Praxisbeispiel
Interview "Es ist an der Zeit für eine gesundheitsorientierte Neuausrichtung!"

Kurzbeschreibung:

Ein Interview von REHADAT mit Frau Dr. Karin Kelle-Herfurth – Health & Business Counseling im Rahmen von REHADAT-Wissen Ausgabe Long COVID.

Inhalte des Gesprächs sind die Themenbereiche:
  • Erfahrungen mit Long COVID im Arbeitsleben
  • Auswirkungen der Krankheitsfolgen auf die berufliche Leistungsfähigkeit
  • Häufige Hemmnisse und Stolperfallen bei der Wiedereingliederung
  • Empfehlungen für Betroffenen und Unternehmen zum Gelingen der Rückkehr zur Arbeit
  • Vorteile für Unternehmen durch eine gesundheitsorientierte Neuausrichtung
Das gesamte Gespräch finden Sie unter dem Reiter bzw. Tabulator Interview.

Schlagworte und weitere Informationen

Das Interview mit Frau Dr. Karin Kelle-Herfurth – Health & Business Counseling erfolgte im Rahmen von REHADAT-Wissen Ausgabe Long Covid.

Zur Person:

Dr. Karin Kelle-Herfurth ist freiberufliche Beraterin in Hamburg, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Gesundheitsökonomin und Physiotherapeutin. Sie ist spezialisiert auf individuelle Gesundheitsberatung und präventive Strategien zum beruflichen Wiedereinstieg für Selbstständige, Unternehmen und Bildungsinstitute. Zudem begleitet sie Einzelpersonen bei der Neuausrichtung von Lebens- und Arbeitsweisen. Als Co-Leiterin des FORMWELT Systemic Health Research Lab forscht sie zu systemischen Gesundheitsfragen. Ihr Wissen teilt sie auf ihrem Blog, bei der Schlaganfallbegleitung und auf LinkedIn, wo sie zu den Top Voices im DACH-Raum zählt.

REHADAT:

Welche Erfahrungen haben Sie mit Long COVID im Arbeitsleben?

Dr. Kelle-Herfurth:

Seit Anfang 2021 berate ich Einzelpersonen und Unternehmen auch im Umgang mit Long/Post COVID. Langzeitfolgen von COVID-19 werden im beruflichen Kontext bisher zu wenig beachtet, obwohl sie enorme Belastungen bedeuten, die uns alle betreffen können. Vieles wird verdrängt.

REHADAT:

Wie wirken sich die Krankheitsfolgen auf die berufliche Leistungsfähigkeit aus?

Dr. Kelle-Herfurth:

Die Symptome variieren individuell stark und je nach Tätigkeiten und Aufgaben. Sind zum Beispiel kognitive Beeinträchtigungen und entkräftende körperliche Erschöpfung limitierend, muss man Fähigkeiten und Anforderungen genauer abgleichen und das Energie- und Aktivitätsmanagement berücksichtigen. Herausforderungen und Chancen zeigen sich berufs- und branchenübergreifend ähnlich. Zuversicht gibt es, wo alle Beteiligten kooperieren und in anderen Möglichkeiten denken.

REHADAT:

Was sind häufige Hemmnisse und Stolperfallen bei der Wiedereingliederung?

Dr. Kelle-Herfurth:

Eines der Hauptprobleme ist die Schwierigkeit der Betroffenen, ihre Grenzen zu erkennen und zu respektieren, da sie oft motiviert sind, tätig zu bleiben. Einem Großteil gelingt es eingeschränkt. Der Druck, an ihr Limit zu gehen, ist in vielen Bereichen hoch. Das soziale Umfeld und strukturelle Abhängigkeiten spielen eine zentrale Rolle. Mangelnde Aufklärung und Anerkennung von Long COVID als schwere, chronische Erkrankung, auch vom sozialrechtlichen Status, kommen hinzu. Das kann zur zunehmenden Tendenz von Präsentismus beitragen. Unternehmen sind hier gefragt, den Wiedereinstieg klug durchdacht mit angepasstem Tätigkeitsprofil und Tempo zu unterstützen.

REHADAT:

Was empfehlen Sie Betroffenen und Unternehmen, damit die Rückkehr zur Arbeit gelingt?

Dr. Kelle-Herfurth:

Der Wiedereinstieg sollte gut beraten, frühzeitig und systematisch vorbereitet und professionell begleitet werden. Das Wichtigste ist, auch während der Krankschreibung im Dialog zu bleiben. Das Eingliederungsmanagement (BEM) sollte als wirksames Instrument genutzt und ausgeschöpft werden. Es bietet Spielraum und Rechtssicherheit, um geeignete Maßnahmen und Lösungsräume zu entwickeln, die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen oder zu erhalten und krankheitsbedingte Kündigungen zu vermeiden: Von der Prävention und Frühintervention in den ersten Wochen, über therapiebegleitende Angebote sowie individualisierte medizinische und berufliche Rehabilitation. Bis hin zu psychosozialen Gesprächen, der Belastungserprobung, Arbeitsanpassung oder internen Qualifizierung, ggf. mit Hilfsmitteln und Assistenzsystemen. Die digitale Welt schlägt mit KI und VR gerade ein neues Kapitel auf. Nie zuvor war es wichtiger und leichter, zu lernen, wie inklusives Arbeiten und Lernen auf der Basis einer leistungsgerechten, potenzialorientierten Tätigkeit nach individuellen Bedürfnissen und Kompetenzerfordernissen gestaltet und gefördert werden kann.

REHADAT:

Warum profitieren Unternehmen von einer gesundheitsorientierten Neuausrichtung?

Dr. Kelle-Herfurth:

Die Priorisierung von Gesundheit und Investitionen in Mitarbeitende und die Organisation sichern ihre Zukunft. Sie bleiben und machen sich attraktiv für qualifizierte Talente, reduzieren Risiken von Produktivitätsverlusten und Wertschöpfungsengpässen durch Personalmangel und Überlastung. Sie sind darauf ausgerichtet, sorgsam mit verfügbaren Ressourcen zu haushalten und langfristige Erfolge zu erzielen, indem sie bessere Arbeitsbedingungen für alle und ein innovationsförderliches Umfeld schaffen. Gesundheit strategisch zu denken, ist nicht nur verantwortungsbewusst, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll und gesellschaftlich bedeutsam für soziale Gerechtigkeit und Teilhabe.

Weitere Informationen:

Mehr erfahren über Dr. Karin Kelle-Herfurth und ihre Arbeitsweise mit innovativen Konzepten und dem Beratungsansatz Health & Business Counseling für NEUE WEGE ZUM GESUNDEN ERFOLG: https://karin-kelle-herfurth.de

Es liegen keine Informationen zur Förderung vor.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • IMBA - Arbeitsplanung
  • IMBA - Lernen/Merken
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Problemlösen
  • IMBA - Vorstellung (Vorstellungsvermögen)
  • MELBA - Arbeitsplanung
  • MELBA - Lernen/Merken
  • MELBA - Problemlösen
  • MELBA - Vorstellung (Vorstellungsvermögen)

Referenznummer:

PB/111227


Informationsstand: 29.08.2023

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