Praxisbeispiel
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) für einen Maler und Instandhalter

Wo lag die Herausforderung?

Der Mitarbeiter konnte nach einem privaten Unfall bestimmte schwere Arbeiten, wie das Arbeiten über Kopf, nicht mehr ausführen. Er benötigt außerdem mehr Pausen und seine Arbeitsleistung ist verringert. Bedingt durch den Unfall und die folgenden Behandlungen fiel er eine längere Zeit an seinem Arbeitsplatz aus.

Was wurde gemacht?

Mit Einverständnis des Mitarbeiters wurde ein BEM eingeleitet und gemeinsam mit dem BEM-Team Maßnahmen erörtert und vereinbart. So wurden mache Aufgaben aus seinem Tätigkeitsprofil herausgenommen und leichtere werden verstärkt ausgeführt. Dazu gehören Malerarbeiten und die Flächenpflege im Außenbereich, wozu leichtere Elektrowerkzeuge mit Akkubetrieb eingesetzt werden.

Schlagworte und weitere Informationen

Der BEM-Prozess wurde von einem externen, vom Unternehmen beauftragten BEM-Berater begleitet und koordiniert. Die Förderung der eingesetzten Hilfsmittel zur Pflege der Außenbereiche erfolgte durch das Inklusionsamt. Das Unternehmen erhält außerdem vom Inklusionsamt einen Beschäftigungssicherungszuschuss, da die Arbeitsleistung des Mitarbeiters trotz des BEM und der Maßnahmen auch weiter verringert ist.
Für das vorbildliche Betriebliches Eingliederungsmanagement wurde das Unternehmen vom Inklusionsamt ausgezeichnet und erhielt in diesem Zusammenhang eine Prämie von 10.000 Euro.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- bzw. Inklusionsämter.

Unternehmen:

Das Unternehmen ist ein Verband mit rund 200 Beschäftigten zu dem eine Talsperre und Grundwasserbrunnen für Trinkwasser gehören, der als Vorlieferant für seine Mitglieder – die Stadtwerke in der Region – rund 800.000 Menschen mit aufbereitetem Trinkwasser versorgt. Damit das Trinkwasser auch die Städte erreicht, wird ein Verteilsystem mit 230 Kilometer langen Leitungen, Pumpwerken, Speicherbehältern und Übergabestationen genutzt, das entsprechend vom Verband mit seinen Beschäftigten instandgehalten werden muss. Die Beschäftigten arbeiten innerhalb des Verbands in den unterschiedlichen Bereichen, wie Verwaltung, Handwerk, Landschaft und Labor.
Das Betriebliche Eingliederungsmanagement ist im Unternehmen eingeführt und es gibt dazu eine entsprechende Dienstvereinbarung und Informationen für die Beschäftigten, wie beispielsweise einen Flyer. Unter anderem wurde das Betriebliche Eingliederungsmanagement auch für einen Mitarbeiter eingesetzt, der krankheitsbedingt länger ausfiel.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Bei dem Mann kam es durch einen privaten Unfall zu einem zweifachen Bruch der Halswirbel. Die Brüche wurden operativ behandelt und seine Bewegungsfähigkeit konnte wieder hergestellt werden. Bleibend hat er jedoch Kopf- und Rückenschmerzen, besonders bei Tätigkeiten in bestimmten Körper- bzw. Armhaltungen, wie beim Arbeiten über Kopf. Begleitend kommt es dabei auch zu Schwindel. Seine Arbeitsweise ist deshalb langsamer und er muss häufiger Pausen am Tag einlegen – was sich insgesamt verringernd auf seine Arbeitsleistung auswirkt.
Bedingt durch den Unfall und die folgenden Behandlungen fiel er eine längere Zeit an seinem Arbeitsplatz aus. Ihm wurde außerdem ein Grad der Behinderung (GdB) von 30 zuerkannt und er wurde Menschen mit einer Schwerbehinderung gleichgestellt.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann ist ausgebildeter Maler und Lackierer und arbeitet seit vielen Jahren beim Unternehmen.

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM):

Der vom Unternehmen beauftragte externe BEM-Koordinator nahm den Kontakt zum Mitarbeiter aufgrund der hohen krankheitsbedingten Fehlzeiten auf. Er informierte den Mitarbeiter dabei über das BEM im Unternehmen, die Freiwilligkeit und den Datenschutz. Nachdem der Mitarbeiter dem BEM zustimmte, wurde es eingeleitet und es fand ein vertrauliches Erstgespräch mit dem BEM-Koordinator statt. Gemeinsam mit dem weiteren BEM-Team, bestehend aus Personalrat, Schwerbehindertenvertretung und Betriebsarzt, wurden dann mit dem betroffenen Mitarbeiter Maßnahmen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz erörtert und vereinbart. Zunächst wurde das Leistungsvermögen des Mitarbeiters in Bezug auf den beruflichen Kontext durch den Betriebsarzt und den behandelnden Arzt geklärt. Analog zum Ergebnis bzw. dem ermittelten verringerten Leistungsvermögen wurden die Aufgaben seiner Tätigkeit angepasst. Dabei fielen einige belastende Aufgaben weg und es werden verstärkt die bleibenden Aufgaben unter Verwendung von Hilfsmitteln ausgeführt. Die Umsetzung in der Praxis erfolgte dann im Rahmen einer stufenweisen Wiedereingliederung, bei der er Schritt für Schritt und mit steigender Belastung an seinen alten Job mit angepassten Aufgaben herangeführt wurde. Nach der stufenweisen Wiedereingliederung kann der Mitarbeiter seine Tätigkeit in Vollzeit ausüben und das BEM konnte erfolgreich beendet werden.

Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation:

In der Rohrnetzabteilung werden die Beschäftigten immer in Zweier-Teams für die Wartung und Pflege des Rohrleitungssystems, deren Gebäude, Einrichtungen und Außenanlagen eingesetzt – so auch der Mitarbeiter mit einem Kollegen. Dazu fährt der Mitarbeiter mit seinem Kollegen mit einem Transporter zum jeweiligen Einsatzort auf dem weitläufigen Gebiet. Am Einsatzort werden beispielsweise der Außenbereich mit seinem Bewuchs, Schächte, Pumpenhäuser, Werkshallen und Rohrleitungen besichtigt und inspiziert. Danach erfolgen Reinigungs-, Instandsetzungs- und Malerarbeiten. Für die entsprechenden Arbeiten werden die auf dem Transporter befindlichen Werkzeuge und Materialien eingesetzt, die je nach Gewicht nicht vom Mitarbeiter genutzt werden können. Auch Arbeiten in den Schächten können bedingt durch die dortige erforderliche Arbeitshaltung nicht mehr von ihm ausgeführt werden. Da immer zwei Beschäftigte am Einsatzort sind und dort gemeinsam arbeiten, übernimmt dann der Kollege die Arbeiten, die vom Mitarbeiter behinderungsbedingt nicht mehr ausgeführt werden können. Um die Belastungen für den Mitarbeiter zu reduzieren und die Ausführung der Aufgaben zu unterstützen bzw. zu ermöglichen, wurden leichtere Geräte für die Flächenpflege im Außenbereich angeschafft, die so vom Mitarbeiter übernommen werden können. Zum Einsatz kommt dabei ein Elektro-Multifunktionsgerät, bestehend aus einer Antriebseinheit, in die verschiedene Stiehle mit Werkzeugen (Freischneider, Hochentaster und Heckenschere) eingesteckt werden können. In Verbindung mit einem Zusatzakku und Schnellladegerät wird auch ein längerer Einsatz über den Tag gewährleistet.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Arbeit über Kopf
  • EFL - Heben (Boden zur Taillenhöhe/Taillen- zur Kopfhöhe/horizontal)
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Arbeit in Vorhalte/über Kopf
  • ELA - Heben
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Arbeit über Kopf
  • ERGOS - statisches/dynamisches Heben
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Arme in Zwangshaltung
  • IMBA - Heben
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Tragen

Referenznummer:

PB/111256


Informationsstand: 18.03.2024