Praxisbeispiel
Betriebliches Eingliederungsmanagement für einen Feuerungsmaurer

Wo lag die Herausforderung?

Bei dem Feuerungsmaurer kam es bedingt durch seinen Beruf und den damit verbundenen Belastungen, wie beispielsweise der zunehmenden Arbeitsverdichtung, zu einer Depression. Er konnte erkrankungsbedingt seinen Beruf nicht weiter ausüben und wurde für einen längeren Zeitraum krankgeschrieben.

Was wurde gemacht?

Aufgrund der hohen Fehlzeiten wurde mit der Zustimmung des Mitarbeiters ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) eingeleitet. Im Rahmen des BEM wandte sich der Feuerungsmaurer mit Hilfe des Betriebsrats an den Integrationsfachdienst (IFD), welcher ihm zu einer medizinischen Reha riet. Der Mann absolvierte entsprechend eine medizinische Reha und im Anschluss daran wurde er über drei Monate stufenweise mit einer Änderung seiner Aufgaben wieder in das Unternehmen eingegliedert. Parallel dazu nahm er an einem Stressbewältigungstraining für psychisch kranke Menschen des IFD teil.

Schlagworte und weitere Informationen

Die Förderung der medizinischen und beruflichen Rehabilitation erfolgte durch den Reha-Träger beziehungsweise durch die gesetzliche Rentenversicherung. Dabei förderte die gesetzliche Rentenversicherung zum einen die medizinische Reha in der entsprechenden Reha-Einrichtung, zum anderen zahlte sie ein Übergangsgeld als unterhaltssichernde Leistung an den Mitarbeiter. Das Übergangsgeld wurde auch während der stufenweisen Wiedereingliederung von der gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt. Der IFD stand während des gesamten Prozesses beratend zur Seite und leitete außerdem die Gruppentherapiesitzungen des Stressbewältigungstrainings.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Rentenversicherung und der Integrationsfachdienste.

Unternehmen:

Das Unternehmen ist in der Glaserzeugung sowie -verarbeitung tätig und stellt mit über 500 Beschäftigten Glasprodukte wie Scheiben hauptsächlich für die Automobil- und Bauindustrie her. Einer der Mitarbeiter wurde krank, woraufhin Maßnahmen zur Wiedereingliederung getroffen werden mussten.

Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:

Der Mann hat eine Depression. Eine zunehmende Arbeitsverdichtung, sein Drang zur Perfektion und seine Neigung Aufgaben – trotz des hohen Arbeitsaufkommens – auch selbst ausführen zu wollen, führten dabei über einen längeren Zeitraum zu erhöhten psychischen Belastungen und somit zu seiner Erkrankung.
Dem Kollegium fiel außerdem bei der Arbeit zunehmend auf, dass der Mann ungewöhnlich schnell reizbar war und sich selbst sowie seinem Kollegium mit mehr Härte als üblich entgegentrat. Ebenfalls traten körperliche Veränderungen wie starker Gewichtsverlust, Schlafprobleme und starke Konzentrationsprobleme auf, die beispielsweise dazu führten, dass er sich das Autofahren nicht mehr zutraute. Erkrankungsbedingt konnte der Mann deshalb seine Tätigkeit nicht weiter ausüben und war für einen längeren Zeitraum krankgeschrieben.

Kommentar des Betriebsrats zur Erkrankung:

"Das war ein schleichender Prozess."

Kommentar des Personalleiters zur Erkrankung:

"Die Offenheit, mit der er darüber spricht, ist einzigartig und hilft auch anderen."

Ausbildung und Beruf:

Der Mann ist ausgebildeter Maurer und arbeitet seit vielen Jahren als Feuerungsmaurer im Unternehmen. Als Feuerungsmaurer leitet er ein aus sechs Kollegen bestehendes Team.

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM):

Der Feuerungsmaurer setzte sich mit dem Betriebsrat in Verbindung und nahm über diesen Kontakt zum Integrationsfachdienst (IFD) auf, welcher bereits eng mit dem Unternehmen zusammenarbeitete.
Nach einem ersten Gespräch mit dem IFD wurde klar, dass die Arbeit und die Arbeitsverdichtung für seine Erkrankung verantwortlich sind. Dem Mitarbeiter wurde daraufhin empfohlen, eine medizinische Reha zu beantragen und zu absolvieren. Mit etwas Verzögerung trat der Mann die medizinische Reha an, in der er intensive Gespräche mit Psychologen bzw. Psychologinnen sowie anderen Patienten und Patientinnen führte. Nach sieben Wochen erhielt er die Diagnose einer mittelschweren Depression. Nach der medizinischen Reha sollte sich der Mann zunächst wieder in seinem Privatleben einfinden, bevor er an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, um so eine erneute Überbelastung zu vermeiden. Anschließend fand in Absprache mit dem Personalleiter eine dreimonatige stufenweise Wiedereingliederung des Mitarbeiters an seinem Arbeitsplatz statt, in dessen Rahmen beschlossen wurde, dass der er zur Entlastung fortan überwiegend organisatorische sowie delegierende Arbeiten und weniger ausführende Tätigkeiten direkt an den Öfen übernimmt. Während der stufenweisen Wiedereingliederung arbeitete der Mann außerdem mit einer reduzierten Stundenzahl, um die Anwendung der neu erlernten Verhaltensweisen im festgelegten Aufgabenbereich zu trainieren und um sich schrittweise an die angepassten Belastungen zu gewöhnen.
Parallel zur Wiedereingliederung nahm der Mitarbeiter an einem Stressbewältigungstraining für Menschen mit einer psychischen Erkrankung des IFD teil. Über 14 Wochen traf er sich wöchentlich mit einer kleinen Personengruppe in den Räumen des IFD, in denen die Betroffenen über die Ursachen von Stress aufgeklärt wurden und Übungen zur Entspannung trainierten.
Durch die getroffenen Maßnahmen und Stressbewältigungsstrategien kann der Mitarbeiter weiter im Unternehmen tätig sein.

Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation:

Als Leiter des Maurerteams liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit im Organisieren, Delegieren sowie Verwalten (Bild 1), Führen des sechsköpfigen Teams und der Funktion als Schnittstelle zur Betriebsleitung. Nur noch in Ausnahmen und bestimmten Situationen arbeitet bzw. unterstützt er das Team selbst bei den eigentlichen ausführenden Arbeiten an den Öfen (Bild 2 und 3).

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Aufmerksamkeit
  • IMBA - Ausdauer (psychisch)
  • IMBA - Kontaktfähigkeit
  • IMBA - Konzentration
  • IMBA - Kritikfähigkeit
  • IMBA - Kritisierbarkeit
  • IMBA - Misserfolgstoleranz
  • IMBA - Ordnungsbereitschaft
  • IMBA - Teamarbeit
  • IMBA - Umstellung
  • IMBA - Verantwortung
  • MELBA - Aufmerksamkeit
  • MELBA - Ausdauer (psychisch)
  • MELBA - Kontaktfähigkeit
  • MELBA - Konzentration
  • MELBA - Kritikfähigkeit
  • MELBA - Kritisierbarkeit
  • MELBA - Misserfolgstoleranz
  • MELBA - Ordnungsbereitschaft
  • MELBA - Teamarbeit
  • MELBA - Umstellung
  • MELBA - Verantwortung

Referenznummer:

Pb/111218


Informationsstand: 27.06.2023