Praxisbeispiel
Wo lag die Herausforderung?
Der Sachbearbeiter hat Morbus Crohn. Bei einer krankheitsbedingten Operation wurde seine Bauchmuskulatur irreversibel durchtrennt, so dass seine Wirbelsäule nicht mehr durch die Muskulatur stabilisiert und entlastet werden kann. Außerdem kommt es beim längeren Sitzen zu einem erhöhten Druck im Bauchbereich mit Schmerzen. Der Mitarbeiter fehlte aus diesem Grund gesundheitsbedingt für eine längere Zeit an seinem Arbeitsplatz.
Was wurde gemacht?
Aufgrund der Fehlzeiten wurde mit Zustimmung des Mitarbeiters ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) eingeleitet. Im Rahmen des BEM wurde er stufenweise wieder eingegliedert und ein spezieller Liegearbeitsstuhl für seinen Büroarbeitsplatz angeschafft, mit dem er im Sitzen, Stehen oder Liegen arbeiten kann. Der Mann arbeitet aber überwiegend liegend, um behinderungsbedingt Belastungen aufgrund der Arbeitshaltung für ihn zu minimieren. Durch die Maßnahmen kann er seine Tätigkeit im Unternehmen wieder voll ausüben.
Schlagworte und weitere Informationen
Das Hilfsmittel in Form des speziellen Liegearbeitsstuhls wurde mit Unterstützung der Schwerbehindertenvertretung bei der örtlichen Fachstelle für Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben, die es so nur in einigen Bundesländern gibt, beantragt. Die Fachstellen für Menschen mit Behinderungen arbeiteten dabei im Auftrag des jeweiligen Inklusions- bzw. Integrationsamtes. Der von der örtlichen Fachstelle für Menschen mit Behinderungen eingeschaltete Technische Beratungsdienst des LVR-Inklusionsamtes stand dabei begleitend für Fragen zur behinderungsgerechten Arbeitsgestaltung zur Verfügung und befürwortete den Einsatz des Liegearbeitsstuhls.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Fachstellen für behinderte Menschen im Beruf und der Integrations- bzw. Inklusionsämter.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Fachstellen für behinderte Menschen im Beruf und der Integrations- bzw. Inklusionsämter.
Unternehmen:
Das Unternehmen bietet mit seinen rund 175 Beschäftigten Lösungen im Bereich der Mess- und Verfahrenstechnik zur Qualitätskontrolle von Rohmaterialien sowie für die Entwicklung und Optimierung von Produkten, Rezepturen, Methoden und Prozessen für die Nahrungs-, Futtermittel-, Kunststoff- und Gummiindustrie an. Einer der Mitarbeiter fiel krankheitsbedingt über einen längeren Zeitraum aus, weshalb ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) eingeleitet wurde.
Behinderung und Beeinträchtigung des Mitarbeiters:
Der Mann hat Morbus Crohn, eine chronisch-entzündliche Darmkrankheit. Durch seine Erkrankung erlitt er mehrere lebensbedrohliche Darmdurchbrüche, die schwere Operationen und langwierige Rehabilitationen nach sich zogen. Bei einer der Operationen wurde seine Bauchmuskulatur irreversibel durchtrennt, so dass seine Wirbelsäule nicht mehr durch die Muskulatur stabilisiert und entlastet werden kann. Außerdem kommt es beim längeren Sitzen zu einem erhöhten Druck im Bauchbereich mit Schmerzen. Der Mitarbeiter fehlte aus diesem Grund gesundheitsbedingt für drei Jahre an seinem Arbeitsplatz. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 80.
Ausbildung und Beruf:
Der Mann absolvierte im Unternehmen eine Ausbildung und arbeitet seit vielen Jahren dort als Sachbearbeiter.
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM):
Das BEM ist im Unternehmen bereits eingeführt und wird dementsprechend in der Praxis umgesetzt. Da der Mitarbeiter längere Zeit krankheitsbedingt ausfiel, wurde mit seiner Zustimmung ein BEM eingeleitet. Im Rahmen des BEM wurde der Mitarbeiter stufenweise wieder eingegliedert. So nahm er zunächst seine Arbeit stundenreduziert im Homeoffice wieder auf, da er sich zu Hause bei Bedarf hinlegen und ausruhen konnte. Danach wurde der Mitarbeiter für zunächst zwei Arbeitsstunden an seinem Arbeitsplatz im Büro eingesetzt. Da er nicht lange im Stehen oder Sitzen arbeiten kann, wurde parallel nach einer Möglichkeit zur technischen Anpassung des Arbeitsplatzes gesucht. Der Mitarbeiter fand dabei selbst eine technische Lösung zum Ausgleich seiner behinderungsbedingten Einschränkungen. Bei der Lösung handelt es sich um ein Hilfsmittel, das es ihm ermöglicht schmerzfrei liegend zu arbeiten. Der Mitarbeiter wandte sich daraufhin mit der Idee der Anschaffung des Hilfsmittels an die Schwerbehindertenvertretung im Unternehmen, die wiederum die Geschäftsleitung von dem Vorhaben überzeugen konnte. Inzwischen kann der Mitarbeiter durch den Liegearbeitsplatz wieder in vollem Umfang im Büro tätig sein und die krankheitsbedingten Fehlzeiten konnten reduziert werden.
Kommentar des Mitarbeiters:
"Seit ich im Liegen arbeiten kann, hat sich meine Lebensqualität um mehr als 100 Prozent gesteigert."
Kommentar der Schwerbehindertenvertretung:
"Der Einsatz des Liegearbeitsplatzes macht sich bei uns bei den Fehlzeiten bemerkbar, aber auch durch die Entspanntheit vom Mitarbeiter im Arbeitsleben."
Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:
Der Mitarbeiter ist im Bereich des Waren- und Materialeinkauf an einem Bildschirmarbeitsplatz im Büro tätig. Behinderungsbedingt wurde der Arbeitsplatz als Steh-, Sitz- und Liegearbeitsplatz eingerichtet. Durch den Einsatz eines entsprechenden Hilfsmittels in Form eines speziellen Liegearbeitsstuhls kann er flexibel im Stehen, Sitzen oder Liegen arbeiten (vgl. Bild 1 bis 5). Der Mann arbeitet aber überwiegend liegend, um behinderungsbedingt Belastungen aufgrund der Arbeitshaltung für ihn zu minimieren.
Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:
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Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung
- EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
- EFL - Sitzen (längeres/vorgeneigt/Rotation)
- EFL - Stehen (längeres/vorgeneigt/Rotation)
- ELA - Sitzen
- ELA - Stehen
- ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
- ERGOS - Sitzen
- ERGOS - Stehen
- IMBA - Arbeitszeit
- IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
- IMBA - Sitzen
- IMBA - Stehen
Referenznummer:
PB/111219
Informationsstand: 28.06.2023