Praxisbeispiel
Berufliche Rehabilitation bei der ThyssenKrupp Steel Europe AG

Kurzbeschreibung:

Das Unternehmen besitzt eine prozessorientierte Vorgehensweise zu beruflichen Rehabilitation der Beschäftigten. Der Prozess bzw. der Text zur Beschreibung beinhaltet die Punkte:

  • Reha Team
  • Aufbau des Reha-Teams am Beispiel Duisburg
  • Arbeitserprobung
  • Fördermittel
  • Dienstleistungen
Eine ausführliche Beschreibung mit den Einzelheiten zu den Punkten finden Sie unter Langform.

Schlagworte und weitere Informationen

Es liegen keine Informationen zur Förderung vor.

1 Wege der beruflichen Rehabilitation bei der ThyssenKrupp Steel Europe AG

1.1 Reha-Team

Berufliche Reha-Maßnahmen für Menschen mit Schwerbehinderung werden in Zusammenarbeit mit den Reha-Trägern nach Möglichkeit innerbetrieblich durchgeführt. Den Dienstleistungen (DL) kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Sie sind geschäftsführend im Reha-Team und zentraler Dienstleister im Konzern, denn die Werkstätten bzw. Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) dienen/dient der Rehabilitation und damit der Rückführung der Beschäftigten an den ursprünglichen oder einen anderen Arbeitsplatz.
Hier steht das Konzept Einsatzpolitik gesundheitlich Beeinträchtigter unter besonderer Berücksichtigung der WfbM. Zur Förderung von Menschen mit Schwerbehinderung im Unternehmen hat die ThyssenKrupp Steel Europe AG mit dem Betriebsrat und der Schwerbehindertenvertretung Rahmenbedingungen in einer Inklusionsvereinbarung festgelegt. Menschen mit Schwerbehinderung und ihnen gleichgestellte Personen werden im Sinne des SGB IX durch innerbetriebliche Maßnahmen bzw. durch ein Eingliederungsmanagement gefördert.
Leitgedanke hierbei ist, dass gesundheitlich beeinträchtigte Beschäftigte an einem behinderungsgerecht gestalteten Arbeitsplatz ähnlich leistungsfähig sein können, wie gesunde Beschäftigte. Hieraus ergibt sich die Verpflichtung der Betriebe und Abteilungen, bei eintretender Schwerbehinderung zunächst angemessene Möglichkeiten, hinsichtlich Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsorganisation, zu prüfen. Versetzungen in andere Betriebe und Abteilungen, so auch zu DL, können nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgen.
Ob ein Einsatz in DL hilfreich und erforderlich ist, wird fürsorglich und sorgfältig geprüft (Abb. 2).
Beschäftigte, die aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen ihre Stammtätigkeit nicht mehr ausüben können, werden über die verschiedensten Wege dem Personalbereich (PB) benannt; dies kann durch Eigeninitiative, aber auch durch Initiative des Betriebes, des betriebsärztlichen Dienstes oder der Interessenvertretungen geschehen. Der PB prüft alle Möglichkeiten eines künftigen Einsatzes. Oberstes Ziel ist, die Beschäftigten im Rahmen ihrer verbliebenen Einsatzmöglichkeiten weiter im Stammbetrieb einzusetzen. Der betriebsärztliche Dienst stellt dem Betrieb ein Einsatzprofil (Fähigkeitsprofil) zur Verfügung, so dass dieser gezielt Beschäftigungsmöglichkeiten im eigenen Umfeld prüfen kann. Dabei werden auch, je nach Einzelfall, arbeitsorganisatorische Änderungen, technische Hilfsmittel für eine behinderungsgerechte Arbeitsplatzgestaltung oder interne Umsetzungen in Betracht gezogen. Nur wenn die fürsorgliche Bemühungen des Stammbetriebes ohne Erfolg bleiben sollten, wird ein Einsatz in anderen Betrieben gesucht. Sollten diese Bemühungen keinen Erfolg bringen, klärt das Reha-Team (Beteiligte von / vom DL, PB, betriebsärztlichen Dienst, Betriebsrat, Schwerbehindertenvertretung und Reha-Trägern) die Chance für eine berufliche Rehabilitation. Bei positivem Ergebnis und nach Ablauf einer maximal einjährigen Reha-Phase setzt der Stammbetrieb die Beschäftigten wieder entsprechend ein bzw. kümmert sich bei Bedarf um einen anderweitigen Einsatz. Nur wenn dies trotz abgeschlossener Rehabilitation nicht möglich ist, kann ( allerdings nur im Ausnahmefall) neben anderen, möglichst sozialverträglich abzuwickelnden Alternativen, eine Versetzung zu DL erfolgen.
Voraussetzungen dafür:
  • Die Auftragslage bei DL muss eine abgesicherte Beschäftigung zulassen,
  • ein Arbeitsplatz, der den Fähigkeiten der Mitarbeiterin bzw. des Mitarbeiters entspricht, muss bei DL vorhanden sein,
  • die Mitarbeiterin bzw. der Mitarbeiter muss ihre bzw. seine Bereitschaft zur Mitarbeit in der Reha-Phase bewiesen haben.

1.2 Aufbau des Reha-Teams am Beispiel Duisburg

Die bei der ThyssenKrupp Steel Europe AG vorgegebene Einsatzpolitik für gesundheitlich beeinträchtigte Beschäftigte wird im Reha-Team koordiniert (Abb. 3). Es entspricht in seiner Funktion dem Fachausschuss der Werkstatt für behinderte Menschen.
Der leitenden Person der DL ist der Gesamtauftrag Rehabilitation übertragen worden; sie überwacht die durchzuführenden Reha-Maßnahmen. Dabei übernimmt die leitende Person die Vermittlung zwischen den mitwirkenden Fachabteilungen, Reha-Trägern und außerbetrieblichen Stellen für die organisatorische Abwicklung der Reha-Maßnahmen.
Der Technische Beratungsdienst hat die Aufgabe, Arbeitsplatz, Arbeitsumgebung und Arbeitsablauf behinderungsgerecht zu gestalten und technische Hilfsmittel, wenn erforderlich, einzusetzen. Er nimmt die Beantragung von Fördermitteln für diese Arbeitsplatzgestaltung vor.
Der betriebsärztliche Dienst erstellt ein Einsatz- bzw. Fähigkeitsprofil (Festlegung der möglichen körperlichen Belastungen) und bestimmt die therapeutischen Maßnahmen zur Verbesserung der Belastungsfähigkeit. Jede Reha-Maßnahme wird von ihm medizinisch begleitet.
Das im Reha-Team vertretene Betriebsratsmitglied hat die Aufgabe, den jeweils zuständigen Bereichsbetriebsrat über den Stand der Reha-Maßnahmen zu unterrichten. Die Vertrauensperson vertritt im Reha-Team direkt die Interessen der Beschäftigten mit Schwerbehinderung. Sie hat von allen Beteiligten die besten Kenntnisse über den persönlichen und auch betrieblichen Hintergrund der zu rehabilitierenden Person.
Der bzw. die Inklusionsbeauftragte des Unternehmens achtet auf die Einhaltung der Verpflichtungen, die sich aus dem SGB IX ergeben. Er bzw. sie ist die vermittelnde Person zwischen Unternehmen und außerbetrieblichen Stellen in allen Schwerbehindertenangelegenheiten.
Der Personalbereich übt hier unmittelbar seine Fachfunktion aus. Auf Basis einer detaillierten Analyse aller Arbeitsplätze, die für gesundheitlich beeinträchtigte Beschäftigte geeignet sind, ist ihm eine gezielte Einsatzdisposition möglich. Durch die direkte Zusammenarbeit mit den Reha-Trägern (Berufsgenossenschaften, Inklusionsamt, usw.) sowie der Betriebskrankenkasse kann das Reha-Team schon in einem sehr frühen Stadium den Übergang von der medizinischen zur beruflichen Rehabilitation, im Sinne der Mitarbeiterin bzw. des Mitarbeiters, begleiten und unterstützen.

1.3 Arbeitserprobung

Arbeitserprobungen sind Reha-Maßnahmen zur Prüfung der Einsatzmöglichkeiten eines leistungsgeminderten Beschäftigten. Sie werden dann erforderlich, wenn Bescäftigte beispielsweise nach langer Ausfallzeit durch Krankheit oder Unfall wieder an die Arbeit herangeführt werden müssen; sie unterliegen der Zuständigkeit des Reha-Teams. Sobald im Reha-Team eine Arbeitserprobung mit Durchführung in DL beschlossen wurde, erfolgt die Kontaktaufnahme mit dem Stammbetrieb und dem Rehabilitanden bzw. der Rehabilitandin. Es werden in einem zeitlich begrenzten Rahmen künftige Einsatzmöglichkeiten festgestellt. Der praktische Einsatz in den verschiedenen Fertigungs- und Dienstleistungsbereichen erfolgt unter Anleitung der Fach- und Führungskräfte und arbeitsmedizinischer Begleitung. Gesundheitliche Beeinträchtigungen werden genauso berücksichtigt wie Neigungen und Fähigkeiten.
Die zu rehabilitierende Person bleibt während der gesamten Reha-Maßnahme Teil ihres Stammbetriebs. Im Gegensatz zu einer Versetzung oder Verleihung erfolgt die Entlohnung weiterhin zulasten des Stammbetriebes. Zur Abdeckung des Aufwandes, der sich aus einer Arbeitserprobung für DL ergibt, wird eine monatliche Betreuungspauschale gezahlt. Oberste Zielsetzung einer Arbeitserprobung ist grundsätzlich die Rückführung der Mitarbeiterin bzw. des Mitarbeiters an den alten Arbeitsplatz. Arbeitserprobungen können auch für externe Reha-Träger durchgeführt werden.

1.4 Fördermittel

Ausschlaggebend für eine dauerhafte Rehabilitation ist nicht zuletzt die behinderungsgerechte Arbeitsplatzgestaltung. Auf Grundlage des SGB IX, in Verbindung mit der
Ausgleichsabgabeverordnung, können aus der Ausgleichsabgabe Fördermittel gewährt werden. Diese werden vom Inklusionsamt bzw. der Fachstelle für behinderte Menschen im Arbeitsleben oder der Arbeitsagentur zur institutionellen und zur personenbezogenen Förderung bewilligt. Dabei bezieht sich die institutionelle Förderung auf Unternehmen und Einrichtungen, die personenbezogene Förderung direkt auf die Person mit Schwerbehinderung. Im Fall eines Arbeitsunfalls ist die Berufsgenossenschaft (BG) als Träger für individuelle Hilfsmaßnahmen zuständig.
In der betrieblichen Praxis bedeutet dies, dass das Reha-Team in Zusammenarbeit mit dem Betrieb ein Konzept zur Arbeitsplatzgestaltung erarbeitet. Im Bedarfsfall wird zusätzlich der Technische Beratungsdienst des Inklusionsamtes oder der Arbeitsagentur hinzugezogen; auch der Reha-Träger (wie beispielsweise die BG) wird bereits im Vorfeld mit an der Planung beteiligt.
Das fertige Konzept wird der zuständigen Stelle zur Bezuschussung vorgelegt. Bei Arbeitsmitteln, die ausschließlich behinderungsbedingt bezuschusst werden, kann die Förderung bis zu 100 Prozent des Gesamtaufwandes betragen.
Die Vorgänge werden von der Planung über Antragstellung bis hin zur Kontierung der eingehenden Zuschüsse überwacht und koordiniert.

2 Dienstleistungen

Bei der ThyssenKrupp Steel Europe AG ist es Tradition, Beschäftigte, die durch Krankheit oder Unfall ihre bisherige Tätigkeit nur noch eingeschränkt oder nicht mehr ausführen können, unternehmensintern zu rehabilitieren und den vorhandenen Einsatzmöglichkeiten entsprechen zu beschäftigen. So entwickelten sich aus ursprünglichen Werkstätten für behinderte Menschen moderne leistungsfähige Werkstätten mit viel Erfahrung und Know-how.
Dienstleistungen (DL) steht bei der ThyssenKrupp Steel Europe AG für Produktion, Leistung, und Dienstleistung im Rahmen einer speziellen Personalpolitik. Diese besondere Personalpolitik bzw. personalwirtschaftliche Aufgabe wird dadurch betont, dass die Produktion und Dienstleistungsbetriebe von DL im Vorstandsressort Personal/ Soziales angesiedelt sind. Die duale Aufgabenstellung, Rehabilitation und Werkstattfertigung, beinhaltet eine soziale und eine wirtschaftliche Komponente (Abb. 4).
Kunden von DL sind auch bei der Rehabilitation in erster Linie die betrieblichen Bereiche der ThyssenKrupp Steel Europe AG. Fertigungs- und Dienstleistungsaufgaben werden nicht alleine für eigene, sondern auch für externe Betriebe durchgeführt. Termingerechte Produktion in gewünschter Qualität zu marktüblichen Konditionen sind die Vorgaben für DL, um als Dienstleister ernst genommen zu werden. Die besondere Aufgabenstellung liegt im Einsatz und der Rehabilitation von Beschäftigten mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Hierzu stellt die Belegschaft ihre fachliche Qualifikation, ihr Leistungsvermögen und ihre Leistungsbereitschaft in einem örtlichen und funktionalen Wirkungsverbund an den Standorten Duisburg, Dortmund und Bochum zur Verfügung. Die Werkstätten in Duisburg, Dortmund und Bochum bieten verschiedene Leistungen und Dienstleistungen an. Die Palette des Produktionsprogramms umfasst den metallischen und nichtmetallischen Bereich. Die Werkstätten sind in der Lage die Produkte nach den Anforderungen sowie Vorgaben der Kundschaft zu entwickeln und zu erstellen. So vielschichtig wie die Fertigungsbereiche sind auch die Produkte. In erster Linie ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Produktionsbetriebe des Unternehmens wird das Auftragsbild geprägt von stahltypischen Verschleißteilen, Stahlbau und Blechteilfertigung sowie Wartungs- und Reparaturaufträgen. Reserveteilfertigung, Einzel- und Serienanfertigung, Fertigungen mit wechselnden Abmessungen sowie Großaufträge werden termingerecht und zuverlässig erledigt. Die Kernprozesse von DL, in erster Linie die Beschäftigungssicherung für leistungsgewandelte / ältere Beschäftigte sowie die Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen, bestimmen die marktorientierte Produkt- und Preispolitik von DL. Auch unternehmensinterne Aufträge werden nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen abgewickelt.

ICF-Items

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Referenznummer:

R/PB5212


Informationsstand: 22.12.2022