Praxisbeispiel
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) für eine Sozialpädagogin

Wo lag die Herausforderung?

Die Frau erkrankte an COVID. Nach einigen Wochen der Genesung verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand mit starken Symptomen. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis erst eine Spezialklinik die Diagnose Post-COVID-Syndrom stellen konnte. Bedingt durch ihre Erkrankung war die Frau eine längere Zeit krankgeschrieben. Es wurde nach einer Möglichkeit für die Rückkehr in ihren Job gesucht.

Was wurde gemacht?

Erste Versuche mit den sonst üblichen Maßnahmen im Rahmen des BEM schlugen fehl, da es dem Unternehmen bzw. dem BEM-Team an Erfahrungen fehlte. Mit zunehmender Bekanntheit der Erkrankung konnte das BEM-Team ein geeignetes Paket an Maßnahmen anbieten. Die Sozialarbeiterin arbeitet nun in Teilzeit überwiegend im Homeoffice und hat nur noch vereinzelt direkten Kontakt zu den Klientinnen und Klienten vor Ort. Zu Hause kann sie sich bei starker Erschöpfung zum Ausruhen hinlegen und danach wieder ihre Tätigkeit aufnehmen. Außerdem nutzt sie ein Fatique-Management-Tool bzw. eine App, die ihr bei der Überwachung ihres Energielevels hilft.

Schlagworte und weitere Informationen

Das BEM erfolgte in Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Sozialarbeiterin und dem BEM-Team des Unternehmens. In der Zeit ihrer Krankheit bzw. Krankmeldung erhielt sie von der gesetzlichen Krankenkasse unterstützende Leistungen in Form von Krankengeld. Das Krankengeld wurde auch während der Maßnahme der stufenweisen Wiedereingliederung von der Krankenkasse gezahlt.

Unternehmen:

Das Unternehmen ist eine Nichtregierungsorganisation und berät, betreut und begleitet mit seinen Beschäftigten geflüchtete Personen. Eine Mitarbeiterin erkrankte und fiel krankheitsbedingt längerfristig am Arbeitsplatz aus.

Behinderung und Beeinträchtigung der Mitarbeiterin:

Die Frau erkrankte noch vor der Bereitstellung der Impfstoffe an COVID. Obwohl sie während ihrer COVID-Infektion einen milden Verlauf hatte und die Genesung zunächst gut verlief, verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand nach einigen Wochen wieder. Dabei kam es zu starken Symptomen, wie
  • extremer Müdigkeit in Kombination mit großer Erschöpfung sowie geringer Belastbarkeit bzw. Fatigue,
  • intensiven Kopfschmerzen,
  • häufigen hohen Fieberschüben,
  • Empfindungsstörungen in den Gliedmaßen und
  • Schwindel.
Nach dem Aufsuchen verschiedener Ärztinnen bzw. Ärzte konnten diese zunächst keine eindeutige Diagnose stellen, bis sie sich an ein Post-COVID-Zentrum einer Universitätsklinik wandte. Dort erhielt sie dann die Diagnose Post-COVID-Syndrom.
In dieser Zeit war sie nicht arbeitsfähig und entsprechend lange krankgeschrieben.

Kommentar der Mitarbeiterin zur Erkrankung:

"Manchmal fehlt mir die Kraft, überhaupt aus dem Bett aufzustehen. Nicht die Willenskraft, sondern tatsächlich die körperliche Kraft. Die Diagnose Post-COVID war einerseits natürlich schlimm, aber irgendwie auch eine Erleichterung, weil ich dann endlich Gewissheit hatte“

Ausbildung und Beruf:

Die Frau arbeitet als Sozialpädagogin beim Unternehmen.

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM):

Aufgrund der langen Ausfallzeit der Mitarbeiterin, wurde das BEM-Team eingeschaltet und ein BEM eingeleitet, dem die Mitarbeiterin zustimmte. Da die Erkrankung zu dieser Zeit noch weniger bekannt war und speziell die evtl. bleibenden Auswirkungen bei Post-COVID auf die berufliche Tätigkeit schwer in ihrer Gesamtheit einzuordnen sind, scheiterten die ersten Wiedereingliederungsversuche im Unternehmen. Sie funktionierten deshalb nicht, da sie auf bekannte Vorgehensweisen und Maßnahmen im BEM, wie beispielsweise der stufenweisen Wiedereingliederung, beruhten und so in Bezug auf die gesamten Beeinträchtigungen der Sozialarbeiterin alleine nicht eingesetzt werden konnten. Dem Unternehmen bzw. BEM-Team fehlte diesbezüglich die Erfahrung und auch beratende Einrichtungen konnten zu dieser Zeit nicht weiterhelfen. Als Folge kam es bei der Sozialpädagogin immer wieder zu Überlastungen und sie viel wieder aus.
Erst mit der steigenden Bekanntheit von Post-COVID konnte das BEM-Team zum Beschwerdebild der Sozialarbeiterin passende Maßnahmen entwickeln. Die vorher in Vollzeit tätige Sozialarbeiterin arbeitet nun stundenreduziert in Teilzeit und dies nicht mehr nur vor Ort im direkten Kontakt mit den Klientinnen und Klienten, sondern häufig beratend im Backoffice und dies speziell im Homeoffice. Dort übernimmt sie zunehmend ihre Aufgaben telefonisch, per Videocall und am Computer.
Das Arbeiten im Homeoffice ermöglicht es ihr dabei sich bei zu starker Erschöpfung hinzulegen und zu erholen, um danach wieder ihre Tätigkeit aufzunehmen.
Ein sogenanntes Fatique-Management-Tool, das üblicherweise bei Menschen mit einer Krebserkrankung zum Einsatz kommt, hilft ihr in Form einer App außerdem bei der Überwachung ihres Energielevels.

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)

Referenznummer:

PB/111221


Informationsstand: 20.07.2023