich die Wäschewagen hoch und verteile die Wäsche in die Schränke der Bewohner*innen. Ich verteile auch die Handtücher und Bettsachen für die Pflege abends.

Gracia Schade:

War das am Anfang schwer?

Jessica Radtke:

Ja, der Anfang war schwer, ich konnte mich nicht mehr an alle Aufgaben aus dem Praktikum erinnern. Nach einer Weile ging es dann leichter. Heute kann ich alle Handgriffe ohne Probleme.

Gracia Schade:

Was hat sich durch die Arbeit bei Ihnen verändert?

Jessica Radtke:

Ich bin selbstständiger geworden, fahre mit dem Bus nach Nieder-Olm, vorher mit dem Zug von Bodenheim nach Mainz. Ich kann nun auch mit dem Smartphone umgehen. Das konnte ich früher nicht und darauf bin ich stolz.

Quelle:

Das Praxisbeispiel wurde REHADAT-Gute Praxis durch das Internet-Angebot budgetfuerarbeit.de zur Verfügung gestellt - welches von Aktion Mensch gefördert wird.

Mit dem Budget für Arbeit werden Menschen mit Behinderung beim Übergang von der WfbM auf den ersten Arbeitsmarkt und Unternehmen gefördert sowie unterstützt.
Die Unterstützung kann dabei bedarfsorientiert durch verschiedene Betreuungsleistungen erfolgen, z. B. durch einen Jobcoach.
Die Förderung durch das Budget für Arbeit erfolgt durch die Behörde, die für die Leistungen im Arbeitsbereich der WfbM zuständig ist. In der Regel ist das der Träger der Eingliederungshilfe. Zur Förderung durch das Budget für Arbeit gehört auch ein Lohnkostenzuschuss, der an Unternehmen gezahlt wird.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • IMBA - Arbeitsplanung
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Auffassung
  • IMBA - Lernen/Merken
  • IMBA - Problemlösen
  • IMBA - Vorstellung (Vorstellungsvermögen)
  • MELBA - Arbeitsplanung
  • MELBA - Auffassung
  • MELBA - Lernen/Merken
  • MELBA - Problemlösen
  • MELBA - Vorstellung (Vorstellungsvermögen)

Referenznummer:

Pb/111035


Informationsstand: 26.04.2023

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